Kooperation zur partizipativen Zielfindung bei regionalen AgrarumweltproblemenPartizipation für eine nachhaltige Entwicklung der Landwirtschaft Analyse der Einflussfaktoren auf die Entscheidungsprozesse in Agrar-Umwelt-Foren aus institutionenökomischer und gruppensoziologischer PerspektiveZusammenfassungZiel der Arbeit ist es, die Zusammenhänge zwischen internen Prozessen im Partizipationsverfahren und den etablierten lokalen Institutionen im Umgang mit den jeweiligen Umweltressourcen aufzuzeigen.Die vorliegende Untersuchung foccusiert auf ein Partizipationsverfahren und untersucht verschiedene Faktoren, die Einfluss auf die Entscheidungsfindung haben können und wie sich die Wirkungen erklären lassen. Gegenstand der Untersuchung ist ein spezifisches Partizipationsverfahren: Das Agrar-Umwelt-Forum. In diesen Foren kamen verschiedene Akteursgruppen (z.B. Landwirte, Umwelt- und Naturschützer, Amtsvertretern) auf regionaler Ebene zusammen, um miteinander über Lösungen für Agrarumweltprobleme zu diskutieren und regional angepasste Agrarumweltprogramme vorschlagen. Das durch eine interdisziplinäre Gruppe von Wissenschaftlern initiierte und organisierte Forum wurde in zwei Regionen Brandenburgs ins Leben gerufen und bis zum Jahr 2002 organisiert. In beiden Foren wurde gemeinsam mit den Teilnehmern Projektskizzen entwickelt, deren Vorschläge jedoch nicht durch die entsprechenden Behörden umgesetzt wurden. Die Mehrheit der befragten Akteure zeigten sich nach Abschluss des Projektes mit verschiedenen Aspekten des Projektes unzufrieden.Zur Untersuchung der externen und internen Zusammenhänge verschiedener Einflüsse auf die Partizipationsergebnisse wurde ein Analyserahmen entwickelt, der sowohl Einflussfaktoren identifiziert, die sich aus gruppensoziologischen Annahmen ergeben (u.a. Charakteristika der Teilnehmer, die Gruppenzusammensetzung und die Prozessgestaltung) und solche, die aus institutionentheoretischer Perspektive relevant sind für das entstehen neuer bzw. für die Persistenz etablierter Institutionen (u.a. physische und materielle Bedingungen der behandelten Umweltprobleme, Kennzeichen der Kultur und formale und informelle Verfügungsrechte). Aus diesem Analyserahmen wurde ein umfangreicher Indikatorenkatalog entwickelt, der als Grundlage zur qualitativen empirischen Untersuchung der Fallstudien diente. Zur Erhebung der empirischen Daten führte ich Beobachtungen, Dokumentenanalysen und leitfadengestützte Intensivinterviews durch. Um beide Foren miteinander vergleichen zu können entwickelte ich Beschreibungsmerkmale der Foren: Teilnehmer und Repräsentativität, Arbeitsroutinen (Art der Themenauswahl, Inhalte der Diskussionsstruktur, Art der Entscheidungsfindungen) Gruppenprozesse (Sprachangleichung, Diskussionskultur, Gruppenphase, Konfomitätsdruck), formale (Pläne, Projekte, Maßnahmen) und informelle Ergebnisse (Lerneffekte, Gruppenzufriedenheit). Die Analyse der Fallbeispiele zeigt deutlich, dass die untersuchten gesellschaftlich etablierten Institutionen und hier insbesondere ?Ideologien? der Teilnehmer einen wesentlichen Einfluss auf die Ergebnisse des Forums ausübten. In den untersuchten Fallbeispielen haben vermutlich wesentlich die unzureichende Beachtung der negativen Vertrauensverhältnisse zwischen Akteuren der Landwirtschaft und des Umweltschutzes, sowie zur konstitutionellen Ebene und negative Erfahrungen mit Partizipationsprozessen, ebenso die unzureichende Berücksichtigung und Einbindung der Pächter/Verpächter Verhältnisse und der informellen Verfügungsrechtsstrukturen, die komplexen und spezifischen Eigenschaften der Umweltprobleme und schließlich die sehr hoch gesteckten Erwartungen des Projektmanagements (dass die Projektergebnisse tatsächlich finanziert werden können) dazu geführt, dass die gewählten Aufgaben und Zielstellungen nicht den Fähigkeiten bzw. dem Anspruch der Gruppe genügten und der Informationsaustausch nur unzureichend organisiert werden konnte. Aus gruppensoziologischer Perspektive gewann unter den externen und internen Prozessmerkmalen der Status der Teilnehmer sowie stereotypische Einstellungen gegenüber den Gruppenteilnehmern einen hohen Einfluss auf den Konformitätsdruck in der Gruppe und führte so nur zu suboptimalen Gruppenergebnissen. Für zukünftige Partizipationsprojekte bedeuten diese Untersuchungsergebnisse u.a., dass die Aufgaben und Ziele der Partizipation so zu wählen sind, dass sie die vorgefundenen institutionellen Strukturen angemessen berücksichtigen. In meiner Arbeit habe ich hierzu einige Vorschläge entwickelt.