Promotionsstipendium: Dr. Regina Paul

Zur Verhaltensökologie der Europäischen Sumpfschildkröte (Emys orbicularis, L.) in Brandenburg

Zur Verhaltensökologie der Europäischen Sumpfschildkröte (Emys orbicularis, L.) in Brandenburg

Die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) besiedelt ein weites Verbreitungsareal, das sich von der Iberischen Halbinsel und Nordafrika über fast das gesamte Europa bis zum Aralsee in Zentralasien erstreckt. Ausgenommen sind hiervon nur Skandinavien und England, so dass sich die deutschen Populationen im nördlichen Arealteil befinden. Berichte über den intensiven Handel mit Sumpfschildkröten in vorigen Jahrhunderten sind ein deutlicher Hinweis, dass es sich bei den deutschen Vorkommen nicht um Randvorkommen mit natürlicherweise geringer Populationsgröße handelt. Heute sind die Sumpfschildkröten in Deutschland akut vom Aussterben bedroht. Eine Vielzahl von anthropogenen Einflüssen haben sich negativ auf die Schildkrötenbestände ausgewirkt. An erster Stelle ist hier der Verlust von Lebensraum und der Fang von Schildkröten zu nennen. Inzwischen werden die Größen der brandenburgischen Vorkommen auf je maximal 10-15 Tiere geschätzt. Selbst bei optimalen Lebensbedingungen ist abzusehen, dass diese Vorkommen aufgrund von demographischen Zufallsprozessen in naher Zukunft ausgestorben sein werden, wenn Schutzmaßnahmen erfolglos bleiben. Das Ziel vorliegender Arbeit ist es daher, Naturschutzmaßnahmen für ein ausgewähltes Vorkommen von Emys orbicularis orbicularis zu entwickeln, die ein effektives Wachstum auf eine sich selbständig erhaltende Populationsgröße hin ermöglichen. Hierzu wurden vier Themenbereiche bearbeitet.Um grundlegende Daten im Hinblick auf populationsdynamische Prozesse der untersuchten Population zu erhalten, wurden die Populationsgröße, das Geschlechterverhältnis und die Brutbiologie der Schildkröten erfaßt. Die Raumnutzung der Schildkröten wurde hinsichtlich saisonaler und individueller Unterschiede untersucht. Eine Gefährdungsgradanalyse (PVA) wurde durchgeführt, um die für die Populationsentwicklung ausschlaggebenden Faktoren herauszuarbeiten. Hierzu wurde ein computergestütztes Simulationsmodell (EMYS-I) entwickelt, da es bei der Langlebigkeit der Schildkröten nicht möglich ist, die Populationsentwicklung allein anhand der Felddaten abzuschätzen. Mit Hilfe des Modells wurde der Einfluss verschiedener Schutzmaßnahmen auf das Wachstum der untersuchten Population abgeschätzt. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse wurde ein Schutz- und Monitoring-Konzept entwickelt und Grundbedingungen für eine erfolgreiche Umsetzung dargelegt.

AZ: 06000/494

Zeitraum

01.07.1998 - 30.06.2001

Institut

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Betreuer

Prof. Dr. J. Parzefall