Potentiale erneuerbarer Energiequellen in Sachsen unter verschiedenen Szenarien der zukünftigen Einb
Die Entwicklung der Elektrizitätswirtschaft ist weltweit wie auch in Deutschland an einem Wendepunkt angelangt. Die Entwicklung neuer Technologien, die Öffnung und Verflechtung der nationalen Märkte, die grenzüberschreitenden energiebedingten Umweltprobleme und die zunehmende Ressourcenknappheit werden in der Zukunft bislang unbekannte Anforderungen an das Versorgungssystem hervorbringen, denen sich auch die Technologiepolitik zu stellen hat; die Bewältigung dieser Aufgabe zu unterstützen, war ein Ziel dieser Arbeit.
Wenngleich somit eine Grundsatzaussage zur Förderbarkeit der Markteinführung der be-trachteten jungen Technologien getroffen ist, bleibt dennoch die Aufgabe einer adäquaten Gestaltung dieser Politik – in Abstimmung mit der tangierten Umwelt- und Energiepolitik – bestehen. Auch diese Arbeit bietet hierzu – aufgrund des noch nicht klar erkennbaren künf-tigen Rahmens der Energiewirtschaft – keine abschließende operationalisierende Aussage.
Doch wurde mit dem Kriterium der Entriegelungseffizienz – als zweitem theoretischen Haupt-konzept dieser Arbeit – ein operationalisierbares Mittel für die Bewertung früherer Politik-maßnahmen und die künftige Gestaltung einer effizienten Politik entwickelt. Demzufolge ist Effizienz eines staatlichen Instrumentariums in Minimalität, Befristung und positivem gesell-schaftlichem Netto-Nutzen der Politik zu sehen. Auch konnte konkretisiert werden, daß die maximale Befristung eines entriegelungseffizienten politischen Instrumentariums auf einen Investitionszyklus der betrachteten Technologie anzusetzen ist, sofern ausschließlich Lern- und Netzwerkeffekte die Kostendynamik beeinflussen.
Mit diesen Ergebnissen gelang es, die bisherige Technologie- bzw. Markteinführungspolitik für Wind- und Solarenergieanwendungen in Deutschland sowie die Pläne ihrer Fortführung unter den Umständen einer deregulierten Elektrizitätswirtschaft einer Beurteilung zu unterzie-hen. Die ex-ante-Gestaltung eines angemessenen politischen Instrumentariums aber wird einer detaillierten Anpassung des dargelegten Mastergleichungssystems bedürfen, die akteursgrup-penspezifisch das prognostizierbare Entscheidungsverhalten abbildet. Angesichts der gegen-wärtigen Zukunftsoffenheit der elektrizitätswirtschaftlichen Rahmenbedingungen konnte im Rahmen dieser Arbeit kein Vorschlag erarbeitet werden, der alle diese Anforderungen erfüllt und für die Vielzahl möglicher Pfade der Energiegesetzgebung und der daraus resultierenden Veränderungen der Marktstruktur ausdifferenziert ist. Dies zu vertiefen, wird eine der vorran-gigen Aufgaben von weiterführenden Untersuchungen sein.
Zum Vergleich mit der deutschen Photovoltaikpolitik wurde eine knappe Charakterisierung ihres japanischen Gegenstücks unternommen. Während der deutschen Politik der PV-Anwen-dungsförderung – im Gegensatz zur Windenergiepolitik – v.a. wegen ihrer Unstetigkeit und mangelnden Orientierung an der Erreichbarkeit selbsttragender Entwicklungen – bis zum ge-genwärtigen Zeitpunkt nach unserem Kriterium keine ex-post-Entriegelungseffizienz zuge-sprochen werden kann, konzipierte die japanische Regierung eine ehrgeizige PV-Markteinfüh-rungspolitik im Rahmen des New-Sunshine- Programme. Dieses Programm ist an der Er-reichbarkeit einer selbsttragenden Ausbreitung der Solarenergienutzung bis zum Jahr 2020 konzipiert. Mit der Forderung nach Langfristigkeit bei gleichzeitiger Befristung erfüllt das Programm eine wesentliche Grundanforderung an ex-ante entriegelungseffiziente Instrumen-tarien, die die deutsche PV-Politik nicht aufweist. Allerdings erscheinen einige der dieser Po-litik zugrundeliegenden Annahmen als äußerst optimistisch und mögen daher den Charakter einer intentional prediction im Sinne einer self-fulfilling prophecy besitzen.
Gerade da die im Rahmen dieser Arbeit eingesetzten Konzepte evolutionsökonomischen Cha-rakter tragen und damit nichtstatisch sind, sind ihnen die Beschränkungen aller Prognosen zueigen. So konnten nichtinkrementelle technische Fortschritte sowohl bei den fossil-nuklea-ren wie auch den regenerativen Technologien (per definitionem) nicht prognostiziert und da-mit nicht zur Erklärung eingesetzt werden; auch mußte der räumliche Fokus stark einge-schränkt werden. Veränderungen der Marktstruktur wurden nahezu völlig außer Betracht ge-lassen.
Dennoch verdeutlichen die Ergebnisse die Plausibilität von Pfadabhängigkeiten und Ausrie-gelungseffekten innerhalb der Elektrizitätswirtschaft; den theoretischen Hintergrund hierfür geschaffen und die Umsetzung des Modells in zwei Fallstudien erreicht zu haben, war das wesentliche Ziel dieser Arbeit. Auch wenn sich die ermittelten Aussagen ex post im Falle der regenerativen Energieträger nicht bestätigen sollten, weisen sie doch auf strukturelle Träghei-ten des energiewirtschaftlichen Versorgungssystems hin, die eine optimale Anpassung an künftige Anforderungen behindern könnte. Weiterführende Untersuchungen sollten derartige Risiken sowohl in der Elektrizitätswirtschaft wie in vergleichbaren Branchen detailliert analy-sieren.