Die Rotbeinige Baumwanze Pentatoma rufipes L. ist in Deutschland aus faunistischen Erhebungen in Obstanlagen schon lange bekannt. Seit über zehn Jahren haben die Populationen in Süddeutschland extrem zugenommen und sie hat sich zum Schädling entwickelt. Die Schäden traten erst nur in Birnenanlagen dann seit 2019 auch in Apfelanlagen auf. Betroffen sind vor allem ökologisch bewirtschaftete Obstanlagen, für die derzeit kein ausreichend wirksames Regulierungsverfahren zur Verfügung steht.
Ziel des Projekts ist es, für den ökologischen Obstbau ein wirtschaftlich tragfähiges Verfahren zur biologischen Regulierung der Rotbeinigen Baumwanze durch Ausbringung des im Freiland an diesem Schädling mehrfach festgestellten Eiparasitoiden Trissolcus cultratus Mayr zur Praxisreife zu entwickeln und bereits in der Projektlaufzeit schrittweise über Praxisversuche einzuführen.
Die Verfügbarkeit eines solchen Verfahrens wird die Ertragssicherheit im ökologischen Obstbau erheblich verbessern und die Umstellung von weiteren Betrieben auf den Öko-Obstbau fördern. Außerdem wird die Anwendung von breit wirksamen Insektiziden auf Pyrethrumbasis im Öko-Obstbau reduziert, was zusätzlich zu Umweltentlastungen führt.
Der Nützlingseinsatz im Freiland und im Obstbau ist bis jetzt wenig verbreitet. Die Etablierung dieses Verfahrens ist daher eine wichtige Innovation, die auch weitere Aktivitäten zum Nützlingseinsatz vor dem Hintergrund der Insektenschutzstrategie, durch die der Einsatz von Insektiziden auch im ökologischen Anbau immer mehr hinterfragt wird, befördern kann.
Zu Projektende soll ein Verfahren zum Einsatz dieses Nützlings zur Verfügung stehen, das bereits schrittweise in die Praxis eingeführt ist und den derzeit fehlenden Baustein in der Regulierung der Rotbeinigen Baumwanze im Ökologischen Obstbau bereitstellt.
Durch dieses Vorhaben soll auch modellhaft gezeigt werden, mit welchen Schritten man auf schwer regulierbare Schadinsekten reagieren und wie eine nachhaltige, biologische Bekämpfungs¬strategie entwickelt werden kann.
Es kombiniert den klassischen Ansatz der Nützlingsförderung im Freiland durch Blühstreifen mit dem Konzept einer zum Schädlingsaufkommen zeitlich und räumlich möglichst exakten Nützlingsfreilassung. Im Ergebnis reduziert sich die erforderliche Aufwandmenge ggf. erheblich.
Dieser Ansatz stellt eine bedeutende Innovation dar, die für weitere Aktivitäten mit Nützlingen im Obstbau und anderen Dauerkulturen im Freiland wegweisend sein kann. Vor dem Hintergrund der Insektenschutzstrategie und der geforderten Reduktion des Pflanzen¬schutz¬¬mitteleinsatzes muss vermehrt nach solchen Ansätzen gesucht werden. Die Erfahrungen, die in diesem Projekt gesammelt werden, sind also weit über die eigentliche Problemlösung hinaus von großer Bedeutung.