Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz sollten sich ergänzen, können aber zu bürokratischen Zielkonflikten führen wie bei der Erhöhung von Effizienz und Lebensdauer von Produkten. Dafür müssen häufig neue und möglicherweise emissionsintensive Komponenten verbaut werden, wodurch die Emissionen in Scope 1 und 2 steigen. Doch über den gesamten Lebenszyklus betrachtet, können durch die Effizienzsteigerung und Lebensverlängerung während der Nutzungsphase in Summe mehr Treibhausgasemissionen reduziert werden. Nichtsdestotrotz erschwert ein Anstieg der Emissionen in Scope 1 und 2 Unternehmen das Erreichen absoluter Reduktionsziele. Eben diese sind jedoch Fokus anerkannter Standards wie der Science Based Targets initiative. Hinzu kommt, dass Kund*innen häufig nur an dem Product Carbon Footprint bis zum Kauf des Produkts interessiert sind, die Gesamtreduktion durch die Nutzungsphase vernachlässigen und sich eher für ein anderes, vermeintlich umweltfreundlicheres, Produkt entscheiden. Das hält Unternehmen häufig davon ab, solche Maßnahmen umzusetzen.
Das Projekt Wege zum zirkulären Geschäftsmodell ist ein Kooperationsprojekt zwischen Klimaschutz-Unternehmen e.V. und dem Fachgebiet umweltgerechte produkte und prozesse der Universität Kassel. Es betrachtet Umweltauswirkungen über den gesamten Lebenszyklus mit dem Ziel, solche bürokratischen Zielkonflikte zu vermeiden sowie Klimaschutz- und Kreislaufwirtschaftsmaßnahmen über die eigene Unternehmensgrenze hinaus zu fördern. Dafür werden prospektive, also in die Zukunft gerichtete, Ökobilanzierungen durchgeführt. Es werden zeitlich veränderbare Variablen berücksichtigt wie Emissionsfaktoren und die Verfügbarkeit von Rezyklaten. Darüber hinaus werden auch die Kosten betrachtet, die z.B. mit Treibhausgasemissionen oder dem Einkauf von Rezyklaten verbunden sind.
Für die teilnehmenden Unternehmen sollen schließlich Handlungsempfehlungen und Leitlinien entwickelt werden, die veröffentlicht und auch weiteren Unternehmen zugänglich gemacht werden sollen. Als Hilfestellung für Unternehmen entwickeln die Projektpartner außerdem ein digitales Entscheidungstool, das bei der Transformation zum zirkulären Geschäftsmodell unterstützen soll.
Die Projektpartner berücksichtigen zudem gesetzliche Vorgaben: Damit die Unternehmen die Ergebnisse auch für weitere Berichtspflichten, wie CSRD und insbesondere den Digitalen Produktpass, nutzen können, werden die Daten so aufbereitet, dass sie einfach in diese Berichte integriert werden können.
Bei individuellen Terminen mit den einzelnen Unternehmen werden zu Beginn des Projekts der Bilanzrahmen sowie die notwendigen Daten und Informationen definiert. Auf Basis der unternehmensspezifischen Daten soll eine prospektive Ökobilanzierung durchgeführt werden. Hierfür werden Prognosen für Emissionsfaktoren erarbeitet wie für den genutzten Strommix oder den CO2-Preis.
Anschließend wird untersucht, wie sich die Zielkonflikte auf die Ökobilanz auswirken. In Rücksprache mit den Unternehmen werden danach individuelle Handlungsempfehlungen erarbeitet. Auf Basis der Schnittmenge dieser Empfehlungen identifizieren die Projektpartner allgemeingültige Handlungsempfehlungen, die auf alle Unternehmen zutreffen und formulieren entsprechende Leitlinien. Die Ergebnisse sollen außerdem in eine digitale Entscheidungshilfe für Unternehmen überführt werden. Diese soll regulatorische Vorgaben genauso wie Kund*innen-Anforderungen berücksichtigen.
Für die gesamte Projektdauer von 18 Monaten planen die Partner für die Unternehmen zudem einen regelmäßigen Austausch zu den bürokratischen Zielkonflikten, mit denen sie konfrontiert sind.
Ziel des Projekts ist es, potenzielle Umweltentlastungen in den Bereichen Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz aufzuzeigen und entsprechende Maßnahmen auf ihre ökonomische Machbarkeit zu überprüfen. Darüber hinaus werden bürokratische Zielkonflikte adressiert, die v.a. in Regulatorik und noch fehlendem Know-how auf Kund*innenseite begründet sind. Die Projektpartner erfassen und beschreiben diese Zielkonflikte und erarbeiten mit Unternehmen Lösungsansätze. Dabei werden konkrete Anwendungsfälle, u.a. aus der Metall-, Kunststoff- und Textilindustrie, untersucht und allgemeine Handlungsempfehlungen hergeleitet.