Promotionsstipendium: Dr. Inga Maria Michalczyk

Auswirkungen von Fragmentierung auf die genetische Struktur und Diversität von Juniperus communis L. im Rheinischen Schiefergebirge – Ein Beitrag zur Erhaltung genetischer Ressourcen und zur Etablierung von Zertifizierungssystemen

Genetische Diversität von Juniperus communis L. im Rheinischen Schiefergebirge

Der ehemals landschaftsbestimmende Wacholder (Juniperus communis L.) ist heute in vielen Ländern Europas nur noch in fragmentierten Populationen anzutreffen. Viele dieser Populationen weisen ein Naturverjüngungsdefizit und eine überalterte Vertikalstruktur auf.
Um den Wacholder als einen Vertreter der europäischen Kulturlandschaft zu erhalten, sind Restaurierungsmaßnahmen unabdingbar.

Durch den Einsatz unterschiedlicher DNA-Marker-Systeme, wurde versucht, die biogeographische Geschichte des Wacholders zu rekonstruieren und mögliche genetische Abstammungslinien in Europa zu identifizieren. Des Weiteren wurden Populationen auf genetische Effekte der Habitatfragmentierung hin überprüft.

Aufgrund der genetischen Daten und im Zusammenhang mit Kenntnissen aus anderen wissenschaftlichen Disziplinen wird vermutet, dass der Wacholder während der letzten Eiszeit in Zentraleuropa in zahlreichen kleinen Habitaten überdauerte. Für die Zeit zwischen der letzten maximalen Eisausdehnung bis heute werden periodisch auftretende Fragmentierungs- und Gründerereignisse als wahrscheinlich angesehen.

Die beachtlich hohe genetische Diversität und das Fehlen genetischer Flaschenhalseffekte sowie das Fehlen eines ‚isolation-by-distance’-Effektes deuten darauf hin, dass sich die heutige Habitatfragmentierung noch nicht auf die genetische Struktur und Diversität der Wacholderbestände ausgewirkt hat. Stattdessen wird vermutet, dass der Status der genetischen Diversität seit Beginn der Fragmentierung ‚festgefroren’ ist. Die genetische Diversität der Folgegenerationen ist im Vergleich zu den Altbeständen nicht reduziert, obwohl die palynologische Untersuchung auf stark lokal begrenzten Pollenflug hinweist.

Auf Grundlage der genetischen Ergebnisse erfolgte eine naturschutzfachliche Bewertung der untersuchten Populationen im Rheinischen Schiefergebirge. Hierfür wurde ein Leitbild aufgestellt, welches auf weit verbreiteten populationsökologischen und -genetischen Theorien basiert. Warum die Bewertung nicht zufriedenstellend ausfiel, wird im Rahmen der Arbeit detailliert diskutiert.

Aufgrund der vorliegenden genetischen Ergebnisse und des Naturverjüngungsdefizites in den Populationen bleibt es weiterhin ungewiss, ob sich die heutige Fragmentierung im Rheinischen Schiefergebirge in Zukunft negativ auswirken wird. Allerdings erscheint es als sehr wahrscheinlich, dass sich Populationen, die sich dauerhaft nicht verjüngen, durch sukzessives Sterben seneszenter Individuen verkleinern und in der Folge komplett aussterben werden.

Deshalb wurde ein genetisch begründeter Managementplan zur Restaurierung sich nicht verjüngender Wacholderpopulationen entwickelt. Er umfasst Leitlinien und Empfehlungen für die Sammelstrategie von Pflanzmaterial, für dessen Behandlung im Gewächshaus und für dessen Inverkehrbringen.

AZ: 20004/743

Zeitraum

01.01.2005 - 31.12.2007

Institut

Philipps-Universität Marburg
Fachbereich Biologie - Naturschutzbiologie
Arbeitsgruppe Conservation Biology

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Betreuer

Prof. Dr. Birgit Ziegenhagen