Anthropogene Eingriffe haben nicht nur die Wasserqualität und die Gewässerstruktur, sondern auch die Temperaturverhältnisse in Fließgewässern maßgeblich modifiziert. Der Tiefenwasserablass von Talsperren oder Einleitungen industriellen Kühlwassers, auch die Veränderung der Ufergehölze und Eingriffe in den Grundwasserhaushalt haben zur Folge, daß der Temperaturhaushalt nicht mehr den natürlichen Verhältnissen entspricht. Trotzdem gibt es nur wenige detaillierte Untersuchungen darüber, wie weitreichend anthropogene thermische Veränderungen sind.
Neben der Strömung wird die Wassertemperatur allgemein als Faktor angesehen, der die Zusammensetzung der Lebensgemeinschaften des Makrozoobenthos von Fließgewässern maßgeblich bestimmen kann, denn auf organismischer und ökosystemarer Ebene sind Produktivitätsparameter wie Wachstum, Entwicklungszeiten und Lebenszyklus vieler Arten von der Temperatur bestimmt. Trotz der zahlreichen Studien unter Laborbedingungen an einzelnen Tierarten gibt es jedoch nur wenig Information, inwieweit Temperaturänderungen auch im Freiland Auswirkungen auf die Fauna, insbesondere auf die Lebensgemeinschaft, haben.
Unter diesem Aspekt werden in der vorliegenden Arbeit folgende Themen bearbeitet:
1. Eine thermische Charakterisierung zweier Fließgewässertypen im Mittelgebirge – Untersuchung verschiedener Temperaturparameter.
2. Charakterisierung der thermischen Verhältnisse eines anthropogen beeinflussten Fließgewässers im Längsverlauf: Zufluss von Wasser aus Talsperren und weiter flussabwärts Einleitung von Kühlwasser aus einem Wärmekraftwerk. Beobachtung des Wachstums einer Köcherfliegenlarve an den thermisch unterschiedlichen Probestellen.
3. Untersuchung der Strukturen der Makrozoobenthos-Lebensgemeinschaften unter dem Aspekt der Temperatur im Vergleich zu anderen Habitat-Parametern mit multivariaten Methoden.