Energieeintrag durch Radiowellen
Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doktor-Ingenieur (Dr.-Ing.) vorgelegt der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen-Technischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg
verteidigt am 03.08.2005
In der chemisch-physikalischen Verfahrenstechnik und der Umwelttechnik sind katalytische und adsorptive Verfahren zur Herstellung und Rückgewinnung von Produkten und Wertstoffen sowie zum Rückhalt und Abbau von Schadstoffen weit verbreitet. Die Temperatur stellt bei diesen Prozessen eine wesentliche Steuergröße dar, da sie sowohl die Reaktions- und Transportgeschwindigkeiten als auch die Lage von Adsorptions-/Desorptions-Gleichgewichten bestimmt. Zur thermischen Desorption bzw. Regeneration beladener Adsorbenzien ist ebenso eine Erwärmung erforderlich wie zur Einstellung der Arbeitstemperatur geträgerter Katalysatoren. Die auf der Absorption von Mikro- und Radiowellen basierenden dielektrischen Erwärmungsverfahren bieten die einmalige Möglichkeit ein weites Spektrum verschiedener Feststoffe schnell und effizient zu erwärmen. Durch die von äußeren Stoffströmen und Energieträgern unabhängige direkte Erwärmung der Adsorbenzien und Katalysatoren kann sehr flexibel und spontan auf sich ändernde Betriebsbedingungen reagiert werden. Für die Anwendung im technischen Maßstab bietet sich das Verfahren der Radiowellenerwärmung an.
Mit den durchgeführten Untersuchungen sollten die Grundlagen für die Anwendung von Radiowellen zur Erwärmung etablierter kommerzieller Adsorbenzien und Katalysatoren geschaffen und klare Befunde über die Möglichkeit zur stoffselektiven Erwärmung von Katalysatorclustern und polaren Adsorbaten durch Radio- und Mikrowellen gegeben bzw. die dafür notwendigen Bedingungen bestimmt werden.
Adsorbenzien, wie Aktivkohlen und Zeolithe, konnten bis in den kleintechnischen Maßstab hinein homogen und schnell erwärmt werden. Die Übertragungsverluste waren vernachlässigbar.
Eine stoffselektive Erwärmung von Katalysatorclustern mit einer Größe von ca. 100 nm durch Radio- und Mikrowellen konnte selbst unter den optimalen Bedingungen im Hochvakuum, unter denen kein Wärmeaustausch über die Gasphase erfolgt, nicht nachgewiesen werden. Erst ab einer Partikelgröße von mehreren Mikrometern wurden einzelne Zeolithpartikel in einer Matrix selektiv im Hochvakuum erwärmt. Unter Umgebungsdruckbedingungen war eine signifikante Überhitzung einzelner Zeolithpartikel erst ab einer Partikelgröße von mehreren Millimetern möglich.
Polare Adsorbate bewirken zumeist eine Erhöhung der effektiven dielektrischen Verluste der Adsorbenzien, wodurch deren dielektrische Erwärmung mitunter erst möglich wird. Damit kann ein stationärer Temperaturunterschied zwischen beladenen und unbeladenen Bereichen der Adsorbenzien auch bei Umgebungsdruck etabliert werden. Durch die Radio- und Mikrowellenerwärmung wurde jedoch selbst im Hochvakuum keine selektive Desorption polarer Adsorbate (Ammoniak, Wasser) gegenüber unpolaren Adsorbaten (z.B. Pentan) erreicht.
Theoretische Untersuchungen zeigen in Übereinstimmung mit den Ergebnissen der experimentellen Untersuchungen, dass eine selektive Erwärmung einzelner Partikel unter Umgebungsdruckbedingungen selbst bei optimalen dielektrischen Eigenschaften erst ab einer Partikelgröße im Millimeterbereich möglich ist.