Wenngleich das Leitbild Nachhaltiger Entwicklung seit der UN-Dekade Bildung für Nachhaltige Entwicklung (2005-2014) integraler Bestandteil in allen Bildungsbereichen von der frühkindlichen bis zur Erwachsenenbildung sein soll (vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung), findet BNE nach unserem Kenntnisstand in Schulen häufig nur punktuell im Rahmen singulärer Projekttage statt und beschränkt sich in Unternehmen meist auf wenige Akteure und Bereiche. Das Projekt "Zukunftsdialog+" soll diesem Mangel begegnen und zur Nachhaltigkeitsbildung und -bewertung in Schulen und Unternehmen beitragen, indem es einen verstetigten Nachhaltigkeitsdialog zwischen den beteiligten Akteuren fördert. Zukunftsdialog+ bildet dabei das gesamte Spektrum der Wirtschaft vor Ort ab und ist somit auch effizientes Mittel einer in allen Fächern verankerten Berufswahlorientierung. Auf der Unternehmensseite verhilft der Dialog über Nachhaltigkeit zudem zu einer innerbetrieblich vertieften Reflexion über die Folgen und Auswirkungen des eigenen umweltrelevanten Handelns.
Wie das Vorgängerprojekt „Zukunftsdialog2020“ herausgestellt hat, ist die Einbindung von Unternehmen in den Unterricht wegen des Fehlens universeller, barrierefreier Kooperationsbausteine weiterhin eine große Herausforderung. Diese möchte das Projekt „Zukunftsdialog+“ überbrücken. Die Universalität der Lern-Module steht für ihre fächer-, branchen- und regionenübergreifende Einsetzbarkeit. Das bedeutet, dass die Lehr-Lern-Module deutschlandweit eine Zusammenarbeit aller allgemeinbildendenden Schulen mit Unternehmen beliebiger Branchen im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung ermöglichen. Durch die Umsetzung eines hybriden Lehr-Lern-Konzepts ist es darüber hinaus möglich, die Module teilweise oder auch vollständig digital durchzuführen. Die Barrierefreiheit der Module impliziert einen geringen Vorbereitungs- und Materialaufwand für Schulen und Unternehmen, die Konzeption weitestgehend selbsterklärender Materialien und die zeitoptimierte Gestaltung (i. d. R. eine Doppelstunde).
Aus der Universalität und Barrierefreiheit des Modulangebotes erfolgt unmittelbar der Mehrwert des Projektes: Die Lehr-Lern-Module stehen nach Erprobung als deutschlandweiter Werkzeugkasten für die Gestaltung der Zusammenarbeit in kommunalen Schule-Unternehmen-Netzwerken zur Verfügung. Das Projekt „Zukunftsdialog+“ baut dabei auf den Erfahrungen aus den Vorgängerprojekten „KURSZukunft“ (Universität Vechta, 2017-2018), „KURSZukunft2020“ (Universität Vechta, 2019 bis 2022) sowie „Zukunftsdialog2020“ (Universität Vechta, 2019 bis 2021) auf.
Bundesministerium für Bildung und Forschung: UN-Dekade BNE (2005-2014), online verfügbar unter: https://www.bne-portal.de/bne/de/bundesweit/un_dekade_bne/un-dekade-bne-2005-2014.html (zuletzt abgerufen am 16.12.2022)
Im Projekt Zukunftsdialog+ ist die Entwicklung, Erprobung, Evaluation und Optimierung von sechs universellen Lehr-Lern-Modulen für die Jahrgangsstufen 8-12 bzw. 13 an allgemeinbildenden Schulen vorgesehen. Die Module leiten sich thematisch von zentralen Schwerpunkten der betrieblichen Wirklichkeit ab, z. B. „der Betrieb“, „der Beruf / die Tätigkeit“ sowie „das Produkt / die Dienstleistung“ und fördern den Dialog über ökologische, soziale, politische und wirtschaftliche Herausforderungen und Konsequenzen unternehmerischen Handels sowie des Verhaltens der Verbraucher:innen. Schüler:innen erhalten Impulse zur selbstständigen Recherche von Informationen sowie zur vertiefenden Auseinandersetzung mit Themen wie „Biologische Vielfalt“, „Künstliche Intelligenz“ oder „Kreislaufwirtschaft“. Daraus ergeben sich offene Fragen, die dem Partnerunternehmen anschließend gestellt werden können. Ergänzend zu den grundlegenden Materialien für die Schüler:innen werden erläuternde Materialien für die Lehrkräfte, Zusatzmaterialien für die weitere Zusammenarbeit mit den Unternehmen und – sofern die Komplexität des Lerngegenstandes es erfordert – Differenzierungsmaterialien entwickelt.
Die Evaluation der Lehr-Lern-Module erfolgt über die gesamte Projektlaufzeit u. a. über Rückmeldungen seitens der Anwender:innen, mithilfe der Expertise der Kollegen:innen vom Kompetenzzentrum Regionales Lernen der Universität Vechta, sowie über einen Online-Fragebogen, der innerhalb des ersten Jahres konzipiert werden soll.
Zur Verbreitung, langfristigen Sicherung und Verstetigung des Nachhaltigkeitsdialogs sollen verschiedene Instrumente und Unterstützungsleistungen genutzt werden, wie z. B. regelmäßige Abstimmungstreffen mit den teilnehmenden Schulen und Unternehmen, Projektpläne als Basis für eine kontinuierliche Einbindung der Lehr-Lern-Module in den Unterricht und die Erstellung und Pflege einer digitalen Serviceseite für Schulen und Unternehmen mit allen wesentlichen Informationen zu den Angeboten.
Zur Implementierung der Bausteine in den Unterricht greift das Projektteam zu Beginn insbesondere auf gefestigte Lernpartnerschaften zwischen Schulen und Unternehmen im Nordwesten Niedersachsens zurück. Die bestehenden 1:1 Lernpartnerschaften sollen dabei möglichst zu lokalen und kommunalen Netzwerken ausgebaut werden, d. h. die Schulen vor Ort öffnen sich dem gesamten wirtschaftlichen Umfeld.
Nach der Erprobung des Konzeptes im Oldenburger Münsterland soll dieses im zweiten Jahr auf weitere Regionen innerhalb Deutschlands übertragen werden. Unterstützt wird das Projektteam von Beginn an von Öffnungspartnern außerhalb Niedersachsens, insbesondere dem Institut Unternehmen und Schule GmbH unter Leitung von Christoph Merschhemke.