Ein vollständiger und allumfassender Paradigmenwechsel hin zu einer Circular Economy kann durch interdisziplinäre Ansätze und holistisch-integratives Denken gelingen. Monodisziplinäre, ge-radlinige Ansätze können kaum erfolgsversprechend sein. Auch die Naturwissenschaft Chemie leistet einen wesentlichen Beitrag zu einer nachhaltigen Transformation, nach dem Motto: Kreis-laufwirtschaft durch Chemie statt – wie häufig angenommen – wegen Chemie.
Ziel des Fördervorhabens soll die Konzeption des innovativen Schülerlaborprogramms „TüReChem-Lab“ für die Sekundarstufe II sein, das Circular Economy in den Mittelpunkt stellt und den Beitrag der Chemie zur Transformation theoretisch sowie praktisch im Experiment erfahrbar macht, aber auch kritisch beleuchtet. Der fächerübergreifende Gesamtzusammenhang, wird durch eine zeit-gemäße schulische Vor- und Nachbereitung im Blended-Learning Format sichergestellt. Durch die beantragte Förderung soll die Entwicklung innovativer Experimente, z.B. zum 3D-Druck zum The-ma Cyanobakterien und Polyhydroxybutyrat (PHB), ermöglicht werden, die Themen der Prämis-sen der 6 R’s der Circular Economy aufgreifen und Probleme sowie mögliche Konflikte in der Ziel-erreichung in den Schnittfeldern zwischen Gesellschaft, Ökonomie und Ökologie thematisieren.
Das zu realisierende Schülerlaborprogramm fokussiert dabei primär auf die Neckar-Alb-Region (Landkreise Tübingen, Reutlingen und Zollernalbkreis), ist auf Grund seines innovativen Blended-Learning Ansatzes aber grundsätzlich auf andere Regionen in Deutschland übertragbar.
Konzeptionell werden die Voraussetzungen erfüllt, sowohl den chemischen Beitrag an gesellschaft-lichen Errungenschaften anhand naturwissenschaftlicher Denk- und Arbeitsweisen aufzuzeigen, als auch die gesamte gesellschaftliche Breite und Interdisziplinarität des Themas von der Zielgruppe der Schüler:innen erfassen zu lassen. Durch die Beschaffenheit des Schülerlabors als Lehr-Lern-Labor zur Wissenschaftskommunikation wird eine weitere essenzielle Zielgruppe, die der Lehramts-studierenden, involviert. Durch ihre vermittelnde Rolle als Betreuende im Schülerlabor wird Exper-tise im Thema und für ihre spätere Unterrichtspraxis gewonnen. Maximale Breitenwirkung wird durch die parallele Durchführung von Lehrkräftefortbildungen im Verbund „MINT me!“ erreicht, sodass auch Multiplikatoren für den Einsatz im regulären Chemieunterricht hervorgehen werden.
Das Projekt umfasst im Wesentlichen die didaktische Konzeption und Erprobung neuer, innovativer Versuche in Anlehnung an die aktuelle Fachforschung, die den Beitrag der Chemie zu einer Kreislaufwirtschaft aufzeigen. Diese didaktische Erschließung ist seit vielen Jahren einer der Arbeitsschwerpunkte der Abteilung Chemiedidaktik an der Universität Tübingen. Der methodischen Umsetzung des Schülerlaborprogramms in einem Blended-Learning-Format kommt insofern eine weitere, bedeutende Rolle zu, als dass Konzepte und Denkweisen der Circular Economy zielgruppenorientiert und ansprechend aufbereitet werden können. So eröffnen Blended-Learning-Format-Ansätze die Möglichkeit ansprechende Drag&Drop-Anwendungen, Expertenmeinungen, Videose-quenzen und Grafiken einen umfassenden, anschaulichen Überblick zu geben. Für eine zukünftige Implementierung auch in den Regelunterricht an den Schulen, werden Lehrkräfte in einem eigens zu konzipierenden Lehrkräftefortbildungskonzept in die Versuche und die Gesamtthematik eingeführt.
Der detaillierte zeitliche Ablauf des Projektes in all seinen Facetten kann Abbildung 1 entnommen werden.