Landschaftszerschneidung in HessenStraßenverkehrsnetze haben zahlreiche Negativfolgen für wildlebende Tierarten: Ihnen droht der Verkehrstod durch Kollision mit Fahrzeugen, Straßen stellen eine Barriere für ihre Aktivitätsräume dar und beeinträchtigen Lebensräume durch vielfältige Störungen. Dessen ungeachtet nimmt das Straßennetz weltweit zu. Die Qualität bisheriger straßenökologischer Forschung hat dieses Dilemma mit verursacht, denn: (i) Die untersuchten Forschungsfragen waren meist von wenig Relevanz für die praktische Straßenplanung. (ii) Die gewählten Versuchsdesigns waren meist von geringer Qualität und erlaubten kaum abgesicherte Aussagen, aus denen sich brauchbare Empfehlungen für den praktischen Straßenbau ableiten ließen. (iii) Viele Studien untersuchen die lokalen Effekte einzelner Straßen, während landschaftliche Wirkungszusammenhänge selten betrachtet wurden ? ein Dilemma, da populationswirksame Effekte nur unter Berücksichtigung großräumiger Prozesse beurteilt werden können, und politische Entscheidungen meist auf der Landschaftsebene getroffen werden.______________________________________________________________________________Die Doktorarbeit wurde als kumulative Schrift online veröffentlicht:Roedenbeck, I.A.E. (2007). Landscape-scale Effects of Roads on Wildlife. Doktorarbeit. Justus-Liebig-Universität Giessen. [online] URL: http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2007/4761/pdf/RoedenbeckInga-2007-07-04.pdf_______________________________________________________________________________Sie enthält neben einer englischsprachigen Einleitung und zusammenfassenden Diskussion fünf Kernveröffentlichungen: (1) Die Vorstellung einer Agenda für zukünftige straßenökologische Forschung mit zwei Kernergebnissen: 1. Die Entwicklung von fünf zukunftsweisenden Forschungsfragen von hoher Relevanz für die praktische Straßenplanung. 2. Die Ausarbeitung von Versuchsdesigns, die für jede Forschungsfrage eine Antwort mit maximaler statistischer Aussagefähigkeit ermöglichen:- ROEDENBECK, I.A., FAHRIG, L., FINDLAY, C.S., HOULAHAN, J., JAEGER, J., KLAR, N., KRAMER-SCHADT, S. & E.A. VAN DER GRIFT (2007): The Rauischholzhausen agenda for road ecology. Ecology & Society 12(1): 11. [online] URL: http://www.ecologyandsociety.org/vol12/iss1/art11/(2) Ein Monitoring zum Umweltproblem Landschaftszerschneidung. In einer landesweiten Analyse im Bundesland Hessen wird die Zunahme des Verkehrswegenetzes von 1930 bis 2002 dokumentiert. Das auf Ebene von Regierungspräsidien, Landkreisen und Naturräumen durchgeführte Monitoring beruht auf dem Index effektive Maschenweite. Als Grundlage für jährliche Fortschreibungen wurden die Ergebnisse an das Hessische Landesamt für Umwelt und Geologie (HLUG) weitergereicht:- ROEDENBECK, I.A., ESSWEIN, H. & W. KÖHLER (2005): Landschaftszerschneidung in Hessen ? Entwicklung, Vergleich zu Baden-Württemberg und Trendanalyse als Grundlage für ein landesweites Monitoring. Naturschutz und Landschaftsplanung 37 (10): 293-300.(3) Erste empirische Ergebnisse zu den Effekten von Verkehrsnetzen auf Wildtiere. Die Untersuchung basiert auf einem Datensatz aus Hessen, und einem weiteren Datensatz aus dem schweizerischen Kanton Aargau. Die Ergebnisse: 1. Die Bestände von Reh (Capreolus capreolus), Wildschwein (Sus scrofa) und Fuchs (Vulpes vulpes) sind kleiner, je stärker ein Landkreis zerschnitten ist. Gleichzeitig steigen die Zahlen der im Verkehr getöteten Tiere. 2. Je größer die Dichte stark befahrener Hauptstraßen desto kleiner die Populationsdichten des Feldhasen (Lepus europaeus). – ROEDENBECK, I.A. & W. KÖHLER (2006): Effekte der Landschaftszerschneidung auf Unfallhäufigkeiten und Bestandsdichte von Wildtierpopulationen. Naturschutz und Landschaftsplanung 38 (10/11): 314-32.- ROEDENBECK, I.A. &. P. VOSER (2008): Effects of roads on spatial distribution, abundance and road mortality of brown hare (Lepus europaeus) in Switzerland. European Journal of Wildlife Research 54(3): 425-437. DOI 10.1007/s10344-007-0166-3. (4) Ein Modell zur Voraussage von Wildtierunfällen. Das Modell kann auf Grundlage von GIS-basierten Straßen- und Landschaftsdaten Schwerpunkte von Kollisionen zwischen Wildtieren und Fahrzeugen prognostizieren. Damit können Strategien zur Vermeidung von Wildunfällen an Unfallschwerpunkten gebündelt werden. Die Modelle sind eine wichtige Grundlage für ein Programm zur ?Entschneidung? des bestehenden Verkehrswegenetzes in Deutschland.- ROEDENBECK, I.A. & W. KÖHLER (2008): Predicting locations of wildlife-vehicle accidents in a Central European landscape. Ecology and Society (in review)._______________________________________________________________________________Weitere Veröffentlichungen werden unten genannt. Wesentlich ist ein Themenschwerpunktheft der Zeitschrift ?Naturschutz und Landshcaftsplanung?. Es wurde gemeinsam mit Dr. Jochen Jaeger herausgegeben und enthält die Tagungsbeiträge eines im Rahmen der Doktorarbeit ausgerichteten internationalen Fachworkshops ?Landscape-scale Effects of Roads on Biodiversity?. – ROEDENBECK, I.A. &. P. VOSER (2007): Verkehrsnetze ? Ein Problem für den Feldhasen? Umwelt Aargau 38: 17-20.- ROEDENBECK, I.A., JAEGER, J. (Eds.) (2006): Road Ecology. Special Issue of the Journal Naturschutz und Landschaftsplanung 38(10/11): 293-356.- ROEDENBECK, I. A. (2005): Entwicklung der Landschaftszerschneidung in Hessen von 1930 bis 2002. Statusbericht für das Hessische Landesamt für Umwelt und Geologie (HLUG), Giessen und Wiesbaden. [Online]: http://hlug.de/medien/nachhaltigkeit/dokumente/Roedenbeck_BerichtHistorie.pdf- ROEDENBECK, I. A. (2005): Landschaftszerschneidung in Hessen. GAIA 14(2): 152.