Die Ausstellung war ein wichtiger Baustein der strategischen Neuausrichtung des MIK. Wie das Leitbild des MIK stellte sie den Zusammenhang von Gesellschaft, Wirtschaft und Natur ins Zentrum. Leitend war die Frage, wie Welthandel in Zukunft sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltig gestaltbar ist. Dafür wählte die Schau einen innovativen Ansatz, indem sie einen Bogen von der „ersten“ Globalisierung im 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart schlug. Sie wollte langfristige Entwicklungen und Brüche herausarbeiten, das Verständnis für heutige Strukturen fördern und zu neuen Sichtweisen anregen. Zu einer Zeit, in der die Globalisierung zunehmend in der Kritik steht, lenkte sie den Blick auf ihre „Geburtsstunde“ und suchte die Ursprünge aktueller Problemstellungen zu ergründen.
Die als Wanderausstellung angelegte Schau wollte auf Persistenzen historischer, insbes. kolonialer Beziehungsgeflechte aufmerksam machen und für die Verschränkung von ökonomischen, gesellschaftlichen und ökologischen Entwicklungen sowie von Lokal- und Globalgeschichte sensibilisieren. Ziel war, das Bewusstsein für die eigene globale Verantwortung zu schärfen und einen Austausch über neue Konzepte anzustoßen.
Das Projekt zielte zudem darauf ab, in Entsprechung zum Inhalt Verfahren und Methoden nachhaltiger Ausstellungsgestaltung zu erproben.
Die Ausstellung „Welthandel“ wählte einen innovativen Ansatz, indem sie zwei Zeitschnitte einander gegenüberstellte: Die Frühe Neuzeit und die Gegenwart. So arbeitete sie langfristige Entwicklungen und Brüche heraus, suchte das Verständnis für heutige Strukturen zu fördern und zu neuen Sichtweisen anzuregen: Wer waren und sind die Handelnden? Wie funktionierte Welthandel vor rund 400 Jahren, wie sieht es heute hinter den Kulissen aus? Welche Rahmenbedingungen prägen den Welthandel? Wie wirkt er seinerseits auf Gesellschaft, Politik und Wissensbestände? Inwieweit bedingen sich Welthandel und globale Machtgefüge? Wie wirkt sich der rasant wachsende Warenverkehr auf die Natur aus?
Diese komplexen Fragen verknüpfte die Ausstellung mit regionalen Bezügen. In der Begegnung mit historischen Gegebenheiten, Objekten und Menschen machte sie auf Persistenzen historischer, insbesondere auch kolonialer Beziehungsgeflechte aufmerksam. Ihr Ziel war, für die Verschränkung von ökonomischen, gesellschaftlichen und ökologischen Entwicklungen sowie von Lokal- und Globalgeschichte zu sensibilisieren, das Bewusstsein für die eigene globale Verantwortung zu schärfen und einen Austausch über neue Konzepte anzustoßen und exemplarische Ideen für die Zukunft eines nachhaltigen Welthandels vorzustellen.
Ziel war zudem, die Ausstellung möglichst nachhaltig zu gestalten. Verwendet wurden vornehmlich upgecyclete Materialien, die Logistikunternehmen zur Verfügung stellten – Paletten, Transportkisten, Hochregallager etc. Bereits im MIK vorhandene Vitrinen und Möbel wurden umgebaut und neu gestaltet; sofern z. B. aufgrund bestimmter Exponatanforderungen neue Möbel gebaut werden mussten, wurden diese so angelegt, dass sie im Anschluss wieder verwendet werden können. Transportfähigkeit und modulare Bauweise waren mit Blick auf die geplante Wanderschaft weitere Leitlinien. Das Projekt bot somit die Möglichkeit, nachhaltige Strategien zu erproben.
Die Ausstellung wurde vom 6. Mai bis zum 15. Okt. 2023 im Museum Industriekultur Osnabrück gezeigt. Im Anschluss wanderte sie ins Museum Tuch + Technik in Neumünster (24. Nov. 2023 - 18. Febr. 2024), Teile der Ausstellung werden zudem 2024/25 in eine Ausstellung im Museum der Arbeit in Hamburg integriert, die den Versandhandel zum Thema hat.
Die Ausstellung griff das Thema in neun thematischen Kapiteln auf, die sich verschiedenen Aspekten des Welthandels widmeten (u. a. Waren, Transport, Wissen, Orte). Diese stellten den Blick in die Geschichte und die Analyse der Gegenwart unmittelbar nebeneinander, um Parallelen und Unterschiede herauszuarbeiten und für lange Entwicklungslinien zu sensibilisieren. Als ein zentrales Thema wurde der Zusammenhang zwischen dem zunehmenden Handel und den wachsenden Umweltbelastungen und dem Klimawandel herausgearbeitet. Daneben stand die Frage der ungleichen Verteilung von Chancen und Risiken, die mit dem Welthandel verbunden sind und die historisch begründet ist. Die Ausstellung bot keine Lösungen an, sondern zeigte verschiedene Problemfelder und Sichtweisen auf diese auf. Dies floss insbes. im Kapitel "(Zwischen)Bilanzen" zusammen, das renommierte Expert*innen aus sehr unterschiedlichen Feldern zu Wort kommen ließ (u. a. der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Prof. Dr. Edenhofer, und die Direktorin des Leibniz-Forschungsinstituts für Friedens- und Konfliktforschung, Prof. Dr. Deitelhoff). In einem abschließenden Raum zur Zukunft wurden verschiedene Ideen und Visionen zur Lösung der zuvor aufgeworfenen Fragestellungen gezeigt. Durch die Ausstellung zog sich zudem eine eigene Kinderspur, die das komplexe Thema anschaulich und spielerisch vermittelte; Beiträge von Kooperationspartner*innen boten in einer weiteren Spur internationale, kritische Perspektiven zum Welthandel.
Das Ziel der nachhaltigen Ausstellungsgestaltung konnte weitgehend umgesetzt werden. Verwendet wurden vornehmlich upgecyclete Materialien, die Logistikunternehmen zur Verfügung stellten. Bereits vorhandene Vitrinen und Möbel wurden umgebaut und neu gestaltet; sofern z. B. aufgrund bestimmter Exponatanforderungen neue Möbel gebaut werden mussten, wurden diese so angelegt, dass sie im Anschluss wieder verwendet werden können. Transportfähigkeit und modulare Bauweise waren mit Blick auf die geplante Wanderschaft weitere Leitlinien.
Nach der von einer umfangreichen Pressearbeit begleiteten Eröffnung der Ausstellung startete das Rahmenprogramm, das zahlreiche Veranstaltungen für unterschiedliche Zielgruppen umfasste und eng mit dem städtischen Programm zum 375. Jubiläum des Westfälischen Friedens verknüpft war. Zu den Highlights gehörte ein großes Familienfest in Kooperation mit der Musik- und Kunstschule der Stadt Osnabrück mit musikalischen und künstlerischen Mitmachaktionen zur Ausstellung. Mit der Kunsthalle Osnabrück wurde eine Fahrradtour veranstaltet, die sich dem Thema „Warenströme und Recycling“ widmete. Sehr gut besucht war eine Kleidertauschparty, die mit Informations- und Mitmachangeboten rund um das Thema Faire Kleidung und Upcycling verbunden wurde. Eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion zum Thema „Handel, Konsum und Verantwortung“ thematisierte Chancen und Risiken der neuen Lieferkettengesetzgebung sowie Möglichkeiten, soziale und ökologische Negativwirkungen des wachsenden globalen Handels einzudämmen. Die Ausstellung war zudem in das Programm der Jahrestagung 2023 des Deutschen Museumsbunds eingebunden, die von über 800 Fachleuten aus dem deutschsprachigen Raum besucht wurde (z. B. Workshop „Ausstellungen nachhaltig gestalten").
Die Ausstellung erhielt ein gutes Medienecho, ebenso erhielten die Gästeführer*innen viele positive Rückmeldungen und der Austausch mit Besucher*innen bei Veranstaltungen und Führungen war sehr fruchtbar. Erfreulich war zudem, dass viele Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene unter den Besucher*innen waren – in 27 geführten Schülergruppen, bei mehreren Projekttagen in Schulen, im Rahmen unserer Ferienbetreuungen, aber auch bei vielen Veranstaltungen. Anders als bei anderen Ausstellungen erreichten wir mit „Welthandel“ mehr ältere Jahrgänge und im Rahmenprogramm auch junge Erwachsene – ein Ziel, das wir uns mit dieser Ausstellung bewusst gesetzt hatten.
Das Projekt bot zudem die Möglichkeit, nachhaltige Strategien der Ausstellungsgestaltung zu erproben – wir nahmen viele wertvolle Erfahrungen für folgende Projekte mit. Eine Erkenntnis war, dass das „Upcycling“ zwar ressourcenschonend mit Blick auf die Umwelt ist, nicht aber unbedingt in der Planung. Die Verwendung der upgecycelten Materialien zog einen erheblich höheren Planungsaufwand nach sich – ein für zukünftige nachhaltige Ausstellungsplanungen wichtiger Lerneffekt für alle Beteiligten. Auf der anderen Seite konnten die 2022/23 immens gestiegenen Material- und Handwerkerkosten durch die Verwendung von Alt- und Fremdmaterialien aufgefangen werden.