Projekt 38498/01

Entwicklung eines offenen Standards für zertifizierte Ökosystemleistungen im urbanen Raum [urban. ÖSL]

Projektdurchführung

Universität Stuttgart Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement
Keplerstr. 7
70174 Stuttgart

Zielsetzung

Unsere Städte müssen grüner gestaltet werden, um zukunftsfähig zu sein. Im Projekt UrbanÖSL der Universität Stuttgart und der Flächenagentur BW entwickeln wir deshalb anwendungsorientierte Leitlinien und innovative Design-Lösungen, um die Ökosystemleistungen (ÖSL) auf urbanen Flächen zu steigern und zu zertifizieren. Dabei bieten wir privaten und kommunalen Inhaber:innen urbaner Flächen klare Handlungsfelder und Maßnahmenkonzepte. - Und gehen neue Wege, um die Anpassung an den Klimawandel und die Bewahrung der Artenvielfalt in Städten meistern.

Die Urbanisierung hat zur Folge, dass Wälder, Seen, Flüsse und Wiesen zunehmend unter versiegelten Flächen aus Asphalt und Beton verschwinden. Städte sind die größten Produzenten der weltweiten CO2-Emissionen (ca. 70%) und verwandeln sich im Sommer in Hitzeöfen.

Die naturnahe Gestaltung urbaner Flächen mit grüner Infrastruktur sehen wir als Schlüssel zur langfristigen Anpassung von Städten an den Klimawandel. Denn mit grüner Infrastruktur werden mehr Räume geschaffen, welche die zahlreichen positive Ökosystemleistungen der Natur auch in der Stadt gewährleisten, z. B. als Lebensraum für verschiedene Tier- und Pflanzenarten, durch Kohlenstoffbindung, Reinigung von Luft, Infiltration von Wasser, etc.

Grüne Infrastruktur wirkt sich somit besonders positiv auf das Mikroklima in Städten aus und steigert das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Menschen. Wollen wir Städte auf den Klimawandel vorbereiten und als gesunde, lebenswerte Räume gestalten, ist es also unerlässlich, mehr Grünflächen mit erhöhten ÖSL in Städte zu integrieren.

Um die grüne Transformation von Städten voranzutreiben, entwickeln wir wissenschaftlich verifizierte Methoden, welche die ÖSL urbaner Flächen quantifizierbar machen. Ziel ist die Erstellung eines Standards, der die Erhöhung von ÖSL auf unternehmenseigenen und kommunalen Flächen zuverlässig zertifizierbar macht.

Mit dem Projekt UrbanÖSL sollen zudem Anreize für Unternehmen und Kommunen geschaffen werden, in die naturnahe und biodiverse Gestaltung ihrer Flächen zu investieren: Die Zertifizierung solcher Investitionen kann für die Nachhaltigkeitskommunikation und Außendarstellung verwendet werden.

Arbeitsschritte

Wir setzen setzt in der Umsetzung des Projekt UrbanÖSL auf die Kooperation mit unternehmerischen und kommunalen Pilotpartnern in Baden-Württemberg.

Innerhalb des Projekts werden wissenschaftliche Methoden und Leitlinien entwickelt, anhand deren die Ökosystemleistungen urbaner Flächen quantifiziert und bewertet werden können. In der Pilotphase wird dafür der ökosystemische Ist-Zustand einer Beispielfläche analysiert. Unsere Expert:innen entwerfen dann maßgeschneiderte Lösungen mit naturnahen Elementen Grüner Infrastruktur, um damit die Ökosystemleistungen der Fläche zu erhöhen. Dem Pilotpartner wird darauf basierend ein Design-Konzept zur Umsetzung zur Verfügung gestellt. Nach Umsetzung der Maßnahmen werden erneut die Ökosystemleistungen der Fläche analysiert, um die erfolgte Erhöhung zu berechnen.

Anhand des Vorgehens in Pilotphasen werden die Methoden zur Quantifizierung, die Design-Maßnahmen sowie die Standard-Leitlinien zur Zertifizierung überprüft und verfeinert. Das Projekt eröffnet die Möglichkeit, die Bewertung und Verbesserung der Ökosystemleistungen urbaner Flächen darauffolgend mit weiteren Pilotpartnern auszuweiten, um so die grüne Transformation zu klimaresilienten Städten großflächig anzustoßen.

Folgende Arbeitsschritte werden für die Entwicklung des Standards geleistet:
• Verfassen von Methoden zur Quantifizierung für Biodiversität, Kohlenstoff-Speicherung und mikroklimatischen Wirkungen von Grünelementen im urbanen Raum
• Erstellen standardisierter Leitfäden zur Erfassung und Bewertung urbaner Grünelemente unter Berücksichtigung von Pflegekonzepten
• Festlegung von Kriterien für einen Standard
• Verifizierung der Methoden und Kriterien für einen Standard
• Eruierung möglicher Pilotprojekte auf kommunalen und Unternehmensflächen
• ÖSL-Potentialanalyse basierend auf Experteninterviews und Standortanalysen
• Konzeption und Vollkostenermittlung auf Pilotflächen

Ergebnisse

Das Projekt verfolgte das Hauptziel, Kriterien für die Planung und Etablierung eines UrbanÖSL-Zertifizierungsstandards zu entwickeln. Dabei wurden mehrere zentrale Meilensteine erreicht, die dieses Ziel maßgeblich unterstützen. Zunächst wurden feste Kriterien für die Planung und Umsetzung von Ökosystemleistungen (ÖSL) in städtischen Projekten erstellt. Eine umfassende Literaturrecherche trug zur Formulierung dieser Leitlinien bei, die in drei Pilotprojekten getestet und kontinuierlich verbessert wurden.
Ein wesentlicher Erfolg war die Auswahl und Umsetzung geeigneter Methoden zur Quantifizierung von Ökosystemleistungen (ÖSL) und Biodiversität in den drei Pilotprojekten. Diese Quantifizierungsmethoden, die speziell für die häufigsten urbanen ÖSL entwickelt wurden, bieten eine solide Grundlage für die Bewertung von Grünflächenelementen.
Ein weiteres Ergebnis war die Entwicklung eines Konzepts für eine Trägerschaft, die die Zertifizierungsprozesse überwachen, ein öffentliches Register verwalten und die Qualität sicherstellen soll. Die entwickelten Zertifikate könnten für Unternehmenskommunikation und CSR-Berichte genutzt werden und quantifizieren die erreichten ÖSL. Zudem wurden Mischfinanzierungsmodelle vorgeschlagen, die private und kommunale Mittel kombinieren, sowie Möglichkeiten für Unternehmen, Projekte auf eigenen Flächen zu finanzieren.
Zusätzlich wurde eine effektive Kommunikationsstrategie entwickelt, um die Rekrutierung von Pilotprojekten zu unterstützen und die Sichtbarkeit des Standards zu erhöhen. Wichtige Erkenntnisse des Projekts umfassen die Notwendigkeit, Design und Quantifizierung unabhängig zu entwickeln, eine Validierung durch Dritte anzustreben, eine spezifische Biotopliste für urbane Bereiche zu erstellen und die Auswirkungen vertikaler Grünflächen weiter zu erforschen. Der Lösungskatalog erwies sich als nützlich, wobei jedoch die Kosten und Wartung realistischer eingeschätzt werden mussten. Insgesamt hat das Projekt eine solide Grundlage für den UrbanÖSL-Zertifizierungsprozess geschaffen und wertvolle Erkenntnisse für zukünftige Entwicklungen geliefert.

Öffentlichkeitsarbeit

Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit werden folgende Maßnahmen unternommen sowie Materialien zu Verbreitung der Ergebnisse angefertigt:

• Entwicklung einer Kommunikationsstrategie zur Akquise von Pilotpartnern und Bekanntmachung des Projekts
• Infoflyer über das Projektvorhaben
• Präsentationen über Projekthintergrund und relevante Themen
• Einrichtung geeigneter projekteigener Kommunikationskanäle
• Erstellung eines Maßnahmenkatalogs mit naturnahen Lösungen
• Verbreitung des Projektvorhabens in geeigneten Netzwerken und Initiativen

Flächenagentur BWUrbanÖSL WebseiteUni Stuttgart IAT

Fazit

Mit diesem Projekt sollen die ersten wichtigen Säulen eines zukünftigen UrbanÖSL-Zertifizierungsstandards geschaffen werden, der es Unternehmen und Kommunen ermöglicht, durch die Einhaltung der entwickelten Standards für ihren Ausbau von grünen Infrastrukturelementen ein Zertifikat zu erhalten. Es ist vorgesehen, dass das UrbanÖSL-Zertifikat in der Zukunft dazu verwendet werden kann, die Glaubwürdigkeit der Umweltbemühungen der Unternehmen und Gemeinden, insbesondere in der externen Kommunikation, zu stärken und gleichzeitig sicherzustellen, dass die geleisteten Beiträge wissenschaftlich quantifizierbar und fundiert sind.

Der Projektansatz erwies sich als weitgehend geeignet, insbesondere durch die iterative Verbesserung der Leitlinien und Methoden. Dennoch wurden einige Einschränkungen festgestellt, wie etwa die Notwendigkeit einer externen Validierung der Quantifizierungsmethoden und die Erstellung einer spezifischen Habitatliste für städtische Gebiete. Zukünftige Projekte sollten sich darauf konzentrieren, eine Zertifizierungsstelle für das sich Zertifizierungssystem zu finden, die Beziehungen zu den Interessengruppen zu stärken und die vorgeschlagenen Quantifizierungsmethoden an die aufkommenden innovativen Designtechnologien anzupassen. Weitere Forschung könnte sich auf die Ausweitung und Anpassung der Leitlinien an unterschiedliche regionale Gegebenheiten und die Integration neuer Technologien konzentrieren.

Übersicht

Fördersumme

101.867,00 €

Förderzeitraum

02.01.2023 - 30.04.2024

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz