HebPlanet - Hebammen für Planetare Gesundheit:
In den letzten Jahren sieht sich die Menschheit mit einer planetaren Dreifachkrise von enormen Ausmaßen konfrontiert. Der Klimawandel, der Verlust der biologischen Vielfalt und die zunehmende Umweltverschmutzung gehen mit zahlreichen negativen Gesundheitsfolgen einher – insbesondere für vulnerable Gruppen wie Schwangere, Stillende, ungeborene Kinder und Säuglinge.
Hebammen spielen für diese Bevölkerungsgruppen eine wesentliche Rolle, da sie Familien in einer sehr sensiblen Lebensphase eng – und auch in ihrem häuslichen Umfeld aufsuchend – über einen längeren Zeitraum begleiten. Dabei arbeiten Hebammen auch interdisziplinär, können durch ihre Tätigkeit in sensiblen Lebensphasen als Change Agents und Multiplikator*innen für Planetary Health fungieren und damit zu Gesundheitsförderung und Umweltentlastung bei jungen Familien beitragen. Die Akademisierung der Hebammenausbildung und die damit einhergehende Neugestaltung von Lehrmodulen in den primärqualifizierenden wie auch in den Masterstudiengängen bietet eine optimale Gelegenheit für die Implementierung von Planetary Health Lehrinhalten, auch im Hinblick auf die studiengangübergreifenden Veranstaltungen, z.B. mit Medizinstudierenden.
Jedoch sind Planetary Health Themen im Studium zur Hebamme bislang nicht oder nur unzureichend systematisch integriert. Zudem erfolgte bislang keine Erhebung des Wissens- und Kompetenzzuwachses zu Planetary Health und nachhaltiger Gesundheitsversorgung bei Hebammenstudierenden.
Ziel des Vorhabens ist die Entwicklung und Verankerung eines Planetary Health Curriculums für, bzw. in, das Studium zur Hebamme. Das übergeordnete Ziel ist, künftige Hebammen zu planetarer Gesundheitskompetenz in ihrem beruflichen Handeln zu befähigen. Dadurch soll ihr Wissen und ihre Kompetenzen zu Planetary Health gestärkt werden, um das Finden, Verstehen, Bewerten und Anwenden, bzw. die Integration in den (beruflichen) Alltag von Informationen zu Planetary Health zu fördern. Somit sollen Hebammen zu transformativen Handlungs- und Nachhaltigkeitskompetenzen ausgebildet werden um Gesundheit und Umwelt in der jetzigen wie in künftigen Generationen zu fördern. Themen und Handlungsfelder wie klimasensible Gesundheitsberatung von Schwangeren und jungen Familien zu nachhaltiger Ernährung, aktiver Mobilität und Konsumverhalten sowie eine nachhaltige und ressourcenschonende Berufspraxis von Hebammen stehen dabei im Vordergrund.
Das Projekt ist in vier Arbeitsschritte unterteilt. In einem ersten Schritt wird die Ausgangssituation im Hebammenstudium an der Universitätsmedizin Mainz analysiert (Aufgabe 1; Monate 1-9). Hierfür werden bestehende Modulhandbücher auf ihre Anknüpfungspunkte zu Planetary Health Lehrinhalten gescreent. In einem co-kreativen Prozess werden die Bedarfe von Lehrenden, praktizierenden Hebammen und Studierenden hinsichtlich geeigneter Lehr-Lern-Formate mittels Interviews und Fragebögen erfasst und die Ausgangssituation hinsichtlich möglicher Anknüpfungspunkte in bestehenden und neu zu entwickelnden Hebammenstudiengängen erhoben.
In einem zweiten Schritt wird – angepasst auf die Ausgangssituation im Hebammenstudiengang der Universität Mainz – das neue Planetary Health Curriculum entwickelt (Aufgabe 2; Monate 7-24). Die Curriculumsentwicklung bedient sich innovativer sowie etablierter hochschuldidaktischer Methoden. In einem partizipativen Co-Design-Prozess werden gemeinsam mit Hebammenstudierenden und Lehrenden geeignete praxisorientierte Lehr-Lern-Einheiten entwickelt, die anschließend in den primärqualifizierenden Bachelorstudiengang zur Hebamme, sowie den für 2027 geplanten Masterstudiengang der Hebammenwissenschaft an der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) integriert werden.
In einem dritten Schritt werden die entwickelten Lehr-Lern-Einheiten im Hebammenstudium an der JGU praktisch implementiert und hinsichtlich Lernerfolg sowie Akzeptanz und Machbarkeit quantitativ und qualitativ evaluiert, um insbesondere den Wissens- und Kompetenzzuwachs der Hebammenstudierenden erfassen zu können (Aufgabe 3; Monate 19-36).
In einem vierten Schritt wird das entwickelte Curriculum am Standort Mainz optimiert und für die Nutzung in weiteren Hebammenstudiengängen disseminiert (Aufgabe 4; Monate 31-36). Das Vorhaben soll – in seiner Kombination aus Curriculums-entwicklung und -evaluation – als Modell für weitere Hebammenstudiengänge im DACH-Raum dienen.
Als Kooperationspartner ist der Lehrstuhl für Planetary & Public Health (PD Dr. med. Carmen Jochem) für die Planetary Health Inhalte in der Curriculumsentwicklung zuständig, sowie für die wissenschaftliche Begleitung des Projekts in allen Aufgaben.
Das Projektteam wird unterstützt durch ein interdisziplinäres Advisory Board, das einmal jährlich zu aktuellen Fragen berät und das Vorhaben beratend unterstützt.