Störfallmanagement für Trinkwasser (HACCP)
Prinzipien der Qualitätssicherung werden in der Trinkwasserversorgung schon seit Jahren angewendet, sei es die Anwendung des Multi-Barrieren-Systems oder die Durchführung von regelmäßigen Qualitätsuntersuchungen. In Ländern mit hohem Trinkwasserqualitätsniveau wurde der Schwerpunkt der Ressourcenüberwachung vom Einzugsgebiet bis hin zum Verbraucher gelegt. Die neuen Trinkwasser-leitlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordern nun verstärkt ein präventives, prozess-orientiertes, umfassendes Qualitätsmanagement (Water Safety Plan), das jede Stufe des Ressourcenschutzes berücksichtigt und die in der Versorgungskette vom Einzugsgebiet bis zum Verbraucher identifizierten Risiken durch eine enge Steuerung der Prozesse beherrscht. Im ersten Teil des Forschungsvorhabens soll zunächst die Relevanz wichtiger in Diskussion stehender veränderter Risikofaktoren (v.a. Klimawandel, Wasserhaushalt, Urbanisierung, neue Krankheitserreger, Bioterrorismus) für die Trinkwasserversorgung in Deutschland untersucht werden. In dem zweiten Teil des Forschungsvorhabens wird am Beispiel eines Wasserversorgungsunternehmens ein Water Safety Plan (WSP) schwerpunktmäßig für die Trinkwassergewinnung entwickelt und implementiert. Als konzeptioneller Rahmen wird hierbei das Hazard Analysis and Critical Control Point (HACCP) System angewendet, ein Verfahren aus der Lebensmitteltechnologie, nach dem mög-liche Gefährdungen der Produktqualität während des gesamten Produktionsprozesses identifiziert und kritische Steuerungspunkte festgelegt werden. Die Etablierung kritischer Steuerungspunkte (critical control points) wird schwerpunktmäßig für die Trinkwassergewinnung im Wassereinzugsgebiet durchgeführt. Die Charakterisierung des Einzugsgebietes der Wasserversorgung, darunter geologische und hydrogeologische Bedingungen, die hygienisch-mikrobiologische Analyse der Grund- und Rohwasserdaten sowie die Erfassung möglicher Gefährdungspotenziale erfolgen maßgeblich mit Hilfe Geographischer Informationssysteme. Räumliche Analysemethoden, darunter statistische und nicht statistische Interpolationsverfahren, aber auch Punktdichteanalysen leisten einen wesentlichen Beitrag zur Identifikation von Gefährdungen. Ziel ist es, einzelne Gefahrenanalysen zu erstellen, auf deren Basis Monitoring- und Managementpläne entwickelt werden können. Zu den Präventionsmaßnahmen zählen die Sicherstellung der Qualität, von Struktur und Prozessen sowie die Verifizierung und Validierung dieser Qualitätskriterien. Darüber hinaus wird untersucht, inwieweit die Integration Geographischer Informationssysteme einen gelungenen Beitrag im Rahmen des Water Safety Plans darstellt. Die Entwicklung eines solchen funktionsfähigen GIS-gestützten Water Safety Plans umfasst die Identifikation neuer Gefährdungen im Einzugsgebiet sowie deren Bewertung, die Konkretisierung des WSPs auf dieses Pilotunternehmen, die Durchführung einer Quantitativen Risikoabschätzung (QRA) und die Konzeption eines praxisnahen Geographischen Informationssystems. Die Implementierung des WSPs bei ei-nem Wasserversorgungsunternehmen führt zu einer ersten Bewertung des Konzeptes. Die Prinzipien des WSPs ermöglichen ein systematisches Vorgehen, welches im laufenden Prozess überprüft wird. Geographische Informationssysteme leisten dabei eine notwendige Unterstützung zur Analyse raum-zeitlicher Prozesse im Rahmen der Gefahrenbewertung und der Durchführung von Prüf- und Überwachungsmaßnahmen.