Projekt 37449/01

Begrünungskompass für Kommunen – Ein digitales Werkzeug in der kommunalen Nachhaltigkeitsstrategie und Umweltbildung

Projektdurchführung

Technische Hochschule Bingen
Berlinstr. 109
55411 Bingen

Zielsetzung

Hitzerekorde, Starkregen und Hochwasser - diese Klimafolgen berühren schon heute zentrale Bereiche der kommunalen Daseinsvorsorge. In der kommunalen Nachhaltigkeitsstrategie bildet die Durchgrünung ein zentrales kommunales Steuerungselement innerhalb der Klimaanpassung.

Viele Gemeinden haben allerdings das Problem, dass sie aufgrund ihrer ehrenamtlichen Verwaltungsstrukturen nicht über Fachplanende bzw. eigene Umweltämter verfügen, welche die kommunalen EntscheidungsträgerInnen fachlich bei der Anpassung ihrer Grünstrukturen an den Klimawandel unterstützen können. Dies gilt insbesondere für kleinstrukturierte Kommunen, zu denen ca. 70 Prozent aller Gemeinden in Deutschland zählen.
Daher besteht ein Bedarf an der Entwicklung praxisorientierter Unterstützungsinstrumente, damit im kommunalen Entscheidungsprozess klimaschützende und klimaangepasste Begrünungen fachgerecht und rechtssicher umgesetzt werden können. Den verantwortlichen kommunalen Akteuren fehlen praktisch anwendbare Werkzeuge, die über beispielhafte Darstellungen hinausgehen und die Kommunen interaktiv während der Umsetzung und Anpassung ihrer Begrünungskonzepte begleiten.

Ziel des Projekts ist die Entwicklung eines Begrünungskompasses zur fachgerechten und rechtssicheren Umsetzung kommunaler Grünstrukturen. Der Kompass umfasst fünf Module und dient der Identifikation geeigneter Begrünungskonzepte. Er verdeutlicht den Anwendern, unter Einbezug standortspezifischen Voraussetzungen, die durch die Maßnahme zu erzielenden Ent-lastungspotenziale (ökologisch/ökonomisch).

Zusätzlich dienen Modellflächen der Stadt Stromberg dazu, den unterschiedlichsten Akteursgruppen den ökologischen Nutzen sowie die Vorgehensweise zur Anlage nachhaltiger Begrünungskonzepte zu verdeutlichen. Im Fokus der Modellflächen steht die Förderung der Artenvielfalt mittels insektenfördernder Grünstrukturen in Form von Blühwiesen und -inseln, Blumenrasen und themenspezifischen Pflanzbeeten. Die Akteure werden bei der Planung, Umsetzung und langfristigen Pflege dieser Begrünungselemente mit ihren vielfältigen Biotopsstrukturen und ökologischen Trittsteinfunktionen durch themenspezifische Stationen zur Selbstanleitung unterstützt. Die Flächen mit den verschiedenen Pflanzelementen haben darüber hinaus die Funktion, kommunale VertreterInnen und MitarbeiterInnen der Bauhöfe frühzeitig in den Gestaltungsprozess einzubinden und auf diese Weise das Bewusstsein der MitarbeiterInnen zur Umsetzung ökologischer Pflanz- und Pflegekonzepte zu schärfen und so dauerhaft den ökologischen Entwicklungsprozess der Kommune zu verbessern.
Nach einer Erprobungsphase des Begrünungskompasses durch die kommunalen VertreterInnen erfolgt die Bereitstellung der Systemkomponenten auf einer internetbasierten Informations- und Kommunikationsplattform.

Ein wesentliches Ziel ist es, eine Erlebnisfläche gezielt in die Umweltbildung der ortsansässigen Bildungsstätten und regionalen Naturschutzverbände zu integrieren. Die interkommunale Zusammenarbeit wird durch das Projekt gestärkt und ausgebaut. Durch die enge Zusammenarbeit mit den KlimaschutzmanagerInnen benachbarter Kreise, aber auch ehrenamtlich beteiligter Verbände, ist eine Verbreitung der Ergebnisse in die Öffentlichkeit gesichert. Der Standort der Modell- und Demonstrationsflächen gilt inmitten von Rheinland-Pfalz als verkehrsgünstig zu erreichen und ist zudem gut an das Wanderwegenetz angeschlossen.

Hierzu werden im Projektverlauf, aber auch über das Vorhaben hinaus, in der Arbeitsgruppe „Stromberg blüht“ die Begrünungsaktivitäten der einzelnen Gemeinden gebündelt und als eine Aktivität in das (Über-)Regionale Wegeleitsystem kommunaler Grünstrukturen eingepflegt. Die Aktivitäten werden in Form eines Wegenetzes/Rundweges als Wander- und Fahrradweg ausgewiesen, damit wird die Fläche einer Vielzahl Interessierter zugänglich gemacht.

Zahlreiche Multiplikatoren begleiten das Vorhaben und sorgen für einen breiten Transfer der Projektergebnisse. Die digitale Informationsplattform www.stromberg-blueht.de informiert regelmäßig über die Fortschritte und themenspezifische Informationsveranstaltungen im Projekt, ergänzend hierzu erfolgen Veröffentlichungen in Fachzeitschriften.
In Form eines Seminars „Umweltrelevante Festsetzungsmöglichkeiten in der Bauleitplanung“ werden kommunale VertreterInnen und zuständige VerwaltungsmitarbeiterInnnen für eine „Rechtssichere Umsetzung – Kommunale und private Handlungsmöglichkeiten im Bestand und in der Siedlungsentwicklung“ sensibilisiert.
Die offizielle Eröffnung des Lehrpfads erfolgt unter Beteiligung einer breiten Öffentlichkeit. Auf Anfrage haben Kommunen zukünftig die Möglichkeit, an Führungen teilzunehmen, um Eindrücke zur Eigengestaltung ihrer Grünstrukturen zu erhalten.




Arbeitsschritte

Der in dem Vorhaben zu entwickelnde Begrünungskompass besteht aus fünf miteinander vernetzten Modulen und dient der Identifikation geeigneter Begrünungskonzepte. Er verdeutlicht den Anwendenden anhand geeigneter Indikatoren, unter Einbezug standortspezifischer Voraussetzungen, die durch die Maßnahme zu erzielenden Entlastungspotenziale in ökologischer und ökonomischer Hinsicht.

Im Modul 1 „Kataster Bestands- und Planflächen“ werden kommunale Grünelemente unter Einbezug der Flächengrößen und Standorteigenschaften (Größe, Standort, Flächennutzung und -funktion, Exposition etc.), erfasst.
Die Anwendenden erhalten mittels einer „interaktiven Vorschlagsfunktion“ eine entsprechende Empfehlung standortspezifischer Grünkonzepte. Mit der in Modul 1 vorgesehenen „interaktiven Vorschlagsfunktion“ gelangen die AnwenderInnen über eine Verknüpfung unmittelbar über Modul 2 „Konzepte zur standortspezifischen Begrünung“ auf eine webbasierte Plattform, welche umfassend über erforderliche Pflegemaßnahmen der gelisteten kommunalen Grünstrukturen/-elemente informiert.
Im Hinblick auf eine nachhaltige Haushaltsplanung sind die zukünftigen Herstellungs- und Pflegekosten sowohl im Hinblick auf die personellen als auch finanziellen Ressourcen abzuschätzen und in die Haushaltsplanungen der Gemeinde einzubeziehen.
Das Modul 3, der „Kostenrechner“, ermittelt auf Grundlage des Bestands und der geplanten Maßnahmen die Kostenaufwendungen (Material, Personal, laufende Unterhaltung etc.) zur Umsetzung der Maßnahme. Weiterhin bewertet die Komponente die gegenwärtigen Aufwendungen, die für die Bestandsflächen anfallen, mit den Kosten des Plankonzepts und ermittelt die zu erzielenden Einsparungen (wirtschaftliche Amortisation) aufgrund der Maßnahme (z.B. Reduzierung der Mäharbeiten bzw. Unterhaltungsmaßnahmen, Einsparung von Pflanzgut).
Das Modul 4 „Umweltentlastungspotenziale“ bewertet die mit der Umgestaltung verbundenen Umweltentlastungspotenziale, hierzu zählen insbesondere mikroklimatische Einflüsse, Verschattungseffekte, Potenziale der Grundwasserneubildung und CO2-Bindungen sowie der Nützlingsförderung durch die Begrünung. Bewertung der Begrünungskonzepte im Hinblick auf ihre Umweltwirkungen Grünstrukturen in Städten beeinflussen die Naturschutzgüter (Klima/Luft, Boden/Wasser, Mensch, Pflanzen/Tiere und Landschaft) in unterschiedlichen Aspekten positiv. Zwischen den einzelnen Schutzgütern existieren vielfache Wechselwirkungen, welche den AnwenderInnen in Form von Wirkungsketten aufgezeigt werden. Diese quantitative Bewertung basiert vorrangig auf Indikatoren, die grundsätzlich gebietsunabhängig angewandt werden können.
Zudem wird das Tool die CO2-Bindungs- und Verminderungspotential der in Modul 1 gelisteten kommunalen Grünstrukturen/-elemente bewerten.
Modul 5 – „Rechtssichere Umsetzung“ soll den verantwortlichen Organen die rechtlichen Handlungsmöglichkeiten aufzeigen. Als ein klassisches Beispiel kann neben bauplanungsrechtlichen Festsetzungen die Ausgestaltung einer Grün- und Gestaltungssatzung genannt werden, aber auch städtebauliche Verträge können, je nach den örtlichen Gegebenheiten, ein geeignetes Instrument sein. Der Begrünungskompass enthält hierzu entsprechende Vorschläge durch bereitgestellte Musterbeispiele.

Zusätzlich dienen Modellflächen der Stadt Stromberg dazu, den unterschiedlichsten Akteursgruppen den ökologischen Nutzen sowie die Vorgehensweise zur Anlage vielfältiger Begrünungskonzepte zu verdeutlichen. Die Fläche hat die Funktion, kommunale VertreterInnen und MitarbeiterInnen der Bauhöfe frühzeitig in den Gestaltungsprozess einzubinden und auf diese Weise das Bewusstsein der MitarbeiterInnen zur Umsetzung ökologischer Pflanz- und Pflegekonzepte dauerhaft in den ökologischen Entwicklungsprozess der Kommune zu integrieren. Um insbesondere junge Besuchergruppen zu sensibilisieren werden auf den Flächen Verweise mittels QR-Codes angebracht, die eine Vernetzung mit einer onlinebasierten Plattform herstellen.
Damit heben sich die Demonstrationsflächen von klassischen Umweltlehrpfaden ab. Die Planung, Umsetzung und langfristige Pflege dieser Begrünungselemente mit ihren vielfältigen Biotopsstrukturen und ökologischen Trittsteinfunktionen wird den NutzerInnen durch themenspezifische Stationen zur Selbstanleitung verdeutlicht. Die in dem digitalen Begrünungskompass verankerten Pflanzgrundkonzepte und wesentlichen Informationen werden parallel in einem gedruckten Handlungsleitfaden dargestellt.

Das (über-)regionale Wegeleitsystem kommunaler Grünstrukturen umfasst best-practice Bespiele der Gemeinden im Bereich Begrünung. Diese Beispiele werden in Form eines Wegenetzes/Rundweges als Wander- und Fahrradweg ausgewiesen. Zur Wiedererkennung wird im Projektverlauf ein Logo in Verbindung eines QR Code entworfen, dass die teilnehmenden Gemeinden an zentralen Orten kennzeichnen. Alle interessierte Gemeinden sind aufgerufen sich zu beteiligen.

Übersicht

Fördersumme

106.675,00 €

Förderzeitraum

01.11.2021 - 31.05.2024

Bundesland

Rheinland-Pfalz

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz
Umweltkommunikation