Krautschichtpflanzen als Indikator-Organismen für KlimawandelAktuelle Prognosen zur Klimaveränderung in Mitteleuropa in den kommenden 30-50 Jahren machen nicht nur eine Temperaturerhöhung um mehrere Grad wahrscheinlich, sondern gehen auch von einer sommerlichen Trockenheitsgefährdung aus. Temperaturerhöhung und ausbleibende Niederschläge dürften zu einer Abnahme der Luftfeuchte führen, die Pflanzen und Tiere beeinflussen könnte.Während über Faktoren wie Strahlung, Nährstoffversorgung und Bodenfeuchtigkeit zahlreiche Studien vorliegen, wurde der Einfluss der Luftfeuchtigkeit auf pflanzliches Wachstum und Physiologie lange Zeit nicht beachtet. Einige Untersuchungen machen jedoch deutlich, dass Luftfeuchte einen entscheidenden Einfluss auf das Wachstum und die Physiologie von Pflanzen hat. Trotzdem existieren bislang kaum Studien, die sich mit der Langzeitwirkung der Luftfeuchte auf pflanzliches Wachstum und Physiologie befassen. Außerdem wurden die meisten Untersuchungen unter Laborbedingungen durchgeführt und befassen sich überwiegend nicht mit Wildpflanzen. Aufgrund der genannten Lücken ist eine Prognose über Effekte einer veränderten Luftfeuchte im Zuge des Klimawandels auf pflanzliches Wachstum und Physiologie bisher nicht möglich.Zur Erforschung des Einflusses der Luftfeuchte auf pflanzliches Wachstum und Physiologie kann die Waldbodenvegetation als Modellökosystem dienen, weil hier häufig hohe Luftfeuchte herrscht und Waldbodenpflanzen sich an die am Waldboden herrschenden Umweltbedingungen angepasst haben. Veränderungen im Luftfeuchte- und Temperaturregime im Zuge des Klimawandels dürften die Waldbodenpflanzen daher in besonderem Maße treffen.Ziel der Dissertation ist es, mit einem kombinierten experimentellen (Labor und Freiland) Ansatz eine Prognose zur Wirkung eines lufttrockneren Klimas auf Baumverjüngung und Waldbodenvegetation erstellen zu können. Das Projekt kombiniert Freiland- und Laborexperiment. Dazu soll (A.) in einem Freilandexperiment mit open-top-Kammern und Trockenluftbegasung in einem Kalkbuchenwald die Luftfeuchte experimentell erniedrigt und ein trockeneres Klima im Wald simuliert werden. Dessen Einfluss auf die Pflanzenvitalität und Wachstum werden gemessen. (B.) In den Wintermonaten soll ein Wachstumsexperiment in Klimakammern an fünf ausgewählten Waldbodenkrautschichtarten und vier ausgewählten Baumarten in Kammern unterschiedlicher Luftfeuchte durchgeführt werden. Die Ergebnisse aus dem ersten Förderjahr zeigen, dass bei allen bisher untersuchten Arten ein Einfluss der Luftfeuchte auf pflanzliches Wachstum und Physiologie stattfand. So führte eine niedrige Luftfeuchte zur Abnahme des Blattwasserpotenzials und der Blattleitfähigkeit, sowie zu höheren Transpirationsraten bei fast allen Arten. Des Weiteren zeigte sich, dass sich niedrige Luftfeuchte negativ auf die Biomasseproduktion, die Gesamtblattfläche und die Blattzahl ausübt.