Gesundes, zukunftsfähiges Wohnen in Holz, Ziegel und Lehm
Projektdurchführung
Technische Universität Berlin
Natural Building Lab
FG Konstruktives Entwerfen und
Klimagerechte Architektur
Str. des 17. Juni 152
10623 Berlin
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Das Forschungsprojekt ist interdisziplinär mit mehreren Universitäten gestaltetet, und kooperiert mit einem Realisierungsprojekt. Ergebnisse der Forschung fließen direkt in den Planungs- und Bauprozess mit ein. Ziel ist es im sozialen Wohnungsbau auf die aktuellen Entwicklungen des Klimawandels und der Ressourcenverknappung reagieren zu können und nachhaltiges Bauen für alle Menschen zugänglich zu machen. Dabei sollen Lowtech Strategien und der Einsatz ausschließlich natürlicher Baustoffe aufwändige Gebäudetechnik ersetzen.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt gliedert sich in 7 Arbeitspakete (AP). Im ersten Arbeitspaket werden die Grundlagen definiert. Das zweite Arbeitspakete gestaltet den transdisziplinären Entwicklungsprozess.Typologische Untersuchungen in AP03 geben Aufschluss über die historische Entwicklung von Typologien und Lowtech Strategien. In AP04 werden sondieren Untersuchungen von Materialien durchgeführt, die in AP05 durch Simulationen und raumbezogene Analysen ergänzt werden. In AP06 wird eine Ökobilanz der Gebäude erstellt. AP07 umfasst die Kommunikation und Ergebnisdokumentation des Projekts.
Ergebnisse und Diskussion
Für die beiden Gebäude konnten mithilfe der forschungsseitigen Betrachtung Entscheidungen über die Bauteilaufbauten und Typologie getroffen werden. Der Verzicht von Lüftungsanlagen hat zu der grundsätzlichen Entscheidung geführt die Bäder an der Fassade zur orientieren, um jeden Raum natürlich belüften zu können. Über hygrothermische Simulationen und die Erfahrung aus vorherigen Projekten konnte der Baustoff Lehm als wesentlicher Bestandteil zur Innenwandbekleidung eingesetzt werden, um ein gesundes Raumklima möglich zu machen. Dabei ist nicht nur die Wasseraufnahmefähigkeit Entscheidend sondern auch die Porosität der Oberfläche. Über eine begleitende Lebenszyklusanalyse konnten Einsparpotenziale in Bezug auf den ökologischen Fußabdruck des Gebäudes identifiziert werden. So wird das Gebäude ohne Unterkellerung ausgeführt. Ein Verzicht oder Reduktion von Beton konnte in der Gründung nicht erzielt werden, da der Baugrund des Grundstücks dafür nicht geeignet ist. Über die gewählte Typologie konnte ein durchschnittlicher Flächenverbrauch von unter 23m2 WF erzielt werden.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Das Projekt wurde im Rahmen folgender Veranstaltungen präsentiert:
- 05.06.2022 7. Fachdialog Urbaner Holzbau Klima- und Ressourcenschutz im kommunalen Woh-nungsbau
- 16.05.2022 Low Tech Symposium, TU Berlin
- 25.08.2022 Neubautour der Berliner Wohnungsbaugesellschaften
- 31.08.2022 Verbandstag VdW Niedersachsen in Hannover Titel WOHNUNGSWIRTSCHAFT ZWISCHEN KLIMAZIELEN, VERSORGUNGSSICHERHEIT + BEZAHLBAREM WOHNEN
- 21.10.2022 Wohnprojektetag Bayern 2022, Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr
- 12.01.2023 ZEBAU online Veranstaltung LowTech hohe Effekte mit weniger Aufwand?
- 18.01.2023 TU for Future / TU Braunschweig
- 06.02.2023 Delegation Ukraine Experten Bau
Fazit
Das Forschungsvorhaben hat gezeigt, dass ein Verzicht auf ressourcen-intensive Baustoffe im öffentlichem Geschosswohnungsbau unter bestimmten Voraussetzungen möglich sein, bzw. dass der Einsatz durch entsprechende Planung stark reduziert werden kann. Die Auswertung der Lebenszyklusanalyse hat eine unmittelbare Auswirkung auf die Design Entscheidungen. Im Realisierungsprojekt können die Mehrkosten allerdings nur über eine Baukostenförderung des Landes Berlin getragen werden. Das zeigt, dass es ein Ungleichgewicht zwischen konventionellen und ökologischen Bausystemen gibt, da Umweltauswirkungen bisher nicht eingepreist sind. Ein Ansatz zur fairen Preisgestaltung besteht beispielsweise in der Förderung auf Basis der entstehenden Klimakosten im Bereich von Einzelmaßnahmen anstatt der Förderung der reinen thermischen Qualität eines Bauteils, sodass Materialien mit geringem Treibhauspotential vermehrt Anreize bei Bauherr*innen schaffen. Durch den iterativen Prozess aus Ermittlung der optimalen Schnittmenge aus minimalem Ressourceneinsatz, Optimierung des Flächenschlüssels unter Berücksichtigung kompensatorischer Maßnahmen wie der ausreichenden Versorgung mit Tageslicht sowie der Reduzierung des Nutzenergiebedarfs, erzielt das Projekt einen verminderten pro Kopf Bedarf an Wohnfläche von ca. 23m2. Die Hypothese aus ebenbürtigem Wohnkomfort und Nutzerzufriedenheit gegenüber des durchschnittlichen Flächenschlüssels gilt es mittels Nutzer*innenbefragungen neben der Monitoringphase zu erheben.
Fördersumme
124.890,00 €
Förderzeitraum
21.04.2021 - 30.09.2022
Bundesland
Berlin
Schlagwörter
Ressourcenschonung
Umwelttechnik