Projekt 39244/01

Green solvents zur Festigung von vegetabil gegerbtem Leder mit Aerosolen

Projektdurchführung

Technische Hochschule Köln CICS - Cologne Institute of Conservation Sciences
Ubierring 40
50978 Köln

Zielsetzung

Das Förderprojekt „Green solvents zur Festigung von vegetabil gegerbtem Leder mit Aerosolen“ unter der Leitung von Prof. Dr. Andrea Pataki-Hundt an der TH Köln zielt auf die Entwicklung einer nachhaltigen Lösungsstrategie für den Schutz von Lederbänden des 19. Jahrhunderts ab, die zunehmend vom sogenannten „roten Zerfall“ betroffen sind. Der „rote Zerfall“, der durch das starke Abpudern von Lederbänden und das Lösen der Lederfasern charakterisiert ist, führt zu einer erheblichen Verschlechterung der mechanischen Eigenschaften der Bücher und macht sie für Nutzung und wissenschaftliche Forschung nahezu unbrauchbar. Besonders bedenklich ist dieses Phänomen für vegetabil gegerbte Leder, die in großen Mengen und oft in minderwertiger Qualität im 19. Jahrhundert hergestellt wurden. Die Problematik wird zusätzlich durch extrinsische Faktoren wie die Gasbeleuchtung und die daraus resultierenden, ungünstigen klimatischen Lagerbedingungen während der Industrialisierungsära verschärft.
Im Bereich der Konservierung und Restaurierung, fehlt es an einer effektiven, technisch umsetzbaren Lösung zur Stabilisierung dieser historisch wertvollen Bücher. Die meisten bestehenden Verfahren, wie herkömmliche Entsäuerungstechniken, sind nicht auf proteinhaltige Materialien wie Leder anwendbar und können irreversible Schäden verursachen. Einzelobjektlösungen, die etwa das Festigen mit Celluloseethern, sind aufgrund ihres erheblichen Aufwands für umfangreiche Bestände praktisch nicht durchführbar. Das Kernziel des Vorhabens ist daher die Entwicklung einer standardisierten, umweltfreundlichen Stabilisierungsmethode unter Verwendung von green solvents und Aerosolen. Der Fokus auf „green solvents“ wie Ethyllactat verdeutlicht den umweltbezogenen Ansatz, indem nachhaltige Lösungsmittel anstelle von herkömmlichen, potenziell schädlichen Chemikalien verwendet werden. Dies bietet eine direkte Entlastung für die Umwelt und fördert die Akzeptanz von umweltschonenden Verfahren in der Konservierungswissenschaft. Ein weiterer besonderer Schwerpunkt liegt auf der Innovation des Auftragsverfahrens mittels Aerosole, die berührungsfrei und optimalerweise in geschlossenen, inerten Kammern das Lösungsmittel auf das beschädigte Leder aufbringen. Dieses Verfahren verspricht nicht nur eine wirkungsvolle und schonende Behandlung der Bücher, sondern unterstützt auch die Idee einer kreislauforientierten Wirtschaft durch die Wiederverwendung nicht aufgetragener Aerosole.

Arbeitsschritte

Zunächst wird eine umfassende Literaturrecherche durchgeführt, um aktuelle Forschungsergebnisse zur Evaluierung von „green solvents“ zu erfassen sowie den aktuellen Stand der Technik geeigneter Aerosolkammern zu ermitteln. Parallel dazu erfolgt eine Umfrage unter den Kooperationsbibliotheken. Diese zielt darauf ab, praxisnahe Anforderungen an die Festigung von abgebautem Leder zu erheben. Auf der Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse aus der ersten Phase konzentriert sich das Projekt im nächsten Schritt auf die Probenherstellung und -auswertung. Hierfür werden historische und neue Lederproben beschafft, künstlich gealtert und anschließend analysiert. Ziel ist es, die Stabilität und eventuelle chemische oder farbliche Veränderungen der Proben zu bewerten, um die Ergebnisse auf ein Originalobjekt übertragen zu können. Die Auswertung erfolgt mittels visueller, farbmetrischer und profilometrischer Methoden, um sowohl qualitative als auch quantitative Daten zu sammeln. Zeitgleich wird die Entwicklung und das Testen einer Aerosolkammer vorangetrieben, wobei die enge Zusammenarbeit mit dem KMU von entscheidender Bedeutung ist. Die Parameter der Kammer werden festgelegt, getestet und optimiert, um die Effizienz, Nachhaltigkeit und Sicherheit zu gewährleisten. In diesen Prozess werden ebenfalls die kooperierenden Bibliotheken intensiv eingebunden, um sicherzustellen, dass die entwickelten Methoden in der Praxis anwendbar sind und den Anforderungen der Bibliotheken entsprechen. Die abschließende Phase umfasst die Zusammenfassung der Projektresultate und den Abgleich mit den ursprünglich gesetzten Zielen. Hier spielt die Expertise des KMU eine besondere Rolle, um die Praxistauglichkeit und die Implementierung in realen Anwendungsszenarien zu gewährleisten. Die gewonnenen Ergebnisse werden schließlich veröffentlicht und in Workshops den beteiligten Bibliotheken sowie weiteren Interessierten präsentiert. Diese Maßnahmen fördern den Wissenstransfer und unterstützen die Verbreitung der entwickelten Methoden. Durch die weitere Forschung zu „green solvents“ in der Konservierungswissenschaft und die dadurch verbundene Reduktion schädlicher Chemikalien leistet das Projekt einen signifikanten Beitrag zur Umweltentlastung. Darüber hinaus ermöglicht die Digitalisierung der stabilisierten Bücher eine dauerhafte Bewahrung und Nutzung des schriftlichen Kulturerbes, während zeitaufwändige Restaurierungen minimiert werden.

Übersicht

Fördersumme

133.930,00 €

Förderzeitraum

01.04.2024 - 01.10.2025

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter