Entwicklung von geeigneten Instrumenten für die umweltverträgliche Beschaffung von PKW durch öffentliche Stellen
Projektdurchführung
IFEU - Institut für Energie- und
Umweltforschung Heidelberg gGmbH
Wilckensstr. 3
69120 Heidelberg
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Der Straßenverkehr trägt maßgeblich zu den Treibhausgasemissionen und der Schadstoffbelastung in städtischen Gebieten bei. Zur Erreichung der gesetzlichen Klimaziele (Bundes-Klimaschutzgesetz), zur Verbesserung der Luftqualität in Innenstädten und zur Schonung der Ressourcen muss dieses Umweltproblem dringend angegangen werden. Die öffentliche Hand trägt mit ihrem großen Fuhrpark eine besondere Verantwortung für die nachhaltige Beschaffung in diesem Bereich.
In dem von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, der Berliner Senatsumweltverwaltung und dem Brandenburger Umweltministerium geförderten Vorgängerprojekt wurden praxisnahe Instrumente erarbeitet, die Bedarfsträger und Beschaffungsstellen bei der umweltverträglichen Fahrzeugbeschaffung unterstützen sollen. Mit dem Fokus auf Pkw wurden ein Online-Tool zur Unterstützung der Bedarfsprüfung, umweltbezogene Mindestanforderungen und Zuschlagskriterien sowie ein Excel-Rechner zur Ermittlung der Lebenszykluskosten (LZK) entwickelt.
Ziel des aktuellen Vorhabens (Folgeprojekt) war es, die entwickelten Instrumente in der Beschaffungspraxis zu etablieren und die Nutzung in weiteren Anwendungsfeldern zu ermöglichen. Dazu sollten die Pkw-bezogenen Instrumente aktualisiert und weiter verbreitet werden, um den Umweltnutzen zu erhöhen. Zudem sollten die Instrumente für leichte Nutzfahrzeuge erweitert werden, die bisher weniger im Fokus der umweltfreundlichen Beschaffung standen, jedoch einen relevanten Anteil am öffentlichen Fuhrpark ausmachen.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIm Folgeprojekt wurden in enger Zusammenarbeit mit den Bundesländern Berlin, Brandenburg und Hessen und unter Einbezug von Rückmeldungen aus der Praxis die Instrumente für die Pkw-Beschaffung aktualisiert und für leichte Nutzfahrzeuge erweitert. Dazu wurde zunächst der Einsatz der im Vorgängerprojekt entwickelten Instrumente für Pkw in der Beschaffungspraxis evaluiert. Erkenntnisse aus der Evaluierung sind im Anschluss in die Erstellung einer FAQ-Seite und von Video-Tutorials zu den Instrumenten eingeflossen. Diese Hilfestellungen sollen die Nutzung der Instrumente in der Beschaffungspraxis weiter vereinfachen. Aufbauend auf der Evaluierung und neuen Marktanalysen wurden zudem die Pkw-bezogenen Instrumente (das Online-Tool zur gezielten Informierung in der Bedarfsprüfung, die Umweltanforderungen zur Unterstützung bei der Leistungsbeschreibung und der LZK-Rechner für die Angebotswertung) aktualisiert und überarbeitet.
Für leichte Nutzfahrzeuge (LNF) wurden analog zu den Pkw Umweltanforderungen erarbeitet, die auf einer Marktanalyse basieren und mit Expert*innen aus der Beschaffungspraxis diskutiert wurden. Darüber hinaus wurde auf der Grundlage des Pkw-LZK-Rechners ein separater Excel-Rechner für LNF erstellt.
Ergebnisse und Diskussion
Im Folgeprojekt zur umweltverträglichen öffentlichen Fahrzeugbeschaffung wurden die bereits im Vorgängerprojekt entwickelten Instrumente evaluiert, aktualisiert und weiterentwickelt. Die folgende Abbildung ordnet die Instrumente den Schritten im Beschaffungsprozess zu und gibt einen Überblick über die erfolgten Anpassungen.
Pkw: Aktualisierung und Überarbeitung des Online-Tools zur gezielten Informierung in der Bedarfsprüfung, der Umweltanforderungen zur Unterstützung bei der Leistungsbeschreibung und des Lebenszykluskosten-Rechner für die Angebotswertung
Leichte Nutzfahrzeuge (LNF): Erarbeitung von Umweltanforderungen (LNF-spezifische Mindestanforderungen) und Erstellung eines separaten LZK-Rechners für die Fahrzeugklasse N1
Zudem wurden die entwickelten Instrumente über verschiedene Kanäle verbreitet und weitere Hilfestellungen (FAQ und Video-Tutorials) bei der Nutzung der Instrumente erarbeitet, um die Anwendung über die am Projekt beteiligten Bundesländer (Berlin, Brandenburg und Hessen) hinaus zu fördern.
Die Projektergebnisse sind unter www.nachhaltige-oeffentliche-pkw-beschaffung.de frei verfügbar.
Online-Tool zur Unterstützung der Bedarfsprüfung:
Die Hintergrundinformationen zu umweltverträglicher Mobilität für die öffentliche Hand wurden auf den aktuellen Stand gebracht. Zudem wurde die gestiegene Reichweite von E-Pkw in den Empfehlungen zum Fahrzeugsegment berücksichtigt. Auf der Website des Online-Tools wurden darüber hinaus FAQ und Video-Tutorials zu allen drei Instrumenten ergänzt.
Umweltanforderungen:
Auf Basis einer neuen Marktanalyse wurden die umweltbezogenen Mindestanforderungen und Zuschlagskriterien für Pkw (Fahrzeugklasse M1) auf Aktualität geprüft. Daraus resultiert eine verschärfte Mindestanforderung an die CO2-Emissionen von Plug-in-Hybriden. Für leichte Nutzfahrzeuge (Fahrzeugklasse N1) wurden analog zum Pkw umweltbezogene Mindestanforderungen entwickelt. Hierbei wurde eine Größeneinteilung der Fahrzeuge nach Laderaummaß und geforderter Zuladung vorgenommen.
Lebenszykluskosten-Rechner:
Bei der Überarbeitung des Pkw-LZK-Rechners wurden die Hinweise der Beschaffungsstellen aus der Evaluierung berücksichtigt. So können beispielsweise optional weitere jährliche Kosten (z.B. Kfz-Steuer) eingetragen werden. Zudem wurden die Energie- und externen Umweltkosten sowie die Emissionsfaktoren der Energieträger aktualisiert. Für leichte Nutzfahrzeuge wurde ein separater Excel-Rechner aufgesetzt, der auf dem Pkw-Rechner aufbaut.
Die entwickelten Instrumente sollen es Bedarfsträgern und Beschaffungsstellen erleichtern, Umweltaspekte im Beschaffungsvorgang zu berücksichtigen. Die umweltverträgliche Fahrzeugbeschaffung geht über die verpflichtende Quote zur Beschaffung sauberer Fahrzeuge gemäß dem SaubFahrzeugBeschG hinaus. Abseits der Quote liegt ebenfalls viel Potential zur Einsparung von Emissionen und Ressourcen, jedoch ist dieser Bereich nicht in allen Bundesländern klar geregelt. Die Bereitstellung von Hilfsmitteln soll daher Hürden nehmen und die umweltverträgliche Beschaffung durch eine einfache Anwendbarkeit erleichtern.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Die Instrumente für Pkw wurden der (Fach-)Öffentlichkeit auf verschiedene Weise vorgestellt:
Artikel für die praxisnahe Zeitschrift VergabeFokus im Reguvis Verlag
Fachforum im Rahmen der Woche der Umwelt 2024 im Park von Schloss Bellevue
Workshop von der nordrhein-westfälischen Landesgesellschaft für Energie und Klimaschutz NRW.Energy4Climate
2. Fachtag AVV Klima, organisiert von der Kompetenzstelle für nachhaltige Beschaffung (KNB) und dem Umweltbundesamt
Insbesondere wurden die Instrumente für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge inklusive der im Folgeprojekt vorgenommenen Anpassungen auch in der Abschlussveranstaltung mit über 100 Anmeldungen vorgestellt.
Fazit
Mit der Aktualisierung der entwickelten Instrumente für die Pkw-Beschaffung und der Erweiterung auf leichte Nutzfahrzeuge wurden umfassende Hilfestellungen für Bedarfsträger und Beschaffungsstellen geschaffen. Diese setzen an unterschiedlichen Punkten im Beschaffungsprozess an und können in allen Bundesländern sowie auf Bundesebene direkt eingesetzt werden. Durch vielseitige Verbreitungsmaßnahmen wurde zudem der Bekanntheitsgrad der Instrumente erhöht. In Zukunft gilt es insbesondere die Toolpflege zu sichern.