Die Projektidee
Wir möchten einen Beitrag zu gesellschaftlichen Diskussionsprozessen und zur Vernetzung von Akteur*innen im Bereich Kommunikation von Nachhaltigkeitsthemen leisten. Dafür bringen wir Journalist*innen und andere Multiplikator*innen wie Blogger*innen und Influencer*innen mit Wissenschaftler*innen zusammen und schaffen Räume für gemeinsames Lernen, den Austausch und neue Netzwerke.
Hintergrund:
Nachhaltigkeit als Querschnittsthema betrifft nahezu jeden Lebens-, Politik- und Wirtschaftsbereich direkt oder indirekt und berührt meistens mehrere Ressorts oder gesellschaftliche Bereiche zugleich. Daher braucht es solide Recherche und Berichterstattung über Ressortgrenzen oder den eigenen Socialmedia-Themenradar hinweg. Es bedarf weiterhin einer differenzierten Einschätzung von wissenschaftlichen Erkenntnissen und gesellschaftlichen Diskursen. Und um schließlich damit ein breites Publikum zu erreichen, sind vielfältige Formate und neue Erzähltechniken essentiell; ohne Angst zu schüren, sondern mittels einer Interesse weckenden und zum Handeln motivierenden Berichterstattung.
Bislang existieren zu wenig Informationsmöglichkeiten und Fortbildungen speziell für Journalist*innen und andere Multiplikatoren im publizistischen Bereich, die systematisch Sachwissen zum Querschnittsthema Nachhaltigkeit und zugleich das Handwerkszeug zur Berichterstattung über diese Themen vermitteln. Hier besteht also eine bedenkliche Lücke, denn unsere Beobachtungen und Gespräche mit Fachleuten zeigen, dass in vielen Medienberichten Wissensdefizite aufscheinen, die eine umfassende Darstellung der Themen verhindern.
Der Grund: Aus Mangel an Ressourcen, und weil freie Journalist*innen meistens Generalisten sein müssen, um viele Themen bedienen zu können, gibt es für die meisten kaum Gelegenheit, sich in ein Thema richtig einzuarbeiten. Oft fallen Journalist*innen und auch Blogger*innen daher auf vorgegebene Deutungsrahmen zurück oder wiederholen unreflektiert Aussagen von Interessengruppen, ohne sie einordnen zu können. Unsere Erfahrung zeigt außerdem, dass Journalist*innen niedrigschwellige Angebote mit konzentriertem Input begrüßen. Auch Blogger*innen wünschen sich mehr Fach-Input und Kontakte aus der Wissenschaft. Wissenschaftler*innen wiederum sind interessiert an Kommunikations-Know-how, so dass es erfolgversprechend ist, diese Gruppen besser zu vernetzen.
Basierend auf innovativen und vorzugsweise webbasierten Formaten bieten wir eine Plattform zur Diskussion und Entwicklung von neuen Narrativen und Lösungsansätzen für aktuelle Themen wie
u. a. Klimawandel, Zukunft der Städte, One Health, Journalismus & Populismus oder Biodiversität.
In Präsenzveranstaltungen, Webinaren, Online-Redaktionsbesuchen bieten wir Fortbildung zu SDG-bezogenen Themen - immer zusammen mit Wissenschaftler*innen.
Fachjournalist*innen schreiben einführende Handbücher zu den Themen, die wir kostenlos zum Download auf unseren Webseiten anbieten.
Unsere Themen, die teilweise zusammengefasst werden:
Klimawandel
Klimawandel: Wechselwirkungen mit Gesundheit
Die Zukunft der Städte
Konfliktfeld Artenschutz (Biodiversität) – z.B. Großschutzgebiete, Energiewende
Transformation
Peak Soil
Biodiversität, Klimawandel und Erhalt wichtiger Ökosysteme: Ozeane
Biodiversität, Klimawandel und Erhalt wichtiger Ökosysteme an Land
Nachhaltiger Konsum
Investigativer Journalismus im Bereich Nachhaltigkeit
Nachhaltige Wirtschaft/Transformation/Strukturwandel
Nachhaltiger Tourismus
Feuilleton - Nachhaltigkeit bei Inhalten und Organisation von kulturellen Ereignissen, Nachhaltigkeit in Kunst und Kultur
Biodiversität + Ökosystemleistungen
Wir haben über die Jahre eine umfangreiche Kontaktdatenbank mit Journalist*innen, Journalist*innenverbänden, Blogger*innen, Influencer*innen und Wissenschaftler*innen erstellt, die wir zielgenau einsetzen können. Unsere jeweiligen Partner laden zusätzlich über ihre Verteiler ein. Unsere Einladungen werden von Berufsverbänden wie Netzwerk Recherche, Riffreporter oder Freischreiber weitergegeben. Wichtige Mittler, Multiplikator*innen und Unterstützer*innen sind außerdem Hochschulen und Journalistenschulen, Volontärsausbilder und Partner aus der Wissenschaft. Durch die angestrebte nachhaltige Zusammenarbeit soll eine große Anzahl von Multiplikator*innen dauerhaft erreicht werden.
Ein kontinuierliches Monitoring der Aktivitäten und Wirkungen soll der Entscheidungsfindung
des Projektmanagements dienen. Die fortlaufende Evaluierung der Seminare und Veranstaltungen sowie eine Schlussevaluierung des Projektes sind weitere Bausteine der
Qualitätssicherung. Wichtige Lernerfahrungen werden aufbereitet und zur Verfügung gestellt.
Zusammenfassung in Zahlen
Wir haben
• in 13 Veranstaltungen und sechs Redaktionsbesuchen insgesamt mindestens 540 Multiplikator*innen direkt erreicht: Medienschaffende, Referent*innen, Aktivist*innen, Start-Upper und Moderator*innen;
• außerhalb des Projektes unter anderem zwei Veranstaltungen mit dem SDSN und eine mit IDOS organisiert;
• außerdem zwei SDG-Trainings mit Journalist*innen aus Osteuropa durchgeführt, die Anfragen dazu ergaben sich durch unsere Projektaktivitäten;
• 12 Handbücher produziert mit bislang etwa 2000 Downloads (Stand 12.2024)
• neue Kooperationen mit Journalist*innenverbänden, Wissenschafts-Instituten und Einzelpersonen aufgebaut;
• einen Verteiler mit hunderten thematisch und regional sortierten Kontakten für Einladungen erstellt.
Das Projekt hat auch (Neben-) Ergebnisse gebracht:
Mehrere Pressebriefings mit Wissenschaftsorganisationen, zwei Medientrainings zu SDG-Themen mit Teilnehmenden aus Osteuropa, mehrere Veranstaltungen in Schleswig-Holstein zu Klimathemen.
Gleich zu Beginn erfolgte eine Nominierung für einen Klimakommunikationspreis. Weiterhin erhielten wir eine Förderung für ein Buch zum Thema "Klimakrise" und hosteten ein Mercator-Fellowship zum Thema "Nachhaltiges Investment".
Allerdings musste der ursprüngliche Zeitplan immer wieder modifiziert werden. Die Coronapandemie hatte viele Folgen für unser Projekt, wie zum Beispiel krankheitsbedingte Ausfälle von Honorarkräften und daraus resultierende Verzögerungen bei Büchern und Veranstaltungen. Auch wurden mehr Veranstaltungen online durchgeführt als geplant.
Kontinuierlich haben wir unsere Kontakte aus- und einen Verteiler aufgebaut. Dieser umfasst Kontakte von Journalist*innen, Medienhäusern, Redaktionen, NGOs, Thinktanks und Presseabteilungen, die wir für einzelne Bundesländer regional verfeinerten. Auf diese Weise können wir für jede Veranstaltung passende Zielgruppen zusammenstellen. Außerdem bewerben auch Kolleg*innen aus anderen Journalistenvereinen unsere Veranstaltungen.
Wir haben begonnen, unsere Sichtbarkeit bei weiteren Medien-Multiplikator*innen zu verbessern. Die Website wurde modernisiert, und wir entwickeln unsere Auftritte in den sozialen Netzwerken weiter, um besonders bei Influencer*innen und Blogger*innen sichtbarer zu werden.
Wir haben Gelder erhalten, um ein 2021 gefördertes Buch zum Thema Klima neu aufzulegen und großflächig zu verteilen. Diese Aktion nutzten wir, um das Netzwerk und unsere Publikationen weiter bekannt zu machen.
Wir haben das Projekt erfolgreich beendet und unsere selbstgesetzten Ziele übertroffen. Wir haben gute Resonanz auf unsere Veranstaltungen erlebt, unsere Handbücher stießen auf Interesse. Wir werden sie zum Projektabschluss noch einmal bewerben.
Unser Netzwerk mit Journalistenverbänden, Wissenschaft und (nachhaltiger) Wirtschaft ist sehr gewachsen.
Das Umfeld hat sich inzwischen stark (zum Positiven) verändert. Zum Zeitpunkt der Gründung des Netzwerk Weitblick 2015 und auch des Förderantrags für dieses Projekt 2021 existierten kaum bis wenig Informationsmöglichkeiten und Fortbildungen, die systematisch Sachwissen zum Querschnittsthema Nachhaltigkeit vermittelten. Inzwischen gibt es mehrere Journalistenvereine, die sich darauf zumindest teilweise spezialisiert haben. Was sich nicht geändert hat: Klima- und Nachhaltgkeitsthemen fallen in der Berichterstattung schnell hinter andere Themen wie Krieg oder Machtkämpfe in der Politik zurück, werden also in der Regel weiterhin nicht sytematisch ihrer Bedeutung entsprechend behandelt.
Besonders durch die Coronazeit sind Online-Informationsveranstaltungen inzwischen Standard, so dass Forschungsinstitute und Verbände aus dem Bereich Nachhaltigkeit eigene Veranstaltungen anbieten. Das ist sehr erfreulich, aber bringt auch große Konkurrenz um Teilnehmende und Fördermittel mit sich. Es wäre wünschenswert, wenn die Kräfte der Akteur*innen mehr gebündelt würden.