Das Vorhaben "Catalysing and building capacities for renewable energy communities in rural Latvia" zielt darauf ab, die Entwicklung von Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften (Renewable Energy Communities, RECs), insbesondere in ländlichen Regionen Lettlands, voranzubringen. Das Projekt möchte den Dialog, gegenseitigen Wissenstransfer und die Kooperation zwischen politischen Entscheidungsträger*innen und weiteren relevanten Akteuren in Schleswig-Holstein und Lettland erleichtern. Darüber sollen die Kapazitätsentwicklung- und Netzwerkbildung in den ländlichen Regionen Lettlands gestärkt werden. Das Vorhaben baut direkt auf den Ergebnissen zweier von der DBU in 2022 und 2023 geförderten Kurzstudien auf.
In Lettland sind Energiegemeinschaften einschließlich RECs im Sinne der europäischen Erneuerbare-Energien-Richtlinie bislang noch kaum vorhanden oder befinden sich in einem Embryonalstadium. Dies gilt insbesondere für die ländlichen Gebiete außerhalb der Hauptstadt Riga. Andererseits gibt jedoch ein wachsendes Interesse von ländlichen Gemeinden, NGOs, KMUs, politischen Entscheidungsträger*innen und anderen Akteuren an der Einrichtung solcher Gemeinschaften. In Deutschland haben insbesondere Energiegenossenschaften, aber auch andere Formen der Bürgerenergie eine lange Tradition. Das Bundesland Schleswig-Holstein kann europaweit als einer der Pioniere im Bereich der Bürger-/Gemeinschaftsenergie angesehen werden, insbesondere im Bereich der Windenergie. Es gibt hier zahlreiche Energiegemeinschaften, die in verschiedenen Märkten aktiv sind. Die schleswig-holsteinische Landesregierung hat 2018 einen Bürgerenergiefonds eingerichtet, der eine Anschubfinanzierung für Bürgerenergieinitiativen bietet und als Modell für andere Bundesländer und die Bundesregierung dient. Dieser innovative Finanzierungsmechanismus hat aber auch Modellcharakter für andere Länder, darunter Lettland. Darüber hinaus stehen die politischen Entscheidungsträger*innen in beiden Ländern vor der gemeinsamen Herausforderung, die Bestimmungen der Erneuerbare-Energien-Richtline vollständig umzusetzen und einen förderlichen Regulierungsrahmen für RECs zu schaffen. In beiden Ländern gibt es noch keinen Rechtsrahmen für die gemeinsame Nutzung von Energie, d. h. die Möglichkeit, den innerhalb einer bestimmten Energiegemeinschaft erzeugten Strom durch deren Mitglieder zu nutzen und zu teilen. Die genannten Aspekte sollen u.a. im Rahmen eines Politikdialogs und Expert*innenbesuchs adressiert werden.
Das Vorhaben startet am 1. Januar 2024 und hat eine Laufzeit von 21 Monaten. Es folgt einem integrierten Mehrebenen-Ansatz und fördert den Aufbau von Kapazitäten auf drei Ebenen:
- Makroebene, d.h. die länderübergreifende und staatliche Ebene (insbesondere Politikentwicklung und Implementation)
- Mesoebene, d.h. die Ebene der sog. Planungsregionen in Lettland
- Mikroebene, d.h. Entwicklung einer Energiegemeinschaft in einer Pilotgemeinde.
Die Hauptaktivitäten umfassen u.a. einen deutsch-lettischen Politikdialog zur Umsetzung der Erneuerbare-Energien-Richtline (RED II), insbesondere den Bestimmungen für Energiegemeinschaften, zu Energy Sharing und zur Rolle des Bürgerenergiefonds in Schleswig-Holstein als einem möglichen Modell für Lettland. Weitere Schwerpunkte sind ein Studienbesuch lettischer Entscheidungsträger*innen in Schleswig-Holstein 2024, die Erarbeitung relevanter Positivbeispiele, regionale Sensibilisierungs-, Vernetzungs- und Kapazitätsentwicklungsmaßnahmen in den vier ländlichen Planungsregionen Lettlands, die Etablierung regionaler Task Forces und Botschafter*Innen für Energiegemeinschaften sowie Train the Trainers-Workshops. Darüber hinaus möchte das Vorhaben die Entwicklung einer Energiegemeinschaft in einer ländlichen Pilotgemeinde in Lettland voranbringen. Ziel ist es, das Bewusstsein der Bürger*innen vor Ort zu schärfen und sie zu ermutigen, in ihrer Gemeinde erneuerbare Energien gemeinsam zu erzeugen und zu nutzen.
Das Vorhaben adressiert verschiedene ökologische und soziale Herausforderungen. Es trägt dazu bei, fossile Brennstoffe (insbesondere Erdgas) zu ersetzen, Treibhausgasemissionen zu reduzieren, sowie die Energie- und Ressourceneffizienz zu steigern. Es möchte darüber hinaus die ländliche Entwicklung und die lokale Wertschöpfung fördern, den sozialen Zusammenhalt stärken, das Risiko der Energiearmut mindern, Disparitäten zwischen Stadt und Land überwinden und die Energiesicherheit verbessern (einschließlich der Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit, Erschwinglichkeit und Nachhaltigkeit von Energie).