Projekt 37225/01

Entwicklung und Erprobung eines neuen Bildungs- und Beteiligungsformats zu Nachhaltigkeitsthemen unter Berücksichtigung digitaler und hybrider Kommunikationsformen am Beispiel des Themas „Klimaschutz in Deutschland“

Projektdurchführung

Mehr Demokratie e. V.
Tempelhof 3
74594 Kreßberg

Zielsetzung

Demokratie und Klimaschutz hängen in beiderlei Richtung zusammen: Ohne umfassende Beteiligung und demokratische Legitimation wird der umfassende Wandel zur Klimaneutralität, der fast alle Lebensbereiche betrifft, nicht genug Rückhalt finden, um umgesetzt zu werden. Konflikte zwischen Befürwortern einer radikalen Klimapolitik und deren Gegnern drohen zu eskalieren und Gräben in der Gesellschaft vertiefen sich. Auch eine Regierung, die konsequent den Warnungen der Wissenschaft gerecht werden will, wird durch Beteiligung für Klimaschutz werben müssen, wenn sie nicht als „Öko-Diktatur“ beschimpft werden will.
Umgekehrt drohen demokratische Spielräume mittel- und langfristig verloren zu gehen, wenn Klimaschutz nicht konsequent umgesetzt wird und die Folgen der Erderwärmung immer drastischere Maßnahmen erfordern. Nicht zuletzt das Verfassungsgerichtsurteil vom April 2021 zeigt, dass das Gebot von Klimaschutz sich schon allein aus dem Grundgesetz heraus ergibt, um Freiheitsrechte junger und zukünftiger Generationen zu schützen.
Es gibt wissenschaftliche Studien, die aufzeigen, welche Umstellungen notwendig sind, um das im Pariser Klimaschutzabkommen verbindlich vereinbarte 1,5-Grad-Ziel einzuhalten. Die Frage nach dem WIE, der konkreten Ausgestaltung der Maßnahmen, ist allerdings unbeantwortet und muss Ergebnis eines großen, gesellschaftlichen Aushandlungsprozesses sein.
Mehr Demokratie hat dies zum Anlass genommen das Projekt „Die Klimadebatte“ zu starten, um auf unterschiedlichen Ebenen und in unterschiedlichen Formaten Gesprächsräume für die Frage zu öffnen, welche Antwort wir als Gesellschaft auf die Klimakrise finden wollen.
Wichtig waren dabei:
1) Der Rückbezug zu aktuellen wissenschaftlichen Ergebnissen und die konsequente Orientierung am 1,5-Grad-Ziel
2) Der Anspruch unterschiedlichen Perspektiven Raum zu geben, sie ins Gespräch zu bringen und aktiv Menschen in Diskussionsprozesse einzubinden
3) Die Verknüpfung der Themen Klimaschutz und Demokratie, u.a. durch Vorstellung und Nutzung bestehender Instrumente aus den Bereichen Bürgerbeteiligung und Direkte Demokratie

Projekt-Website

Arbeitsschritte

Das Projekt lief über einen Zeitraum von einem Jahr und begleitete aktiv unter anderem die Durchführung des „Bürgerrat Klima“.
Neben der Erarbeitung von niedrigschwelligem Informationsmaterial zu Themen rund um Klimaschutz und Demokratie in unterschiedlichen Medien und Formaten (Website, Podcasts, Erklärvideos, Print-Materialien) wurden Veranstaltungen organisiert, in denen gemeinsam mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern über das Thema Klimaschutz diskutiert wurde. Dabei wurden auch neue Methoden und Formate erprobt und in Hinblick auf zukünftige Anwendungen ausgewertet. Im späteren Projektverlauf lag der Fokus vor allem auf der kommunalen Ebene.

Ergebnisse

Auf der Projekt-Website www.die-klimadebatte.de sind fast von allen durchgeführten Veranstaltungen Aufzeichnungen abrufbar. Die Materialien wie Videos, Handouts und Podcasts, die größtenteils über Creative Commons lizensiert und damit bei Nennung der Urheberschaft frei nutzbar sind, sind ebenfalls auf der Website zu finden. Für Rückfragen bezüglich verwendeter Materialien, dem Durchführen von Workshops oder ähnlichem steht der Verein Mehr Demokratie unter der Kontaktadresse: steffen.krenzer@mehr-demokratie.de gerne zur Verfügung.

Öffentlichkeitsarbeit

Das Gesamtprojekt wurde über die E-mail und social media Verteiler des Vereins Mehr Demokratie beworben. Organisationen aus den Feldern Klimaschutz, Demokratieentwicklung und zivilgesellschaftliches Engagement wurden gebeten über ihre Verteiler auf das Projekt aufmerksam zu machen.
Zu allen Veranstaltungen wurde über die E-mail-Verteiler des Vereins Mehr Demokratie sowie je Thema und Art der Veranstaltung über die Verteiler befreundeter Organisationen eingeladen. Zusätzlich wurden die Veranstaltungen über social media Kanäle (Twitter, instagram, facebook) beworben, z.B. mit sharepics.
Im Falle der kommunalen Klima-Demokratie-Werkstätten wurden in den Kommunen Plakate aufgehängt, die Stadtverwaltungen informierten interessierte Bürgerinnen und Bürger über die Gemeindeanzeiger und lokale Akteure warben ebenfalls online und offline für die Veranstaltungen. Teilweise wurden Stakeholder auch gezielt eingeladen. Die Lokalpresse wurde informiert und berichtete zu den Projekten.
Bei Veranstaltungen, die gemeinsam mit anderen Organisationen (z.B. More in Common oder Bürgerbegehren Klimaschutz e.V.) durchgeführt wurden und in Bezug auf Material, das in Zusammenarbeit mit anderen (z.B. Podcasts) entstand, bespielten auch die jeweiligen Partner ihre Verteiler.
Zu wichtigen und großen Veranstaltungen, wie dem Auftakt oder dem Projekt "Climate Crisis - stop and listen" wurden Vertreter der Presse informiert.
Einige Materialien, insbesondere die Erklärvideos sowie Podcasts, wurden im Rahmen des "Bürgerrat Klima" eingesetzt und über die social media und youtube-Kanäle der Bürgerrats-Organisatoren verbreitet. Die Erklärvideos fanden ebenfalls Verbreitung über die Kanäle der Organisation "Klima vor Acht".


Fazit

Die Erfahrungen mit der „Klimadebatte“ zeigen, dass die Analyse der Ausgangslage, die das Projekt motiviert hat, korrekt war: An vielen Stellen besteht Interesse und Bedarf an einer konstruktiven, faktenbasierten, wertschätzenden und demokratischen Auseinandersetzung mit dem Thema Klimaschutz. Nicht zuletzt die immer weiter polarisierende Debatte um Corona-Maßnahmen zeigt, wie wichtig es ist beim Thema Klimaschutz frühzeitig und umfassend für Beteiligung, Legitimation und Rückhalt zu sorgen, um Spaltungen zu verhindern. Der gesellschaftliche Umgang mit Corona unterstreicht auch noch einmal, dass das Vorhandensein wissenschaftlicher Fakten und Empfehlungen nur ein Teil der Problemlösung darstellt. Es braucht eine Auseinandersetzung um Wertfragen, grundsätzliche Gesprächskultur und Formate des Zusammenkommens, damit die Gesellschaft in Reaktion auf existentielle Probleme wie Pandemie oder Erderwärmung gemeinsame Wege findet.

Die von uns angebotenen Formate und Veranstaltungen haben durchweg sehr positive Reaktionen bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern hervorgerufen. Neben methodischen Innovationen und guter Anbindung an den Stand der Wissenschaft wurde vor allem der ehrliche Anspruch unterschiedliche Stimmen zu hören, verschiedene Akteure ins Gespräch zu bringen und gemeinsame Lösungen zu finden positiv hervorgehoben. Die Teilnehmerzahl war bei einigen Veranstaltungen aber geringer als wir erhofft hatten. Gerade gegen Mitte des Jahres war die Resonanz gering. Nach Rücksprache mit anderen Organisationen lässt sich vermuten, dass dies zum einen an einer „digitalen Müdigkeit“ der Menschen nach anderthalb Jahren Pandemie gelegen haben könnte und zum anderen an einem Überangebot an politischen Veranstaltungen im Vorfeld der Bundestagswahl.

Die anhaltende Pandemie hat uns dazu veranlasst, insgesamt deutlich stärker auf digitale Angebote zu setzen, als dies ursprünglich geplant war. Insgesamt funktionieren diese viel besser als erwartbar war. Zwar wird häufig von Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine Sehnsucht nach Präsenzveranstaltungen erwähnt, gleichzeitig bietet das digitale Format auch Vorteile. So wird beispielsweise eine Vernetzung von Menschen in ganz Deutschland und sogar darüber hinaus leicht möglich. Zwar wird die Teilnahme an digitalen Formaten durch technische Herausforderungen erhöht, zugleich durch wegfallende Kosten und Anreisezeit an manchen Stellen aber auch gesenkt. Es zeigt sich, dass durch Anleitung auch Menschen, die wenig Erfahrung mit Computerarbeit haben, an digitale Formate herangeführt werden können. Mittlerweile gibt es sehr viele gute Programme, die innovative Arbeit ermöglichen, wobei uns vor allem digitale Whiteboards an vielen Stellen geholfen haben.

Die erarbeiteten Materialien wie Website, Erklärvideos, Handouts und weiteres sind über eine Creative Commons Lizenz lizensiert und können sicher in den nächsten Jahren sinnvoll in verschiedenen Zusammenhängen eingesetzt werden.
Einige erprobte Formate haben sich als vielversprechend erwiesen und können zukünftig verstärkt angewendet werden, z.B. die Nutzung von Cognitive Affective Maps oder Zukunftswerkstätten. Auch das Experiment Musik und Impulsvorträge als Anregung für einen Debattenraum zu nutzen, erscheint uns großes Potential zu haben.

Insbesondere die Klimaschutz-Arbeit auf kommunaler Ebene verdient in den nächsten Jahren verstärkte Aufmerksamkeit. Mit der Erarbeitung des Methodenkoffers „Klima-Demokratie-Werkstatt“ haben wir hier einen wichtigen Schritt gemacht. Mehr Demokratie oder andere Organisationen können hieran anknüpfen und die Arbeit fortführen.

Wir bedanken uns bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt für die gute Zusammenarbeit und die Ermöglichung dieses Projekts.

Übersicht

Fördersumme

124.995,00 €

Förderzeitraum

14.12.2020 - 31.12.2021

Bundesland

Berlin

Schlagwörter

Umweltkommunikation