Anlass
Kommunen haben eine zentrale Bedeutung für die Verwirklichung einer nachhaltigen Entwicklung, weil hier viele Entscheidungen getroffen werden, die eine nachhaltige Entwicklung auf der lokalen Ebene fördern oder hemmen können, z.B. bezogen auf die Art der Nutzung von Flächen, die einge-setzte und die bereitgestellte Energie oder die Einbindung von Bürger*innen in Entscheidungsfindungsprozesse. Kommunen fungieren außerdem als Schnittstellen zwischen den Bürger*innen und der Politik auf Bundes- und Landesebene. Und schließlich kann ein auf Nachhaltigkeit ausgerichte-tes kommunales Handeln Menschen vor Ort dazu motivieren, selbst etwas zu tun.
Die Kommunalpolitik spielt eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, auf der Ebene von Stadtquartieren und Ortschaften eine hohe Lebens- und Umweltqualität zu erreichen, für sozialen Ausgleich und Zusammenhalt zu sorgen und geeignete Rahmenbedingungen für wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und Innovationen sowie ein vielfältiges kulturelles Leben zu schaffen.
Viele kommunalpolitisch Aktive sind sich ihrer Verantwortung in dieser Hinsicht aber nicht bewusst und/oder sind nicht in der Lage, ihr gerecht zu werden. Vielfach mangelt es an Wissen, was auf kommunaler Ebene (rechtlich) möglich ist, sowie an guten Beispielen und Vorbildern. Ein großes Defizit besteht auch im Hinblick auf das Denken in größeren (systemischen) Zusammenhängen. Das hat auch damit zu tun, dass sich selten Bürger*innen mit größerem Hintergrundwissen zu den An-forderungen einer nachhaltigen Entwicklung finden lassen, die bereit wären, in kommunalen Gre-mien mitzuarbeiten.
Ziele
Mit dem Projekt sollten zum einen ehrenamtlich kommunalpolitisch Aktiven die größeren Zusam-menhänge ihrer lokalen Aktivitäten und Entscheidungen verdeutlicht und lokale Handlungsmög-lichkeiten zur Unterstützung einer nachhaltigen Entwicklung aufgezeigt werden. Zum anderen sollten Studierenden im Nachhaltigkeitsbereich vermittelt werden, welche Möglichkeiten und Hemmnisse auf Seiten der Kommunen bestehen, zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Der Fokus des Projekts lag auf kleinen Städten und Gemeinden in den Bundesländern Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.
Erstellung einer Informations- und Austauschplattform (ECOLOG-Institut federführend)
Aufbauend auf einer umfassenden Recherche guter Beispiele für kommunales Handeln im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung - vor allem aus Brandenburg (BB) und Mecklenburg-Vorpommern (MV) -, von Arbeitshilfen und Anregungen für Maßnahmen und Aktionen vor Ort sowie von Unterstützungsangeboten und Fördermöglichkeiten für eine nachhaltige Kommunalentwicklung wurden die Inhalte für die Plattform erstellt, ein Konzept für die Präsentation über die Plattform erarbeitet und umgesetzt. Die Plattform wurde nach Rückmeldung von Akteur*innen mit kommunalpolitischem Bezug aus BB und MV überarbeitet.
Arbeit mit Studierenden (HNEE federführend)
Für die Arbeit mit den Studierenden wurde durch die Hochschule für nachhaltige Entwicklung (HNEE) Kontakt mit Dozierenden aller Fachrichtungen an der Hochschule aufgenommen und es konnte eine Zusammenarbeit in zwei Modulen mit Master-Studierenden der Fachbereiche „Land-schaftsnutzung und Naturschutz“ sowie „Wald und Umwelt“ vereinbart werden. Ca. 60 Studierende wurden in der systemischen Methode zur transformativen Dialogführung und Visualisierung „Insight Modelling“ geschult. Diese Methode wurde durch einen Teil der Studierenden mit den kommunalpolitisch Aktiven aus den kooperierenden Kommunen zu deren realen Herausforderungen vor Ort angewandt. Die Ergebnisse in Form von Causal-Loop-Diagrammen (CLD) und erarbeitete mögliche Interventionsstrategien wurden für den weiteren Prozess in den Kommunen genutzt.
Arbeit mit kommunal Aktiven (HNEE federführend)
Das Angebote der direkten Unterstützung bei nachhaltigen Entwicklungsprozessen in Landkreisen und Kommunen in BB und MV wurde breit gestreut und aktive Personen und Gruppen in den Regionen direkt angeschrieben. So kam es zu einer Zusammenarbeit mit der Kommune Strokow (BB) und einer Gruppe von Aktiven aus Michendorf (BB). Die Themen waren zum einen der sinkende Grundwasserspiegel in der Kommune Michendorf und zum anderen die Erstellung einer Nachhaltigkeitsstrategie in Storkow. Im nächsten Schritt wurden an die Fragestellung der Kommunen angepasste, interaktive Workshops geplant und punktuell auch mit Unterstützung der Studierenden („Insight Modellings“, Haustürgespräche, Workshop) umgesetzt.
Die Informations- und Austauschplattform ‚www.lokal-n.de‘ mit Informationen zu relevanten Handlungsfeldern einer nachhaltigen Kommunalentwicklung steht seit Mai 2023 allen interessierten Akteuren mit folgenden Inhalten zur Verfügung. Kommunen aktiv: Konkrete Beispiele für kommunales Handeln zur Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung. Unterstützung lokal: Informationen zu lokalen, vom Projekt begleiteten Nachhaltigkeitsprozessen. Infothek: Arbeitshilfen und Anregungen für Maßnahmen vor Ort, die zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen können. Austausch: Möglichkeit für lokal Aktive, ihre Erfahrungen weiterzugeben oder Unterstützungswünsche zu nennen
Durch die Arbeit des Projekts wurden zwei Kommunen auf ihrem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung unterstützt. In Storkow wurden vier interaktive Workshops umgesetzt, um unter Einbeziehung eines systematischen Blicks die Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie für die Kommune voranzubringen. Diese wurden an die Bedarfe der Kommune und der ehrenamtlich beteiligten Einwohner*innen angepasst. Im Rahmen interaktiver Workshops wurden passende thematische Inputs vorgetragen und die Ergebnisse der „Insight Modellings“ vorgestellt und diskutiert. Mit einer Gruppe von kommunal Aktiven und Betroffenen aus Michendorf wurden fünf „Insight Modellings“ durchgeführt, die sich mit dem Problem des sinkenden Grundwasserspiegels befassten. Hinzugezogen wurde der Hydroklima-Experte Fred Hattermann, Leiter der Arbeitsgruppe ‚Hydroklimatische Risiken‘ am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Honorarprofessor der HNEE. Die Ergebnisse wurden den kommunal Aktiven präsentiert und es wurde mit ihnen diskutiert, welche Strategien sich für die Zukunft ableiten lassen.
Systemisches Wissen wurde ca.60 Studierenden vermittelt (Training in der Insight Modelling Methode, systemische Spiele und theoretische Auseinandersetzung mit Systemischen Denken und Arbeiten) und in Workshops mit über 100 kommunalpolitisch aktiven Personen in Storkow und Michendorf angewandt (Dialogpartner*innen bei Insight Modellings; Präsentation der Causal-Loop-Diagramm und Weiterarbeiten mit den Ergebnissen).
In der Zusammenarbeit mit den Kommunen und den kommunal Aktiven wurde die Nachfrage nach passenden Angeboten bestätigt und das Angebot des Projekts begrüßt. Hier wurden die Plattform sowie die direkten Angebote für eine Begleitung vor Ort gleichermaßen als wichtige Unterstützungsmaßnahmen bewertet.
Es wurden verschiedene Wege gewählt, um über das Projekt und seine Ergebnisse zu informieren:
- Auf der Webseite der HNEE wurde eine Unterseite mit Informationen über das Projekt erstellt.
- Das Projekt wurde bei der Jahrestagung des Hochschulnetzwerks „Bildung durch Verantwortung“ mit anderen Dozierenden aus dem Bereich „Service Learning“ besprochen. Der Ansatz wurde von den Teilnehmenden sehr positiv bewertet.
- Das Projekt wurde im Rahmen der DBU-Veranstaltung „Politische Bildung durch und für nachhaltige Entwicklung“ präsentiert und darüber digital via Youtube verbreitet.
- Die Ergebnisse des Projekts wurden auf der erstellten Plattform bzw. der Internetseite zum Projekt veröffentlicht und in lokalen Zeitungen und Informationsseiten der Kommune Storkow veröffentlicht.
- Die Studierenden veröffentlichten Impressionen der Zusammenarbeit mit Storkow über den Blog „die Ackerdemiker.in“. Innerhalb der HNEE wurden Informationen zu der Arbeit der Studierenden über den internen Newsletter geteilt.
Das Projektteam stand im regelmäßigen Austausch mit diversen Akteuren in den Bereichen BNE und nachhaltige Kommunalentwicklung in BB und MV. Diese wurden in die Verbreitung der Informationen zum zur Plattform einbezogen.
Das Nutzen von systemischen Methoden zur Analyse und Vermittlung von nichtlinearen, komplexen Zusammenhängen unter Beteiligung von Studierenden hat sich im Rahmen der Begleitung von kommunalpolitisch Aktiven bewährt. Die Rückmeldungen der beteiligten Personen aller Gruppen waren durchweg positiv. Sie freuten sich über den Austausch mit den Studierenden und bewerteten die präsentierten Ergebnisse als hilfreich für ihre Arbeit.
Der direkte Kontakt mit kommunalpolitisch Aktiven wurde von den beteiligten Studierenden als positiv und förderlich für ihren weiteren Berufsweg bewertet. Von einigen Studierenden wurde ein tieferer Einblick in die kommunalen Strukturen und Herausforderungen gewünscht. Hierfür wäre es von Vorteil, wenn die Einbindung der Studierenden nicht über ein Blockmodul, sondern über ein zeitlich über das Semester gestrecktes Modul erfolgen würde. In diesem Fall stünde mehr Zeit für einen intensiveren Austausch zwischen kommunal Aktiven und Studierenden zur Verfügung.
Die Plattform bietet praxisnahe Informationen für eine nachhaltigere Kommunalentwicklung. Die Erfahrungen im Projekt haben aber gezeigt, dass es gerade im ländlichen Raum, neben der Bereitstellung von Informationen und der Vermittlung guter Beispiele, aktive Unterstützer*innen braucht, die Anstöße zum Handeln im Sinne der Nachhaltigkeit geben.