Projekt 39147/01

Recycling von Kartuschen

Projektdurchführung

PDR Recycling GmbH + Co. KG
Am alten Sägewerk 3
95349 Thurnau

Zielsetzung

Dicht- und Klebstoffkartuschen finden in sehr vielen Bereichen zunehmende Anwendung. Kartuschen sind eine vom Endnutzer sehr gut akzeptierte Verpackung und Verarbeitungshilfe der Produkte. Sie zeichnen sich einerseits durch eine hohe Homogenität des Kartuschenmaterials, vorwiegend hochwertiges Polyethylen mit hoher Dichte (HDPE), und andererseits durch eine extrem variable chemische Zusammensetzung der Inhaltsstoffe aus. In ersten Voruntersuchungen wurde festgestellt, dass etwa 90 % der gesammelten Kartuschen MS (modifizierte Silan-)Polymer , Acryl- und Silikon-haltige Restinhaltstoffe aufwiesen. Die restlichen 10 % beinhalten eine Vielzahl anderer Inhaltsstoffe (u. a. Bitumen, Polyurethan, Zement). Die Menge und der Zustand der in den Kartuschen verbliebenen Restinhaltstoffe variiert stark.

Dichtstoffkartuschen werden als „nicht recyclingfähig“ eingestuft. Dies liegt an der sehr variablen Zusammensetzung der Inhaltsstoffe und deren Rückstände in der Kartusche, die bei der Kreislaufführung des HDPEs zu massiven Problemen führen (z. B. Silikonrückstände). Deshalb werden Kartuschen in Deutschland derzeit thermisch verwertet, in anderen europäischen Ländern auch deponiert.

Marktanalysen gehen davon aus, dass in Deutschland jährlich 60- 70 Mio. Stück Kartuschen in Verkehr gebracht werden. In Europa fallen pro Jahr rund 45.000 t Kartuschenabfälle an. Aufgrund der hohen Mengen und des ungelösten Entsorgungsproblems sollen die Hersteller verstärkt in die Pflicht genommen werden. Für die Verwendung von Kunststoffen werden von der EU zwischenzeitlich Aufschläge von 800 €/t erhoben. Es ist absehbar, dass diese Aufschläge früher oder später an die Hersteller weitergereicht werden. Auf EU-Ebene wurden und werden auch Diskussionen über ein Verbot nicht-recyclingfähiger Kunststoffverpackungen geführt.

Im Rahmen des Forschungsvorhabens soll die Recyclingfähigkeit von Dicht- und Klebstoffkartuschen untersucht werden. Dies setzt zunächst ein effizientes Erfassungssystem voraus, das gleichermaßen beim Fachhandel, Handwerk und Sortieranlagen ansetzt und die gebrauchten Kartuschen als Monostrom separiert. Bei der Entwicklung des Recyclingprozesses sollen vorzugsweise mechanische und chemische, nachgeordnet thermische Verfahren betrachtet werden.

Ziel ist die Kreislaufführung des hochwertigen HDPEs. Konkret: Aus gebrauchten Kartuschen neue Kartuschen produzieren. Wenn es gelingt HDPE in ausreichender Qualität zu gewinnen, existiert für das Rezyklat bereits ein Absatzmarkt.

Arbeitsschritte

Der Hauptgegenstand und die Ziele dieses modellhaften Projekts bestehen darin, Dicht- und Klebstoffkartuschen, welche auf dem deutschen Markt verkauft werden, effizient zu sammeln und einem möglichst nachhaltigen, d. h. ökonomisch und ökologisch sinnvollem Recycling zuzuführen, mit dem Ziel das in den Kartuschen enthaltene HDPE im Kreislauf zu führen, zumindest aber dessen stoffliche Verwertung zu ermöglichen.
Zudem soll die Recyclingfähigkeit von separierten Restinhaltsstoffen, die in bedeutender Menge anfallen, in Testversuchen abgeschätzt werden.

Das geplante Vorhaben beinhaltet die folgenden Teilziele und kombiniert die Fähigkeiten und Erfahrungen der vier Projektpartner:

- Entwicklung eines Konzeptes zur deutschlandweiten Sammlung von ausreichenden Mengen von Kartuschenabfällen für ein ökonomisch sinnvolles Recycling.
- Mittels Labor- und Technikumsversuchen: Entwicklung einer Lösung zur Auftrennung der Kartuschen in möglichst reines HDPE und enthaltene Restinhaltsstoffe.
- Untersuchung der Qualität der post-consumer-HDPE-Fraktion in Extrusionsversuchen und Weitergabe zur Bemusterung an große deutsche Kartuschenhersteller.
- Nutzung der Labor- und Technikumsergebnisse als Planungsgrundlange für eine Rücknahme- und Recyclinglösung beim Industriepartner PDR.
- Untersuchung der Zusammensetzung der mengenmäßig relevanten Restinhaltfraktionen und Versuche zur Rezyklierbarkeit im Labormaßstab.
- Fortlaufende ökonomische und ökologische Bewertung (Lebenszyklusanalyse).

Die Bearbeitung, Auswertung und Zusammenfassung dieser Teilziele erfolgt in zwei Phasen: Die erste endet mit einem mit einem Meilenstein M1 verbundenen Zwischenbericht, der nach zwei Jahren erstellt werden soll. Sollte bis dahin keine ausreichende Trennung von Kartuschenhülle und Restinhalt im Labormaßstab erreicht worden sein, würde zu diesem Zeitpunkt das Projekt abgebrochen und der Zwischenbericht zum Abschlussbericht. Die zweite Phase mit Extrusionsversuchen, Produktionstest und Up-Scaling-Überlegungen schließt sich an die erfolgreich abgeschlossene erste Phase an und endet mit dem Projketende.

Öffentlichkeitsarbeit

Der Plan zur Öffentlichkeitsarbeit berücksichtigt die Zusammenarbeit mit Interessengruppen wie Verbänden, Marktteilnehmern, Lieferanten und Recycling-Unternehmen.

Die Kommunikation soll über verschiedene Kanäle erfolgen: Öffentlichkeitswirksam an die regionale und überregionale Presse, in Fachzeitschriften und über Newsletter und Praxisbeiträge. Ebenso werden die sozialen Medien mit einbezogen (z. B. LinkedIn). Publikationen sollen zu Beginn des Projektes und in regelmäßigen Abständen während der Projektlaufzeit veröffentlicht werden. Nach Projektabschluss werden die Ergebnisse an Kommunen, Einzelhandel, Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern übermittelt und in den einschlägigen Fachzeitschriften publiziert.

Übersicht

Fördersumme

349.434,00 €

Förderzeitraum

01.02.2024 - 31.01.2027

Bundesland

Bayern

Schlagwörter