Projekt 38553/01

Sensibilisierung von Jugendlichen und Qualifizierung von Studierenden im Kanton Zentralbosnien zur Umwelt- und Wirtschaftsrelevanz umweltkritischer Metalle und mineralischer Reststoffe sowie Potenzialen der Ressourcenschonung durch Kreislaufführung

Projektdurchführung

Universität Leipzig Institut für Infrastruktur und Ressourcenmanagement Professur für Wassermanagement und Klimaanpassung
Grimmaische Str. 12
04109 Leipzig

Zielsetzung

Bosnien und Herzegowina (BuH) ist einer der Balkanstaaten, der langfristig der Europäischen Union beitreten soll. Nach wie vor erschwert die durch den Dayton-Vertrag erlangte Verfassung von BuH auch 25 Jahre nach Ende des Bosnienkrieges (1992 – 1995) die politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung des Balkanstaates. Dies trifft ebenso auf Investitionen und Entwicklungen bei allen Ver- und Entsorgungsinfrastrukturen zu. Während inzwischen weitreichende, EU-konforme umweltgesetzliche Regelungen im Bereich Kreislauf- und Wasserwirtschaft vorliegen, konnte die Durch- und Umsetzung dieser Regelungen bisher kaum realisiert werden. Eine zivilgesellschaftliche Unterstützung umweltbezogener Belange und Maßnahmen ist sehr schwach ausgeprägt. Für die zukünftige, nachhaltige Entwicklung des Landes ist eine Stärkung der Umweltbildung und Handlungskompetenzen der Bevölkerung von besonderer Bedeutung.
Kenntnisse zur Umwelt- und Wirtschaftsrelevanz umweltkritischer Metalle, mineralischer Reststoffe und Phosphor sowie die Potenziale der Ressourcenschonung durch deren Kreislaufführung stellen eine essentielle Grundlage einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung innerhalb sog. planetarer Grenzen weltweit dar. Deshalb muss die Bevölkerung über die Möglichkeiten der Wiederverwendung und des Recyclings sowie der Kreislaufrückführung dieser Stoffe aufgeklärt werden. Die Ausbildung von Fachkräften in diesem Berufsfeld und ihre Sensibilisierung für Umweltthemen und die Möglichkeiten des Aufbaus einer Kreislaufwirtschaft bilden die Basis eines nachhaltigen Aufbaus der Wirtschaft und Gesellschaft im Land. Nur so kann sichergestellt werden, dass diese Rohstoffe effizient und nachhaltig genutzt werden.
Als besonders relevant sollen hier Jugendliche und Studierende vor Ort im Kanton Zentralbosnien angesprochen werden, um eine nachhaltige Entwicklung im Alltag und beim wirtschaftlichen Aufbau des Landes zu unterstützen. Ziel des Projektes ist ihre Sensibilisierung und Qualifizierung zur Umwelt- und Wirtschaftsrelevanz umweltkritischer Metalle und mineralischer Reststoffe sowie Potenzialen der Ressourcenschonung durch Kreislaufführung an ausgewählten Beispielen. Dazu wird ein
• Bildungskonzept zur Förderung des systemischen Denkens mit handlungsorientierten Projekten für Schüler der Sekundarstufe und Studierenden an den Universitäten des Kantons Zentralbosnien erarbeitet.
• Zur Stärkung der Handlungskompetenz sollen Studierende außerdem Instrumentarien erlernen, die eine ökologische und ökonomische Bewertung möglicher Handlungsansätze ermöglichen.
• Weiterhin sollen interaktive Formate zum Austausch verschiedener Akteure und ihrer Perspektiven den Umgang mit Zielkonflikten, Komplexität und Unsicherheit schulen.
• Als Multiplikator soll das vor Ort bereits gegründete bzw. vorhandene Umweltbüro in der Kantonshauptstadt Travnik wirken und über das Projektende hinaus zum Einsatz der erarbeiteten Konzepte und Materialien beitragen.
Das Projekt baut auf einer mehrjährigen Zusammenarbeit mit kommunalen und lokalen Akteuren im Kanton Zentralbosnien auf und dient auch der Ergänzung bereits erarbeiteter interkommunaler Konzepte der kommunalen Kreislaufwirtschaft und Abwasserbewirtschaftung. Außerdem wird ein transnationaler Austausch zur Thematik zwischen Schülern aus BuH und aus der Stadt Leipzig organisiert. Travnik und Leipzig verbindet eine langjährige, intensive Städtepartnerschaft, die in ihren vielfältigen, auch auf eine nachhaltige Entwicklung ausgelegten Aktivitäten weiter ausgebaut wird.

Arbeitsschritte

Das Projekt baut insbesondere auf ein im Rahmen der Exportinitiative Umweltschutz gefördertes Projekt zur interkommunalen Kooperation beim Aufbau einer nachhaltigen Kreislauf- und Abwasserwirtschaft im Kanton Zentralbosnien auf. Die Umsetzung des entwickelten Kreislaufwirtschaftskonzeptes (KWK) für insgesamt 11 Kommunen erfordert die stetige, aktive Ansprache aller beteiligten Akteure. Dem stehen vor Ort kaum außeruniversitäre Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich Umweltschutz zur Verfügung. Die Ausstattung der kommunalen Betriebe der Ver- und Entsorgung mit Fachpersonal ist ausbaubedürftig. Ein von der Zivilgesellschaft vor Ort getragenes Engagement für Maßnahmen des Umweltschutzes und der Partizipation an Planungs- und Genehmigungsverfahren ist sehr schwach ausgeprägt. Die nach wie vor unsichere Entwicklungsperspektive des Landes lässt Aspekte des Umweltschutzes und der Ressourcenschonung im privaten und beruflichen Alltag umso stärker in den Hintergrund treten. Umso wichtiger sind die aktive Ansprache relevanter Akteure und Bildungsmaßnahmen für eine nachhaltige Entwicklung und die Umsetzung des KWK.
Dazu sind Aktivitäten in folgenden Bereichen geplant:
1) Diskussion und interaktive Erarbeitung eines Leitfadens für ein Bildungskonzept für Studierende und Schüler der Sekundarstufe II, insbesondere bezogen auf umweltkritische Metalle und mineralische Reststoffe. Lernziel ist die Stärkung systemischen Denkens und des Umweltbewusstseins bei den genannten Zielgruppen, die auch als Multiplikatoren dienen. Studierende sollen darüber hinaus mit konzeptionellen und technologischen Lösungsansätzen vertraut gemacht werden und Beiträge für Machbarkeitsstudien für BuH entwickeln, die sich an Anforderungen der Europäischen Union orientieren.
2) Wissenstransfer Kreislaufwirtschaftskonzept, Die Kernaussagen des entwickelten KWK werden zielgruppenadäquat aufbereitet und bezogen auf die umweltkritischen Metalle und mineralischen Reststoffe ergänzt, vor allem für Studierende und Schüler an den Partnerbildungseinrichtungen im Kanton Zentralbosnien selbst und für die Verstetigung des Interesses der Universitäten, Schulen und Kommunen in anderen Teilen des Landes BuH.
3) Wissenstransfer allgemein, Projektergebnisse und Handlungsempfehlungen werden zielgruppenadäquat aufbereitet und als Handout und Präsentationen/in digitalen Formaten einer breiten Öffentlichkeit über das Umweltbüro der Partnerstadt Travnik, BuH, das auch als Multiplikator dient, zur Verfügung gestellt.
4) Durchführung von Bildungsmaßnahmen an Schulen, Es werden handlungsorientierte Projekte für Jugendliche zur Vermittlung von Zusammenhängen und Stärkung des Bewusstseins zu den genannten Stoffen durchgeführt, u.a. sind Projektwochen zum Thema „Umweltkritische Metalle“ in einer weiterführenden Schule in Travnik vorgesehen. Schwerpunkt ist hier die Stärkung des Verständnisses für Recycling und Kreislaufwirtschaft, um umweltkritische Metalle einer kontrollierten Verwertung zuzuführen, statt das unsachgemäße Ablagerungen zu Schädigungen der Umwelt führen. Die Umsetzung der Bildungsmaßnahmen an Schulen wird vom Projektpartner T&T business consulting GmbH & Co.KG, Leipzig koordiniert, der projektleitend bei der Erarbeitung des KWK tätig war.
5) Durchführung von Bildungsmaßnahmen an Universitäten, Studierende und Promovierende sollen mit der Umwelt- und Wirtschaftsrelevanz der Thematik sowie konzeptionellen und technologischen Lösungsansätzen vertraut gemacht werden. Außerdem wird ein transnationaler und internationaler Austausch zur Thematik zwischen Studierenden aus BuH und dem Institut für Infrastruktur und Ressourcenmanagement (IIRM), Universität Leipzig angestrebt. Kooperationspartner auf bosnischer Seite ist die Internationale Universität Travnik. Schwerpunkt ist hier die Stärkung der Handlungs- und Entscheidungskompetenz, ausgehend von den relevanten Fachgebieten der Studierenden. Neben Vorlesungs- und Seminarinhalte ist die Betreuung von Abschlussarbeiten auch in Kooperationen mit Praxispartnern vor Ort geplant.
6) Öffentlichkeits- und Pressearbeit. Zur Verbreitung der Projektergebnisse.

Übersicht

Fördersumme

124.887,00 €

Förderzeitraum

01.01.2023 - 30.09.2024

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Umweltkommunikation