„Bits & Bäume“ ist die derzeit wichtigste Bewegung aus umwelt- entwicklungs- netzpolitisch und digital orientierten Organisationen für eine nachhaltige Digitalisierung in Deutschland. Vom 30. September bis 2. Oktober 2022 hat dieses Bündnis im Rahmen einer reichweitenstarken Konferenz an der TU Berlin die Leitfrage „Wie kann die Digitalisierung so gestaltet werden, dass sie zu einer nachhaltigen Transformation der Gesellschaft beiträgt?“ in den Fokus der medialen Öffentlichkeit gerückt ist.
Nach der ersten „Bits & Bäume“-Konferenz 2018 sind die Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit heute in unserer Gesellschaft so präsent wie nie zuvor. Wir stehen vor großen gesellschaftlichen und globalen Herausforderungen für eine nachhaltige Gestaltung unserer (Um-) Welt. Deshalb wurde mit der Konferenz 2022 die Vernetzung von Umwelt- und Gerechtigkeitsaktivist*innen, Technikexpert*innen und Menschenrechtler*innen ausgebaut und vertieft. Im Rahmen der Konferenz trieben die Veranstalter die Vernetzung der communities mit Vertreter*innen kleiner sozial-ökologisch wirtschaftender Digital-Unternehmen sowie mit der Politik voran, um gemeinsam konkrete Lösungen für die drängenden Fragen unserer Zeit zu finden. Auf Podien, in Workshops und in Open Spaces diskutierten die Teilnehmenden die großen politischen Strategien und konkrete Governance-Vorschläge. Anhand von Best-Practice-Beispielen lernten die Besucher voneinander, wie im digitalen Zeitalter Klima- und Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit, Demokratie und Grundrechte verwirklicht werden können.
Die Themen der Konferenz deckten Inhalte an der Schnittstelle von Nachhaltigkeit und Digitalisierung ab. Sie reichten von vernetzter Mobilität über den Rohstoff- und Strombedarf digitaler Geräte, Datensuffizienz und kooperative Plattformökonomien bis hin zu smarten Energienetzen oder Monopolisierungstendenzen in der digitalen Ökonomie.
Die gemeinsame Diskussion umfasste zahlreiche Fragestellungen:
Wie kann die Digitalisierung so gestaltet werden, dass sie zu einer nachhaltigen und demokratischen Transformation der Gesellschaft beiträgt? Wie sieht eine global, wirtschaftlich, sozial und ökologisch gerechte Zukunft in der digitalisierten Welt aus? Was können Tech-Community (Bits) und Gerechtigkeits- und Umweltbewegung (Bäume) voneinander lernen? Und wie können sie als Zivilgesellschaft in einen organisierten Austausch mit sozial-ökologischen Vorreiter-Unternehmen, Wissenschaft und Politik treten?
1. Arbeitsstruktur
Aufgrund der zahlreichen Erfahrungen und Lernprozesse der vergangenen Konferenz wurden frühzeitig hauptamtliche Mitarbeitende für das Konferenzbüro zur Koordination und Verbindung der Arbeit des Trägerkreises mit den ehrenamtlich Aktiven und den zahlreichen AGs eingestellt.
Zur Verteilung der zahlreichen Arbeitspakete wurden Arbeitsgruppen gebildet. Diese steuerten die verschiedenen Themenbereiche und arbeiteten sie aus.
Im Sinne der Konferenz als Mitmachkonferenz wurden Ehrenamtlichen vor und während der Konferenz in das Engel-System eingebunden.
Ein Schwerpunkt der Konferenz lag darauf, sie möglichst nachhaltig und inklusiv umzusetzen. Dazu zählten Familienfreundlichkeit, Diversität, Barrierefreiheit sowie nachhaltige Konferenztechnik- und Verpflegung.
2. Programm
Im Rahmen des „Call for Participation“ wurden Menschen aus zivilgesellschaftlichen Organisationen und Akteur*innen aus der Wissenschaft, Wirtschaft und Politik aufgerufen, die Konferenz durch eigene Beiträge mitzugestalten. Aus den rund 490 Einreichungen wurden die besten Beiträge durch den Trägerkreis ausgewählt. Zusätzlich wurden Teilnehmende für die Konferenz proaktiv als Referierende angefragt.
Das Programm bestand aus drei Säulen:
a. Hauptprogramm
Im Rahmen eines breiten Hauptprogramms wurden unterschiedliche Inhalte im und verschiedene Perspektiven auf das Schnittstellenthema Nachhaltigkeit und Digitalisierung geboten. Die Beiträge waren in sechs Themensträngen verortet.
b. Forum
Das Forum bot auf dem Konferenzareal eine kreative Fläche, auf dem Initiativen/ Organisationen/ Institutionen/ Netzwerke/ Start-Ups usw. vor Ort präsentierten.
c. Pitch & Thrive for Sustainability
In diesem Format konnten Start-Ups oder kleine / mittlere Unternehmen ihre unternehmerischen Ansätze zur Bewältigung der sozial-ökologischen Transformation vorstellen. Eine Fachjury gab im Anschluss wertvolles Feedback.
3. Wissenschaftliche Dokumentation
Mit der wissenschaftlichen Begleitung und Dokumentation wurden die Reichweite der Inhalte und Ergebnisse erhöht und die Ergebnisse über die drei Tage hinaus verfügbar gemacht. Die Dokumentation enthält Videoaufzeichnungen der Keynote-Vorträge, eine Online-Broschüre sowie weitere Instrumente.
4. Politische Forderungen
Der Trägerkreises entwickelte einen ausführlichen politischen Forderungskatalog zur Ansprache an die Bundesregierung, Akteur*innen aus der Europäische Union sowie weltweit.
Die Konferenz hat mehr als deutlich gemacht, dass es zahlreiche sehr gute Ideen und Ansätze für eine nachhaltige Digitalisierung gibt. Eine wesentliche Herausforderung ist es, die Wahrnehmung für die Probleme und vor allem die Sachkompetenz zu ihrer Lösung dorthin zu bringen, wo sie stark gebraucht wird: In die Verwaltungen, die Parlamente, die Unternehmen und in die Breite der Ge-sellschaft. Das muss an vielen Orten gleichzeitig und vernetzt passieren. Die Größe und der Reichweite der Konferenz trugen bereits dazu bei, dass die „Bits & Bäume“-Thematiken und Repräsen-tant*innen im politischen Raum sichtbarer wurden.
Das Ziel, mehr Teilnehmende aus verschiedenen Bereichen miteinander zu vernetzten ist gelungen. Mehr Menschen mit mehr geknüpften Kontakten und vielen konkreten Projekte sind miteinander in Kontakt getreten. Auch im wissenschaftlichen Journal sind viele Autor*innen-Teams über die Konferenz zusammengekommen.
Das Ziel der Internationalisierung bzw. die Einbeziehung von nicht-deutschen Perspektiven haben die Veranstalter*innen mit 42 englischsprachigen Veranstaltungen, also knapp 20 % erreicht. 10 % der Antworten auf die Befragung waren auf Englisch. Die englischsprachigen Teilnehmenden der Umfrage haben sich doppelt so oft auf konkrete Projekte verständigt wie der Durchschnitt. Das Angebot an englischsprachigen Veranstaltungen wurde, im Vergleich zur letzten Konferenz, massiv ausgeweitet und wo nicht ohnehin Englisch gesprochen wurde, auch mit Übersetzungen nachge-holfen. Trotzdem ist eine Ausweitung der Anzahl internationaler Gäste für die nächste Konferenz erneut das Ziel.
Für das dritte Ziel, die Einbindung alternativ-ökonomischer Akteur*innen, wurden ein volkswirtschaftlicher (Ökonomie und Ressourcen) und ein betriebswirtschaftlicher (transformative Geschäftsmodelle) Themenstrang ins Leben gerufen. Darüber hinaus gab es einen Start-Up-Wettbewerb. Die beiden ökonomischen Themenstränge zusammen haben ein gutes Fünftel der Veranstaltungen auf der Konferenz 2022 ausgemacht. Auf Angebotsseite ist die Integration also durchaus gelungen. Auch personell konnte ein Erfolg verzeichnet werden. Der Anteil der Befragten aus dem unternehmerischen Kontext hat von 27 % auf 36 % um ein Drittel zugenommen. Darüber hinaus gilt es, zukünftig den Themenbereich noch klarer herauszustellen, um mehr Publikum vor Ort zu erreichen.
Im Vorfeld der Konferenz wurde gemeinsam eine ausgiebige Öffentlichkeitsstrategie entwickelt, in der Entscheidungen zur Zusammenarbeit der Organisationen sowie Außenwirkung und -zielen von „Bits & Bäume“ ausgehandelt wurden.
Die AG Öffentlichkeitsarbeit plante die ÖA-Maßnahmen und setzte diese in Abstimmung mit dem Trägerkreis, den Kommunikationsstellen der Trägerkreisorganisationen und mit Unterstützung des Konferenzbüros um. Die neugestaltete Website und das Online-Programm wurden stets aktualisiert.
Mit der Nachhaltigkeitsplattform RESET und heise online wurden Medienpartnerschaften gebildet.
Es wurden drei Pressemitteilungen verfasst.
Die Social Media-Strategie setzten besonders Ehrenamtliche aus der „Bits & Bäume“ – Community um. Twitter war der Social Media-Hauptkanal für die Konferenz.
Im Kontext der Veröffentlichung der politischen Forderungen fand am 27.09.2022 ein virtuelles Pressebriefing statt.
Die Firma Ströer sendete kurzer Clips an vielfrequentierten Bahnhöfen.
Ein Werbespecial beim Podcast „Lage der Nation“ brachte zusätzliche Reichweite.
Den live Konferenzblog bespielten während der Konferenz eine Honorarkraft und viele Ehrenamtlichen in Echtzeit.
Der DNR und Germanwatch bewarben in ihren Podcasts die Konferenz.
Das Gesamtprojekt einschließlich der wissenschaftlichen Dokumentation verliefen wie geplant, fristgerecht und erfolgreich. Die geplanten Strategien und Methoden wurden über den Projektzeitraum beibehalten. Alle Arbeitsschritte wurden zur geplanten Zeit und im Rahmen der finanziellen Mittel ausgeführt.
Das neue Organisationsmodell ermöglichte die Einbindung einer Vielzahl von Organisationen sowie ehrenamtlicher Mitarbeitenden.
Durch den Call for Participation erhielt der Trägerkreis eine Vielzahl interessanter und geeigneter Beiträge, die dieser kritisch auswählte und anschließend basierend auf den definierten Themensträngen und zusammen mit ergänzend eingeworbenen Beiträgen in ein umfassendes und anspruchsvolles Programm integrierte.
Die Organisatoren, Teilnehmende, weitere Mitwirkende sowie die Presse gaben ein durchweg positives Feedback zu den Inhalten und der Durchführung der dreitägigen Veranstaltung.
Mit den zahlreichen regionalen Initiativen, die selbstorganisiert Aktive und Interessierte vor Ort vernetzen und Veranstaltungen durchführen, wird aber auch deutlich, dass die Idee der „Bits und Bäume“ bereits dezentral in die Mitte der Gesellschaft hineinwirkt.
Im Juni 2023 wurde eine feste Koordinationsstelle bei Germanwatch eingerichtet. Die Stelle wird finanziert von der Stiftung Mercator und dient dem Ziel der Verstetigung und dem Wachstum von „Bits & Bäume“.
Bereits im Sommer 2023 startete die konkrete Planung der dritten „Bits & Bäume“-Konferenz für 2025.