Das Projekt EULE („Evaluierungssystem für eine umweltfreundliche und landschaftsverträgliche Energiewende“) setzt sich aus insgesamt vier Teilprojekten zusammen, mit dem Gesamtziel einer doppelten Flächennutzung von PV-Freiflächenanlagen (PVFFA), zur regenerativen Energieerzeugung sowie als Trittsteinbiotop und Rückzugsort für die bedrohte heimische Artenvielfalt. Mit diesem Ansatz sollen neue Flächen für den Artenschutz zur Verfügung gestellt und die Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung für den weiteren Ausbau der Energiewende erhöht werden.
Ausgangspunkt für das Vorhaben waren einerseits politisch ambitionierte Ausbauziele im Rahmen der Energiewende und eine abnehmende Akzeptanz für den notwendigen Zubau innerhalb der Bevölkerung. Zugleich zeigte das EULE-Pilotprojekt "Solarfeld Oberndorf" in der Gemeinde Bodenkirchen (84155), dass die Energiewende im Einklang mit der Natur gelingen kann. Mit mittlerweile über 550 dokumentierten Tier- und Pflanzenarten auf einer Fläche von nur etwa 12.000 m² gilt das Solarfeld Oberndorf als die umweltfreundlichste Solaranlage Bayerns. Dieses versteckte ökologische Potential von PVFFAs sollte mit dem Projekt EULE gehoben und professionell ausgebaut werden.
In der der EULE-Projektphase I (02-10/2020) wurde ein „Evaluierungssystem für eine umweltfreundliche und landschaftsverträgliche Energiewende“ (EULE) erarbeitet und zwar in Form eines Auditierungsverfahrens zur zielgerichteten ökologischen Aufwertung von PV-Freiflächenstandorten.
Die EULE-Projektphase II (11/2020 - 09/2021) beinhaltete die Entwicklung eines in ganz Deutschland anwendbaren, praktikablen Auditsystems für bestehende und geplante PV-FFAs, das nun für Zertifizierungen zur Verfügung steht. Darüber hinaus wurde die Markteinführung eines EULE-Stromproduktes untersucht, unter anderem mit Hilfe einer Marktrecherche über vorhandene Ökostromlabel und -produkte.
Die Projektphase III setzt sich aus zwei Teilprojekten zusammen. Die Projektphase EULE III.1 wurde in 06/2022 abgeschlossen. Darin wurde die technischen Voraussetzungen (EULE-IT mit Auditsoftware und GIS-Plattform) für das EULE-Zertifizierungssystems sowie für eine EULE-Zertifizierungsstelle geschaffen.
Mit der EULE-Phase III.2 wurden das bundesweite EULE-Netzwerk weiter ausgebaut und die Voraussetzungen zur Gründung der EULE-Organisation, einer Markteinführung von EULE-Dienstleistungen sowie eines EULE-Stromproduktes erarbeitet. Damit wurde das das EULE-Gesamtprojekt in 07/2024 abgeschlossen.
Das Projekt EULE III.2 beinhaltete die Vorbereitung der Gründung einer unabhängigen EULE-Organisation.
Die drei Arbeitspakete 4, 5 und 6 konnten, wie geplant, vollständig ausgeführt werden, wenn auch mit Abweichungen zur ursprünglichen Planung aufgrund äußerer Umstände.
In Arbeitspaket 4 – Bundesweite Akquise von Unterstützern und Fachexperten – erfolgte eine Bestandsaufnahme potenzieller Unterstützer und Fachexperten für die Gründung und die Arbeit der EULE-Organisation und erste Gespräche hinsichtlich einer Gründung. Es wurden Veranstaltungen zur Einbindung der zukünftigen EULE-Akteure durchgeführt.
Eine weitere Vernetzung, sowie eine vertiefte und verstetigte Einbindung künftiger Partner ist nun, mit Vorliegen der grundlegenden Dokumente (Arbeitspaket 5), möglich.
Parallel wurde das Arbeitspaket 5 – Aufbau der EULE-Organisation und der Zertifizierungsstelle – mit bundesweiten Partnern erarbeitet und es wurde die Gründung einer EULE-Organisation als eingetragener Verein vorbereitet. Dazu wurde ein Gutachten für die geeignete Verbandsstruktur und für das operative Konzept erstellt, ferner eine Vereinssatzung und eine EULE-Richtlinie. Ergänzend wurden eine Geschäftsordnung für den EULE-Verein sowie Vorlagen für Verträge erstellt.
Das Finanzierungskonzept und das Gebührenmodell der EULE-Stelle aus Projektphase EULE II wurden überarbeitet und die bisherige Kostenschätzung aktualisiert. Die Gründung des EULE-Vereins konnte noch nicht stattfinden, ist aber vorgesehen.
In Arbeitspaket 6 – Marktintegration und Fortführung des Informationskonzeptes – wurden Marketingvorbereitungen für die Markteinführung erarbeitet sowie die EULE-Homepage überarbeitet, aktualisiert und um wichtige Informationen bedarfsgerecht ergänzt.
Für die vielfältigen Aufgaben und die sorgfältige Ausarbeitung der genannten Dokumente wurde mehr Zeit benötigt als ursprünglich geplant. Zudem ergaben sich während der Projektlaufzeit relevante politische Entwicklungen, wodurch die Laufzeit des Projektes in zwei Stufen bis Ende Juli 2024 kostenneutral verlängert wurde.
Mit Abschluss der aktuellen Projektphase EULE III.2 stehen die Statuten für die Vereinsgründung bereit. Eine weiterhin erfolgreiche Akquisition von bundesweiten Interessenten und Unterstützern sowie entsprechende politische und marktwirtschaftliche Entwicklungen vorausgesetzt, ist die Gründung des Vereins im Jahr 2025 realistisch.
Das Ziel der Projektphase III.2 wurde erreicht, in dem die Vorbereitungen einer EULE-Vereinssatzung erfolgreich abgeschlossen werden konnten. Hierzu zählen eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung sowie die Ausarbeitung notwendiger Unterlagen, wie beispielsweise die Vereinssatzungen. Die Bestrebung des Projektteams, den EULE-Verein gemeinsam mit priorisierten Partnern und Unterstützern noch innerhalb der laufenden Projektphase zu gründen, war aufgrund äußerer Umstände noch nicht zweckmäßig. Mit Hilfe entsprechender politischer und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen kann der EULE-Verband, als erster Naturschutzfachverband speziell für die Energiewende, jedoch jederzeit gegründet und die Markteinführung des EULE-Umweltauditsystem, als ökologisches Qualitätsmerkmal für PVFFAs, realisiert werden.
Aus Sicht des Projektteams und im Austausch mit unterschiedlichen Unterstützern im Rahmen der letzten Projektphase kann festgehalten werden, dass die Einführung einer BiodivPV-Förderkulisse im Solarpaket 1 eine wichtige externe Rahmenbedingung gewesen wäre, um den EULE-Verein zu gründen und das EULE-Umweltauditsystem in den Markt einzuführen. Hintergrund ist, dass Betreiber von PVFFAs einen Mehraufwand leisten müssen, um eine ökologische Aufwertung der PVFFA-Flächen zu erreichen. Ohne entsprechende Vorteile im Hinblick auf eine höhere Vergütung produzierter Kilowattstunden oder auf die Genehmigungsfähigkeit, fehlt der Anreiz zur naturnahen Gestaltung von PVFFAs. Die Einführung einer BiodivPV-Förderkulisse im EEG, ähnlich der AgriPV-Förderkulisse für eine gleichzeitige landwirtschaftliche Nutzung der PVFFA-Flächen und damit verbundene Vorteile für Betreiber von PVFFAs, hätte einerseits das starke Interesse bei den Betreibern geweckt und zugleich die Notwendigkeit einer EULE-Zertifizierungsstelle ergeben.
Die Einführung der im nun im Solarpaket 1 definierte Regelung von fünf Naturschutz-Mindestkriterien für PVFFAs erachtet das EULE-Projektteam als nicht praxistauglich und, falls überhaupt, nur als symbolischen Akt der Politik.
Aufgrund des dramatischen Artenschwundes und des notwendigen weiteren Ausbaus von PV-FFA hält das EULE-Projektteam eine möglichst zeitnahe Einführung der entsprechenden Rahmenbedingungen für zwingend notwendig und setzt sich im Rahmen der bestehenden verbandlichen und politischen Kontakte dafür ein.
EULE-Website: https://eule-energiewende.de/
EULE-Imagefilm: https://www.youtube.com/watch?v=6IR7HwaC7EM
Leitfaden "PV-Freiflächen – naturverträglich gestalten" des StMWi in Bayern, in gemeinsamer Zusammenarbeit mit dem EULE-Projektteam: https://www.stmwi.bayern.de/publikationen/detail/pv-freiflaechen-naturvertraeglich-gestalten/
Mit der Veröffentlichung der Photovoltaik-Strategie – Handlungsfelder und Maßnahmen für einen beschleunigten Ausbau der Photovoltaik (Solarpaket 1) und dem darin genannten Ziel einer gesetzlichen Unterstützung von BiodivPV-Anlagen– ergab sich eine große Chance zur ökologischen Gestaltung und Nutzung von PVFFAs und somit ein Anreiz für PVFFA-Betreiber, ein EULE-Umweltaudit durchzuführen.
Eine praxistaugliche Möglichkeit zur Überwachung entsprechender BiodivPV-Anlagen wäre die Gründung des EULE-Vereinssamt Zertifizierungsstelle , welche die notwendigen Qualitätsstandards am Anlagenstandort überprüft und per Zertifikat bescheinigt. Der EULE-Verein könnte das zu Grunde legende Auditsystem durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) akkreditieren lassen. Dadurch würde der gesetzliche Erfüllungsaufwand für staatliche Stellen auf ein Minimum begrenzt und es würden zugleich die Qualitätsüberwachung eingehalten. Zusätzliche Regelungen für BiodivPV-Anlagen (in Anlehnung an AgriPV-Anlagen, hinsichtlich einer baurechtlichen Privilegierung und einem EEG-Bonus), würden die Potenziale von PVFFAs zum Erhalt der Artenvielfalt sowie zur Akzeptanzsteigerung in der Bevölkerung e verstärken.
Nur mit der Einführung einer BiodivPV-Förderkulisse im EEG oder mit der Markteinführung über das Regionalwerk-Konzept – d. h. nur mit politischen und wirtschaftlichen Anreizen – kann das versteckte Potential von PVFFAs für den Artenschutz Anreize gehoben werden.