Universität Ulm
Institut für Nachhaltige Unternehmensführung
Fakultät für Mathematik und
Wirtschaftswissenschaften
Helmholtzstr. 18
89081 Ulm
Ziel des Projektes ist die Ausbildung von Multiplikator:innen und die Verankerung von Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) durch Realexperimente in der Erwachsenenbildung von kommunalen und kirchlichen Einrichtungen im städtischen und ländlichem Raum. Angesichts multipler sozial-ökologischer Krisen und der begrenzten Effektivität rein technologiebasierter Ansätze, bedarf es einer tiefgreifenden Transformation gegenwärtiger, nicht-nachhaltiger Produktions- und Lebensweisen. Innerhalb dieses Wandels spielen Suffizienzstrategien und somit alternative Praktiken, welche auf eine Reduzierung und Veränderung der Nachfrage abzielen und gleichzeitig menschliches Wohlergehen innerhalb der planetaren Grenzen ermöglichen, eine zentrale Rolle (IPCC 2022). Die geforderte Transformation beinhaltet zuvorderst die Herausforderung, etablierte Praktiken von Erwachsenen zu verändern. Bisher gibt es jedoch zum einen zu wenig BNE-Angebote in der Erwachsenenbildung (was in gleicher Weise kirchliche Einrichtungen betrifft) und noch weniger Forschung zu den besonderen Anforderungen der Erwachsenenbildung an BNE. Außerdem steht die Erwachsenenbildung im Unterschied zur schulischen Bildung vor der besonderen Herausforderung für ihre Angebote selbst eine Nachfrage generieren zu müssen.
Realexperimente werden partizipativ und transdisziplinär, d.h. gemeinsam mit verschiedenen Stakeholdern (z. B. Gemeindemitgliedern, lokalen Expert:innen in den Kommune, Stadtwerken, städtischen und kirchlichen Einrichtungen usw.) entwickelt und umgesetzt. Dieses Projekt nutzt Realexperimente als Lehr- und Lernmethode, um transformatives Lernen für eine nachhaltige Transformation umzusetzen. Mittels partizipativer Co-Design-Methoden werden die Realexperimente im Rahmen des Bildungsformates mit den Lernenden gemeinsam entwickelt, erprobt und umgesetzt. Diese Realexperimente könnten beispielsweise (konkret wird dies partizipativ mit den Teilnehmer:Innen entwickelt) die Konzeption und Implementierung einer Mitfahrplattform für ländliche Kirchengemeinden sein, die Erprobung bio-regionaler und teilweise vegetarischer Ernährung in der Gemeinschaftsverpflegung von Kommunen und Kirchen oder die partizipative Evaluation und Reflexion der sparsamen Energienutzung in städtischen und kirchlichen Gebäuden.
Das Bildungsformat wird als Multiplikator:innen-Schulung sowohl in städtischen als auch in kirchlichen Bildungseinrichtungen umgesetzt (VHS, Akademie Bad Boll, Kath. Erwachsenenbildung Ravensburg, usw.) welche aber für Multiplikator:innen aus allen Bereichen kostenlos zugänglich sind. Dabei soll auf gemeinwohlorientierten oder christlichen Werten der Genügsamkeit aufgebaut werden, um die Verbreitung suffizienzorientierter Lebensstile zu fördern. Die Teilnahme an diesen Kursen ermöglicht den Teilnehmenden später als Multiplikator:innen für das Lernen mit Realexperimenten zu agieren und lokale Realexperimente (= Nachhaltigkeitsprojekte) vor Ort zu entwickeln. Im Anschluss an die Teilnahme an einer Multiplikator:innen Schulung wird ein Teil der Lernenden in die Praxis begleitet, um den Transfer zu evaluieren und beratend zu begleiten. Das Bildungsformat kann über den Zeitraum des Projektes hinaus in unterschiedlichen Kontexten angewendet werden. Um zur bundesweiten Diffusion und sonstigen Multiplikator:innen Fortbildung beizutragen, werden die Lehrmaterialien frei zugänglich gemacht.