Private UmweltpolitikIn einer Abkehr vom vorherrschenden Paradigma des Neorealismus analysieren eine Reihen von politikwissenschaftlichen Autoren die Veränderung der internationalen Beziehungen zur Weltpolitik. Politische Autorität bleibt nicht mehr allein auf den staatlichen- und zwischenstaatlichen (inter-nationalen) Raum beschränkt, sondern verbreitet sich ? getragen von einer Vielzahl neuartiger Akteure ? zunehmend in transnationalen Netzwerken. Unter dem Stichwort Global Governance rückte diese Pluralisierung und Privatisierung der Akteursstruktur in den internationalen Beziehungen in den Mittelpunkt politikwissenschaftlicher Forschung. Ausgehend vom Phänomen des Globalen Wandels ? verstanden als Verschränkung globaler Umweltveränderungen, ökonomischer Globalisierung, kultureller Transformation und einem wachsenden Nord-Süd-Gefälle ? stellt sich die Frage nach der verbliebenen Steuerungsfähigkeit des Westfälischen Systems autonomer Nationalstaaten in Zeiten grenzüberschreitender sozialer und ökologischer Risiken. Im Bereich der Umweltpolitik standen lange Zeit zwischenstaatliche Verhandlungsprozesse und die von ihnen ausgehandelten internationalen Abkommen im Mittelpunkt des Interesses von Wissenschaft und Politik. Nicht erst seit dem Scheitern einer weltweit anerkannten Regelung zur Stabilisierung des Klimas und den ernüchternden Ergebnissen des Weltgipfels von Johannesburg wird der Erfolg zwischenstaatlicher Regelungen und die Etablierung von Regimen zum Schutz der Umwelt in Frage gestellt. Neue Formen politischer Steuerung jenseits des Nationalstaates treten neben die etablierten Weltkonferenzen und Verhandlungsrunden. In Verbindung mit der verstärkten Gestaltungsmacht nicht-staatlicher Akteure stellt sich grundlegend die Frage nach dem Ort politischer Autorität und damit nach der Struktur internationaler Politik zu Beginn des 21. Jahrhunderts.Das vorgestellte Dissertationsvorhaben fragt im Kontext von Global Change und Global Governance nach neuartigen Kooperationen zwischen NGOs und Transnationalen Konzernen, die über die bisher bekannte Zusammenarbeit in öffentlichen Politiknetzwerken hinausgehen. Im Mittelpunkt steht die Frage nach der Entstehung, Struktur und Effektivität solcher privater transnationaler Partnerschaften im Bereich der Umweltpolitik und ihre Bedeutung für die sich im Wandel befindende Struktur internationaler Politik. Methodologisch orientiert sich die Arbeit am Ideal der context-rich case studies, qualitativer sozialwissenschaftlicher Studien zur Erhebung von Daten in komplexen Netzwerken.