Zu den direkten und indirekten Folgen der Klimakrise gehören unter anderem die zunehmende Wahrscheinlichkeit externer Schocks (z.B. Pandemien, extreme Wetterereignisse, bewaffnete Konflikte), eine steigende Krankheitslast (durch gesundheitliche Klimafolgen), sich verknappende finanzielle Ressourcen, häufigere, intensivere und länger dauernde Hitzewellen und vulnerable Lieferketten. Gleichzeitig steht der Gesundheitssektor vor der Herausforderung, zu einer Abschwächung der Klimakrise beitragen zu müssen. Das begründet sich in dem eigenen hohen CO2-Fußabdruck und dem enormen Ressourcenverbrauch.
Darüber hinaus können durch den Gesundheitssektor und seinen 8 Millionen Mitarbeitenden starke Multiplikatoreneffekte in die Gesellschaft und in die Gesundheitswirtschaft ausgehen.
Ziel des Projektes war, durch die Erstellung von Indikatoren ein Benchmarksystem zur Erfassung der Klimaresilienz von Gesundheitseinrichtungen zu entwickeln unter besonderer Berücksichtigung von Adaptation und Mitigation im Kontext Planetary Health.
Ein weiteres Projektziel war die Erarbeitung eines modularen Beratungskonzeptes für Krankenhäusern mit dem Ziel, die Handlungsfelder und Bedarfe der Krankenhäuser systematisch zu erfassen.
In der Erstanalyse zeigte sich, dass den meisten deutschen Krankenhäusern die Voraussetzungen fehlen, um transformativ tätig zu werden. Das ist bedingt durch fehlende personelle und finanzielle Ressourcen, darüber hinaus aber durch ihre Heterogenität in Bezug auf die Amibtioniertheit der Entscheider:innen, fehlende Vernetzung und Kenntnis der Expert:innen und Umsetzungsbeauftragten. Die Entwicklung eines modularen Beratungssystems wurde daher zu Gunsten der Entwicklung einer Plattform für Wissen, Informationsaustausch, Agendasetting und individueller Beratung verlassen. In Bezug auf die Indikatoren wurden bestehende Systeme analysiert und um die Planetary Health Perspektive erweitert. In mehreren Iterationsschritten wurden die Indikatoren auf zuletzt 51 Items reduziert.
Zu Beginn des Projekts wurde ein regelmäßiger Austausch von Best-Practice-Einrichtungen etabliert, der wesentlich dafür war, Synergien aus der im Feld vorhandenen Kompetenz zu schöpfen. Dieses Netzwerk war beteiligt an der Entwicklung der Indikatoren, aber auch Ausgangspunkt einer weiteren Mobilisierung im Gesundheitssektor, der Entwicklung der Indikatoren und mündete schließlich in der Gründung eines Kompetenzzentrums für klimaresiliente Medizin und Gesundheitseinrichtungen (KliMeG), das auf der bis dahin größten deutschen Fachtagung zum Thema "Cleanmed Berlin" am 7. Juni vorgestellt wurde.
Im Rahmen des Projekts gelang darüber hinaus, die zwei führenden deutschen Treibhausgasrechner für Gesundheitseinrichtungen zu fusionieren und als KliMeG-Rechner unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Der Rechner bildet ein zentrales Element der KliMeG. Als erster deutschsprachiger Treibhausgasrechner für Gesundheitseinrichtungen mit einem Schwerpunkt auf der Erfassung der Scope 3 Emissionen bietet er die Möglichkeit, eine vollständige Treibhausgasbilanz entsprechend des Greenhouse-Gas-Protocols zu erstellen.
Den Abschluss des Projekts bildete die „CleanMed Berlin“ im Juni 2023 mit 250 Teilnehmenden. Die thematischen Schwerpunkte lagen auf der medizinrechtlicher Sicht auf Nachhaltigkeit, Maßnahmen zum Abbau von Hürden bei der Umsetzung der ökologischen Transformation im Gesundheitswesen und der Einbeziehung von Resilienzfaktoren in die Nachhaltigkeitsstrategie von Krankenhäusern. Auf der CleanMed Berlin wurde KliMeG erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Die Cleanmed Berlin wurde als die bis dahin größte Veranstaltung zu diesem Thema wahrgenommen und soll als zukünftiger Leitkongress etabliert werden.
Weil die ursprüngliche Ausrichtung des Projekts den Erfordernissen angepasst werden konnte, hat die Wirkung des Projekts die anfänglichen Erwartungen sogar übertroffen und zu einer neuartigen Mobilisierung und Vernetzung im Gesundheitssektor, unter anderem in Form mehrerer großer Einrichtungen wie Universitätsklinika, maßgeblich beigetragen. Mit dem Treibhausgasrechner gelang die Vereinigung der besten zu diesem Zeitpunkt existierenden Instrumente und entstand wiederum ein Ausgangspunkt für die Entwicklung von Datenbanken, die die Dokumentation eigener Erfolge sowie den Vergleich zwischen Einrichtungen ermöglichen. Die Indikatoren geben dabei einen Rahmen für die inhaltliche Diversifizierung mit dem weiteren Ziel der Resilienzsteigerung im Kontext multipler Krisen. Mit der Gründung von KliMeG gelang es, einen Akteur zu etablieren, der als Vorreiter in Bezug auf Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung im Gesundheitswesen wichtige Akzente setzt.