Projekt 37874/01

Handlungsstrategien zur Klimaanpassung: Erfahrungswissen der staatlichen Gartenverwaltungen

Projektdurchführung

Stiftung "Fürst-Pückler-Park Bad Muskau"
Neues Schloss
02953 Bad Muskau

Zielsetzung

Das Projekt erfasst erstmals die in den letzten fünf bis zehn Jahren in den staatlichen Schlossgärten und Parks angewandten Maßnahmen zur Klimaanpassung. Das Erfahrungswissen der Gartenwissenschaften und Parkleitungen in den staatlichen Gartenverwaltungen der „Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlösserverwaltungen“ (AGDS) zur Bewahrung dieser dynamischen Kulturgüter ist umfangreich, vielseitig und bislang nur partiell wissenschaftlich publiziert, vernetzt oder ausgewertet worden.
Angesichts der dramatischen Klimaauswirkungen sollen die seit einiger Zeit erprobten Nachpflanzungen, Veränderungen der Pflanzenkulturtechniken über Biomassenkreisläufe bis zu innovativen Bodenverbesserungen und Be- und Entwässerungsmanagement nunmehr systematisch ausgewertet und zusammen und in den Kontext der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse und Prognosen gestellt werden. Parallel werden die Erfahrungen mit dem durch den Klimawandel dynamisierten Schädlingsbefall durch Pilze, Bakterien, Viren und Insekten ausgewertet. Unter Einbeziehung der Kompetenz der Fachgruppe Gärten der AGDS können dann die umgesetzten Versuche und modellhaften Praktiken vernetzt und die Notwendigkeit komplementärer Expertisen (Forschungen) im Kontext der tatsächlich angewandten Strategien zur Bewahrung der staatlichen Schlossgärten als Kulturdenkmale aufbereitet werden. Ziel ist es, die Ergebnisse als Handbuch „Handlungsstrategien zur Klimaanpassung: Erfahrungswissen der staatlichen Gartenverwaltungen“ zu publizieren sowie digital abrufbar bereitzustellen.
Das Projekt entwickelt eine denkmalfachliche Optimierung und einen an die wachsenden Herausforderungen ausgerichteten Orientierungsleitfaden zur Bewahrung historischer Gärten, der am weitaus häufigsten besuchten Kulturgüter überhaupt. In Zeiten der Klimaauswirkungen soll es den vielfältigen, zum Teil erheblich alten Vegetationsbestand in strukturell-künstlerischem Reichtum wie auch in Hinsicht auf seine ökologischen Potentiale sichern und durch innovative Pflegemaßnahmen erhalten. Nur wenn es gelingt, nachhaltige Anpassungsmaßnahmen in den vielfach unter UNESCO-Welterbe stehenden Schlossgärten auf Basis des Erfahrungswissens der Gartenwissenschaften und Parkleitungen der AGDS konzertiert zu entwickeln, mit externen Expertisen (Naturwissenschaften) zu verschränken und diese Erkenntnisse über verschiedene Plattformen zu vernetzen, können die Beiträge des gartenkulturellen Erbes zur Umweltentlastung, zur Biodiversität, zu anthropogenen Wohlfahrtswirkungen, zur Kultur und Bildung künftig weiterhin gewährleistet bzw. im Sinne der Agenda 2030 optimiert werden.

Arbeitsschritte

Arbeitspaket (AP) 1: Bestandsaufnahme – Erfassung der Maßnahmen zur Klimaanpassung
Die AGDS setzt sich mit Strategien und Maßnahmen der denkmalgerechten Klimaanpassung für historische Gärten auseinander. Jedoch ist das Erfahrungswissen zur Erhaltung dieser Kulturgüter bislang nur partiell wissenschaftlich publiziert, vernetzt oder ausgewertet worden. Im Rahmen dieses Projektes soll das vorhandene Erfahrungswissen systematisch aufbereitet und interdisziplinär untersetzt werden, um Verantwortlichen, einschließlich Politik und Gesellschaft, eine fundierte Grundlage für die Bewahrung dieser Kulturgüter zu bieten und zukünftige Handlungsfelder zu definieren.

AP 2: Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis
Neben der Erfassung und Diskussion der empirischen Lösungsansätze wird die Vernetzung mit der Wissenschaft angestrebt, wodurch idealerweise auf der Grundlage neuester Forschungen und Erkenntnissen eine komplementäre Handlungsstrategie skizziert werden kann. Aus diesem Anlass tagten die Mitglieder der Fachgruppe Gärten mit ausgewiesenen Experten im Schloss Nymphenburg. Dabei stand der Austausch von Erfahrungswissen, die Diskussion praktizierter Handlungsansätze und das Skizzieren neuer Ideen im Vordergrund.

AP 3: Erarbeitung einer Agenda allgemeiner Grundsätze
Es wird angestrebt, die Auswirkungen klimabedingter Veränderungen auf die Erhaltung und Pflege historischer Gärten als Kulturdenkmale zu analysieren. Hierbei soll untersucht werden, wie diese Veränderungen die traditionellen Grundsätze und Methoden der Gartendenkmalpflege beeinflussen. Ein zentraler Aspekt dabei ist die Entwicklung einer Agenda, die spezifische Grundsätze und Methoden für eine denkmalgerechte Klimaanpassung formuliert.

AP 4: Aufbau einer digitalen Datenbank, Webseite und Erarbeitung Handbuch
Das Arbeitspaket zielt darauf ab, die Erkenntnisse und Projektergebnisse in einer digitalen Wissensplattform zusammenzuführen. Des Weiteren sollen modellhafte Maßnahmen identifiziert und als prägnante und verständliche Beiträge für Politik und Gesellschaft in einem Handbuch dargestellt werden.

AP 5: Vorstellung der Projektergebnisse und Erkenntnisse sowie deren Diskurs
Die Vorstellung der Projektergebnisse während der Abschlusstagung im Muskauer Park markierte den Höhepunkt gemeinsamer Bemühungen, das Erfahrungswissen der staatlichen Gartenverwaltungen zur Klimaanpassung zusammenzuführen und in den Kontext der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse und Prognosen im In- und Ausland zu stellen.

Ergebnisse

Der Klimawandel stellt eine signifikante Herausforderung dar, die eine fundierte und interdisziplinäre Herangehensweise zur Bewältigung erfordert. In diesem Kontext werden spezifische Probleme, die in unterschiedlichen geografischen Regionen auftreten, identifiziert. Auf Grundlage gärtnerischer Erfahrungen und in enger Zusammenarbeit mit Fachleuten aus angrenzenden Naturwissenschaften werden nachhaltige Lösungen entwickelt. Diese interdisziplinäre Kooperation ermöglicht es, das Erfahrungswissen nicht nur wissenschaftlich zu validieren, sondern auch zu erweitern.

Im Rahmen dieser Zusammenarbeit können sowohl tradierte als auch innovative Pflegeprozesse unter Berücksichtigung denkmalpflegerischer Prinzipien optimal gesteuert werden. Die Integration von parkeigenen Regiebetrieben und übergeordneten Fachabteilungen befähigt die AGDS, praxisnahe und modellhafte Ansätze zu entwickeln, die flexibel auf die dynamischen Umweltbedingungen reagieren. Erste vielversprechende Ergebnisse aus den laufenden Projekten belegen, dass die Anpassung an die klimatischen Veränderungen in den fragilen historischen Parks und Gärten erfolgreich umgesetzt werden kann. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Forschung und Entwicklung im Bereich der Gartendenkmalpflege im Kontext des Klimawandels.

Die AGDS steht vor erheblichen Herausforderungen, die sich aus den Auswirkungen des Klimawandels ergeben. Bundesweit verzeichnen die staatlichen Gartenverwaltungen einen signifikanten Anstieg des Mehraufwands, der für die fachgerechte Bewahrung und Wiederherstellung der Gärten sowie für die Behebung klimabedingter Schäden erforderlich ist. Dieser Mehraufwand beläuft sich auf 20 bis 30 Prozent des jährlichen Haushaltsbudgets, mit einer steigenden Tendenz.

Zu den spezifischen Maßnahmen, die in den Regiebetrieben der Gärten erforderlich sind, zählen die klimabedingten Fällungen von Altbäumen, deren maschinelle Aufarbeitung sowie die Neupflanzungen mit geeignetem Bodensubstrat. Darüber hinaus sind die Förderung der Naturverjüngung, die Bewässerung von Pflanzungen und Orangeriebeständen sowie die Pflege und Instandsetzung von Wegen, einschließlich der Verkehrssicherungspflicht, von zentraler Bedeutung. Die AGDS sieht sich nicht nur mit einem finanziellen, sondern auch mit einem administrativen und personellen Mehraufwand konfrontiert, der die Grenzen ihrer bisherigen Arbeitsweise deutlich überschreitet.

Projektergebnisse – Maßnahmen, Konzepte und Lösungsstrategien

Öffentlichkeitsarbeit

Zeitschriftenartikel

Martin, Anna: Welterbe auf Verjüngungskurs, in: GARTEN+LANDSCHAFT MAGAZIN FÜR LANDSCHAFTSARCHITEKTUR UND STADTPLANUNG, 08.2024, S. 44–48.

Rothamel, Holger: Klimaanpassung für historische Gärten, in: PRO BAUM, Nr. 3, 2024, S. 2–7.

Online-Zeitungsartikel

Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlösserverwaltungen: Klimawandel in historischen Gärten, in: Stadt+Grün, 07.08.2024, [online].

Erhaltung historischer Gärten im Klimakrise Herkulesaufgabe: in: Welt Online, 21.06.2024, [online].

Fachtagungen, Präsentationen und Aktionstag

Fachtagung „Zukunftsschmiede Gartengeschichte und Gartendenkmalpflege“
Leibniz Universität Hannover, Hannover-Herrenhausen
5. – 7. März 2024

Green Culture Festival 2024
Park Sanssouci, Potsdam
3. – 4. Juni 2024

Klimaanpassung für historische Gärten – Abschlusstagung zum Forschungsprojekt
Muskauer Park, Bad Muskau
20. – 22. Juni 2024

7. bdla-Pflanzplaner:innen-Gespräche
Tagungszentrum Kolpinghaus, München
18. – 19. September 2024

Aktionstag: Klimawandel der AGDS
Ein bundesweiter Aktionstag zum Klimawandel in historischen Gärten und Parks
28. September 2024

Klimawandel in historischen GärtenErhaltung historischer Gärten im Klimakrise HerkulesaufgabeFachtagung „Zukunftsschmiede Gartengeschichte und Gartendenkmalpflege“Green Culture Festival 2024Klimaanpassung für historische Gärten – Abschlusstagung zum Forschungsprojekt7. bdla-Pflanzplaner:innen-GesprächeAktionstag: Klimawandel der AGDS

Fazit

Um die durch den Klimawandel verursachten Schäden zu beheben und zukünftigen Risiken entgegenzuwirken, ist die Entwicklung ganzheitlicher Konzepte von entscheidender Bedeutung. Hierzu zählen die Implementierung eines effektiven Wasser- und Gehölzmanagements sowie der Einsatz innovativer Techniken. Die AGDS erkennt die Notwendigkeit, ihre Handlungsweisen anzupassen und eine nachhaltigere Wirtschaftsweise zu verfolgen. Dies beinhaltet die konsequente Schließung von Stoffkreisläufen innerhalb der Gärten.

Für die AGDS ist es unerlässlich, eigene Ressourcen zu schaffen und diese nachhaltig zu sichern, um unabhängig und resilient gegenüber den ökonomischen Unwägbarkeiten in Zeiten des Klimawandels zu werden. In diesem Kontext ist eine Stärkung der Regiebetriebe von großer Bedeutung. Outgesourcte Handlungsfelder, wie die Kompostbewirtschaftung und die Gehölzanzucht, müssen in die Parkstrukturen reintegriert werden.

Die AGDS verfügt über die Expertise, adäquate Lösungen zu entwickeln. Die Handlungs- und Leistungsfähigkeit der staatlichen Regiebetriebe ist jedoch von der Verfügbarkeit entsprechender Ressourcen abhängig. Dazu ist es nötig, dass die AGDS sich mit einem angepassten Management und ganzheitlichen Konzepten in Zusammenarbeit mit der Wissenschaft neu aufstellt. Diese Neuausrichtung erfordert einen erhöhten Ressourceneinsatz, der jedoch für die Umwelt und das kulturelle Erbe als unverzichtbare Investition in eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft betrachtet werden sollte.

Klimaanpassung für historische Gärten - Broschüre zum Download

Übersicht

Fördersumme

125.000,00 €

Förderzeitraum

01.04.2022 - 31.08.2024

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter