Promotionsstipendium: Dr. Sven Rudolph

Zur politischen Ökonomie einer Strategie handelbarer Emissionszertifikate im Umweltbereich – ein interdisziplinärer Erklärungsansatz und dessen empirische Relevanz

Emissionszertifikate im UmweltbereichSven Rudolph (20059: Handelbare Emissionslizenzen – Die politische Ökonomie eines umweltökonomischen Instruments in Theorie und Praxis. Marburg: Metropolis.Den Anlass der Untersuchung stellt die in der Vergangenheit außerhalb der USA vernachlässigte, aber durch den EU-Emissionshandel mit Treibhausgasen aktuell erwogene Nutzung des umweltpolitischen Instruments handelbarer Emissionslizenzen in der praktischen Umweltpolitik dar. Auch die wissenschaftliche Untersuchung dieses Instruments ist im Vergleich zu anderen Instrumenten unterentwickelt, wobei besonderer Nachholbedarf bei der Analyse der politischen Durchsetzbarkeit besteht.Zunächst weist eine theoriegeleitete ökonomische Analyse die objektive Problemslösungskapazität der Lizenzlösung ? ökologische Effektivität, ökonomische Effizienz ? nach, die in einem nächsten Schritt anhand selbst erhobener Daten aus den USA auch empirisch bestätigt wird. Ökonomische und ökologische Erfolgsbedingungen des Einsatzes der Lizenzlösung werden erarbeitet.Wie die polit-ökonomische Analyse zeigt, sind die politischen Durchsetzungschancen einer Lizenzlösung aufgrund eigennutzmaximierenden Verhaltens der umweltpolitischen Akteure und deren Machtverteilung in der Theorie allerdings gering. Nun zeigen die Erfahrungen in den USA jedoch, dass die Lizenzlösung durchaus politisch durchsetzbar ist. Anhand dieser Erfahrungen werden mittels qualitativer Experteninterviews in den USA politische Erfolgsbedingungen erarbeitet.Die empirische Untersuchung zeigt zudem, dass ökonomische Erklärungsansätze politischer Entscheidungsprozesse defizitär sind. Ein aus den Umweltpolitikwissenschaften ergänzter Erklärungsansatz stellt eine sinnvollere Heuristik dar. Die Anwendung dieser umfassenderen Umweltpolitiktheorie auf die umweltpolitische Instrumentenwahl in Deutschland zeigt, warum die Umweltpolitik in Deutschland bisher weitgehend auf den Einsatz handelbarer Emissionslizenzen verzichtete und warum gerade ab dem Jahr 2000 ein EU-Emissionshandel mit Treibhausgasen politisch durchsetzbar erscheint.Die Untersuchung beantwortet damit sowohl theoretisch als auch empirisch insgesamt drei zentrale Fragen: Warum fielen umweltpolitische Instrumentenentscheidungen in Deutschland bisher zuungunsten der Lizenzlösung? Welches sind die ökologischen, ökonomischen und politischen Erfolgsbedingungen der Lizenzlösung? Wie können umweltpolitische Entscheidungsprozesse umfassend verstanden, prognostiziert und beeinflusst werden?

AZ: 20000/020

Zeitraum

01.05.2000 - 30.04.2003

Institut

Universität Gesamthochschule Kassel
Theorie öffentlicher und privater Unternehmen
Fachbereich 7 Wirtschaftswissenschaften

Betreuer

Prof. Dr. Hans G. Nutzinger