MOE-Fellowship

Tim Heidelk

Integration des Schutzes waldestypischer Kryptogamen (Flechten, Moose) in die Forstwirtschaft im mitteleuropäischen Binnentiefland

Ziel und Ansatz

Ziel des Projektes ist die Erarbeitung von Managementempfehlungen für die Bewirtschaftung von Wäldern des mitteleuropäischen Binnentieflandes mit Blick auf den Schutz rindenbewohnender (epiphytischer) Kryptogamen (Flechten, Moose). Da der Großteil der deutschen und polnischen Waldflächen einer Bewirtschaftung unterliegt und auch weiterhin unterliegen wird, ist die Integration von Artenschutzmaßnahmen von besonderer Bedeutung für den Erhalt der Biodiversität im Waldbereich. Flechten und Moose sind dabei zwei der vielfältigsten Artengruppen. Die Datenerhebung erfolgte auf einem 100 km breiten Geländestreifen entlang der deutsch-polnischen Grenze (Nord-Süd: Berlin bis Zittau). In diesem Gebiet wurde über einen teilrandomisierten Ansatz per GIS und Geländebegehungen explizit nach Waldstrukturen gesucht, die für das Vorkommen rindenbewohnender Flechten und Moose interessant waren. Beprobt wurden 1 ha große Flächen über die intensive Begehung der gesamten Fläche und Erfassung aller auftretenden Epiphyten.

Ergebnisse (Stand: 09.11.2023)

Nach Abschluss der diesjährigen Datenerhebungen konnten insgesamt 184 Untersuchungsflächen beprobt werden. 172 verschiedene Flechten- und Moostaxa ließen sich auf diesen Flächen epiphytisch nachweisen. Die vorläufige Auswertung der Daten der ersten 100 Untersuchungsflächen des Vorjahres zeigt bereits interessante Ergebnisse. So erscheinen insbesondere junge Eichen- und Lärchenwälder für den Flechtenschutz im Wirtschaftswald als überaus relevant. Deutschlandweit gefährdete, stark gefährdete oder vom Aussterben bedrohte Arten der Bartflechtengattungen Bryoria und Usnea treten überwiegend in derartigen Waldstrukturen auf. Für den Schutz diverser Moosarten bieten hingegen ältere Laubwälder ein geeigneteres Habitat. Von den nachgewiesenen Moosarten ist Orthotrichum scanicum, deren Nachweis an einer einzelnen Weide (Salix spec.) innerhalb eines Kiefernbestandes erbracht wurde, als die einzige deutschlandweit gefährdete Art anzusehen. Zusätzlich konnte Orthotrichum rogeri, eine Art des Anhangs II der FFH-Richtlinie, innerhalb eines Kiefern-Eichen-Mischbestandes erfasst werden. Die Ergebnisse zeigen, dass bereits die einzelbaumweise Beimischung von beispielsweise Eiche, Birke, Ahorn oder Weichlaubhölzern einen sehr positiven Effekt auf die Diversität rindenbewohnender Flechten und Moose im Wirtschaftswald haben kann. Entsprechend sind Schutzmaßnahmen potenziell schon über sehr kleinflächige Eingriffe zu realisieren. Das bietet sowohl für Privatwaldbesitzer als auch Staatsforstbetriebe geeignete Ansatzpunkte, um einen Beitrag für den Artenschutz zu leisten.


Übersicht

Förderzeitraum

01.10.2021 - 30.11.2024

Institut

TU Dresden IHI Zittau Lehrstuhl für Biodiversität der Pflanzen

Betreuer

Prof. Dr. Karsten Wesche

Kontakt

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