Projekt 38636/01

Metastudie zu Nachhaltigkeitsbewertungen in der Denkmalpflege mit Fokussierung auf die Ökobilanzierung

Projektdurchführung

Technische Universität Braunschweig
Institut für Bauklimatik und Energie der Architektur
Mühlenpfordtstr. 23
38106 Braunschweig



Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Bauwesen und die damit verbundenen Berufe stehen vor bedeutenden Herausforderungen, die durch die Verknappung fossiler Energieträger, Umweltkatastrophen und die begrenzte Verfügbarkeit mineralischer Baustoffe verursacht werden. Die zunehmende Komplexität im Bauwesen sowie Nachhaltigkeitskriterien auf dem Immobilienmarkt verschärfen diese Probleme. Prognosen zufolge wird der Anteil an Neubauten am gesamten Gebäudebestand bis 2035 weniger als 10 % betragen. Der bestehende Gebäudebestand, einschließlich erhaltenswerter Gebäude, spielt daher eine wesentliche Rolle, insbesondere im Hinblick auf die in den Materialien enthaltene graue Energie und das Konzept des „Urban Mining“.

Derzeit berücksichtigen gesetzliche Vorschriften und Förderungen weder die Ressourceneffizienz noch die Ressourcenschonung im Bestand oder bei Denkmälern. Es ist notwendig, die Gebäudebewertung anzupassen, da der aktuelle Energieausweis lediglich die Betriebseffizienz für Heizwärme und Warmwasser erfasst und für Denkmäler nicht verpflichtend ist. Um die Dekarbonisierung des Bauwesens voranzutreiben, muss eine Grundlage geschaffen werden, die es ermöglicht, diese Potenziale einzubeziehen. Die Metastudie untersucht, wie ökologische Aspekte in denkmalgeschützten Beständen berücksichtigt werden können und welche Potenziale durch Bewertungen einfließen sollten, einschließlich einer Analyse möglicher Bewertungsverfahren unter Berücksichtigung der Ökobilanzierung.

Das Ziel der Studie besteht darin, einen umfassenden Überblick über die Einbindung der ökologischen Aspekte von Baustoffen in denkmalgeschützten Beständen zu geben. Referenzprojekte mit Ökobilanzierung werden identifiziert und analysiert, um darauf basierende Handlungsempfehlungen abzuleiten. Es soll eine Überarbeitung der Systematik für Baudenkmale mit einer Lebensdauer von mehr als 50 Jahren vorgeschlagen werden, wobei die Priorisierung von Bauteilen und die Bewertung der Betriebseffizienz im Vergleich zu Suffizienzstrategien berücksichtigt werden sollen. Es wird angestrebt, Hinweise für zukünftige Maßnahmen zur Bewältigung des Klimawandels, einschließlich des Einsatzes erneuerbarer Energien, zu geben. Die Studie bietet Empfehlungen zur Verbesserung der Beurteilungskriterien in Denkmälern und zeigt Potenziale zur Implementierung in Bewertungssystemen auf, einschließlich der Berücksichtigung von Ausnahmeregelungen für Kulturdenkmäler. Es soll erfasst und analysiert werden, wie Ökobilanzen in verschiedenen Bewertungsmethoden für historische Gebäude verwendet wurden. Eine Übersicht über Denkmalprojekte, die erneuerbare Energien nutzen, sowie deren Effizienz- und Ökobilanzbewertung wird erstellt. Die Unterschiede und Auswirkungen von Lebenszyklusanalysen werden untersucht, um Handlungsempfehlungen für zukünftige Systemmodifikationen und Nachhaltigkeitsbewertungen bereitzustellen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Gesamtprojekt wird zur strukturierten und systematischen Bearbeitung in einzelne Arbeitspakete untergliedert. Diese sind aufeinander abgestimmt und fördern eine kontinuierliche Entwicklung sowie einen iterativen Prozess. Dabei werden folgende Arbeitsschritte unterschieden:

1. Grundlagenermittlung und Projektrecherche
Der erste Arbeitsschritt der Metastudie umfasst eine Recherche zu Berechnungssystemen, Modellen für Lebenszyklusbetrachtungen und Nachhaltigkeitszertifikaten (DGNB, BNB, NaWoh, BirN) sowie deren Adaptionsfähigkeit für Denkmäler im baukulturellen Kontext. Eine Synopse wird die Vergleichbarkeit der Systematiken und Zertifizierungen analysieren.
Im deutschsprachigen Raum (D-A-CH) wird eine Projektrecherche zu Kulturdenkmalen und erhaltenswerter Bausubstanz durchgeführt, die eine Ökobilanz- und/oder Nachhaltigkeitsbewertung erhalten haben. Ein systematisches Mapping der Akteure (Forschungseinrichtungen, Zertifizierungsstellen, Immobilienwirtschaft, Projektentwickler) wird ebenfalls erfolgen.

2. Analyse ausgewählter Projekte
Im Rahmen des zweiten Schrittes werden ausgewählte Projektdaten zu Vorgehensweisen recherchiert und analysiert. Die erfassten Daten werden zur Strukturierung der Auswertung kategorisiert. Es werden Kriterien festgelegt, um eine vertiefte Auswertung der Projektbeispiele zu ermöglichen.

3. Auswertung
Im dritten Arbeitsschritt werden die Stärken und Schwächen der einschlägigen Kriterien zur Nachhaltigkeitsbewertung in Bezug auf ihre Anwendbarkeit bei Baudenkmälern dargestellt. Dabei werden spezifische Rahmenbedingungen für die Bilanzierung des denkmalpflegerischen Gebäudebestands und Defizite, wie z. B. fehlende Datengrundlagen für denkmalspezifische Baustoffe, berücksichtigt.

4. Interviews mit Expert*innen
Die nächste Phase der Metastudie umfasst die Durchführung von Interviews, um nicht-publiziertes Wissen und Erfahrungswissen aus der Praxis zu erfassen, welches bisher nicht in die aktuelle Forschungs- und Bewertungssystematik einfließt. Ziel ist es, wertvolle Erkenntnisse aus der Praxis zu gewinnen. Diese Interviews sollen zudem Hinweise auf mögliche Anpassungsbedarfe von Bewertungs- und Zertifizierungssystemen für den Bereich Denkmalschutz aus der praktischen Anwendung liefern.

5. Aufbereitung der Ergebnisse und Dokumentation
Im nächsten Arbeitsschritt werden die Ergebnisse umfassend dokumentiert. Basierend auf diesen Ergebnissen werden konkrete Handlungsempfehlungen und sinnvolle Maßnahmen zur weiteren Vorgehensweise ausgearbeitet. Abschließend werden die zusammengefassten Ergebnisse und Handlungsempfehlungen in einer frei zugänglichen Abschlusspublikation (open access) veröffentlicht.

6. Begleitgremium und Meilensteinsitzungen
Das letzte Arbeitspaket umfasst die Qualitätssicherung durch einen Kreis von Expertinnen und Experten, bestehend aus Mitgliedern der WTA und der VDL sowie weiteren Fachleuten aus Wissenschaft, Stiftungen und der Baupraxis. Es sind Termine zur Einbindung dieser Expert*innen während der Projektlaufzeit vorgesehen. Zudem erfolgt in regelmäßigen Abständen eine Information an die DBU über den aktuellen Sachstand, entweder in Form von Onlinebesprechungen oder kurzen schriftlichen Darstellungen des Arbeitsstandes.

Übersicht

Fördersumme

59.500,00 €

Förderzeitraum

01.01.2025 - 01.04.2026

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik