Projekt 37121/01

Tool2Share Entwicklung einer B2B-Plattform für den ReUse von Werkzeugen und Werkzeugkomponenten

Projektdurchführung

WBA Aachener Werkzeugbau Akademie GmbH
Campus-Boulevard 30
52074 Aachen

Zielsetzung

Der Leitgedanke der Nachhaltigkeit gewinnt sowohl gesellschaftlich als auch wirtschaftlich zunehmend an Bedeutung. Insbesondere die Kreislaufwirtschaft zur Verlangsamung, Schließung und Transformation biologischer und technischer Stoffkreisläufe ist hier von zentraler Bedeutung. Getrieben durch den gesellschaftlichen sowie kundenseitigen Druck nach Nachhaltigkeit, steht die Branche Werkzeugbau, als Schlüsselindustrie in der industriellen Fertigung, vor der Herausforderung, das Ausmaß der Umwelteinwirkung von Produktionsprozessen, Produkten und Dienstleistungen sowie der zur Produktion notwendigen Betriebsmittel zu reduzieren. Dies umfasst die Minimierung der direkt sowie indirekt verursachten Umweltbelastungen der stark linear ausgeprägten Geschäftstätigkeiten der Branche.
Ziel dieses Forschungsvorhabens war daher die Entwicklung einer B2B-Plattform für den ReUse von Werkzeugen und Werkzeugkomponenten sowie des dazugehörigen Geschäftsmodells zur innovativen Schließung des Stoffkreislaufs der Branche Werkzeugbau. Besonderer Fokus lag dabei auf dem Zusammenspiel der Themenschwerpunkte Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Die B2B-Plattform soll den Handel sowie die Bewertung von genutzten Werkzeugen und Werkzeugkomponenten ermöglichen. Neben einer entsprechenden Bewertungssystematik stellten insbesondere der Digitale Schatten, der alle kaufentscheidenden Daten des Werkzeugs (z. B. Oberflächengüte, Standzeiten etc.) – von der Entwicklung über die Produktion bis hin zur Nutzung und der Reverse Logistik – für den Käufer transparent abbildet, sowie ein fälschungssicherer Datentransfer die zentralen Elemente der beschriebenen Lösung dar.

Arbeitsschritte

Die Bearbeitung des Forschungsvorhabens erfolgte in sechs Arbeitspaketen. Im ersten Arbeitspaket wurde eine Marktstudie durchgeführt, um die notwendigen Anforderungen an die Plattform aufzunehmen und zu validieren. Das anschließende zweite Arbeitspaket sah die Entwicklung des Geschäftsmodells für die ReUse-Plattform vor. Nachfolgend wurde im dritten Arbeitspaket der Digitale Schatten für Werkzeuge und Werkzeugkomponenten entwickelt, bevor im Zuge des vierten Arbeitspakets die Konzeptionierung und technische Umsetzung der Tool2Share-Plattform erfolgten. Das fünfte Arbeitspaket sah schließlich einen Demonstratoraufbau in der Testumgebung der WBA für die Gesamtvalidierung vor. Das projektbegleitende sechste Arbeitspaket beinhaltete das Projektmanagement sowie die Entwicklung eines Vermarktungs- und Kommunikationskonzepts.

Ergebnisse

Im ersten Arbeitspaket wurde die Definition aller notwendigen Anforderungen sowie die anschließende Dokumentation in Form eines Lastenhefts verfolgt. In einem abschließenden Schritt des ersten Arbeitspakets erfolgte zudem die Erarbeitung konkreter Indikatoren, wie bspw. die Reichweite, die Anzahl monatlicher Nutzer und die Anzahl abgewickelter Transaktionen, zur „quantitativen“ Messung des Erfolgs und der Wirkung der angestrebten Plattformlösung.

Ziel des zweiten Arbeitspakets war die Entwicklung eines plattformbasierten Geschäftsmodells für das ReUse-Konzept. Dies beinhaltete die Erarbeitung und Definition eines anwendungsgerechten Leistungssystems, bestehend aus plattformbasierten ReUse-Dienstleistungen. Die Kernaktivitäten des Leistungssystems gliedern sich in die Beschaffung von Werkzeugen und die Vermarktung der Plattform. Das Kundensegment, an das sich die Plattform richtet, sind interne Unternehmen des Werkzeugbaus und der Serienfertigung mit bestehender Werkzeuginstandhaltung.

Im Projektverlauf hat sich gezeigt, dass die Plattform vorerst effektiver als interne Unternehmensanwendung anstatt, als branchenweichte Lösung auf den Markt zu bringen ist. Grund dafür ist die hohe Kapitalbindung beim Plattformbetreiber, damit eine äußerst hohe Zahl an kompletten Werkzeugen und Komponenten vorgehalten werden kann. Die interne Unternehmenslösung richtet sich so optimalerweise an Unternehmen mit einem großen Bestand an eingelagerten Werkzeugen. Die ReUse-Plattform befähigt somit Unternehmen die eigenen (Alt-)Werkzeuge unternehmensintern effizient wiederzuverwerten. Ein branchenweiter Einsatz der ReUse-Plattform ließe sich vom Standpunkt einer unternehmensinternen Verwendung so besser erreichen.

Nachfolgend wurde im dritten Arbeitspaket ein Digitaler Schatten für Werkzeuge und Werkzeugkomponenten entwickelt, bevor im Zuge des vierten Arbeitspakets die Konzeptionierung und technische Umsetzung der Tool2Share-Plattform erfolgte. Entstanden ist ein digitales Lager für Werkzeuge und Komponenten, die über einen standardisierten und bekannten Einkaufsprozess intern bestellt werden.

Eine prototypische Plattform wurde so ausgelegt, dass das Inserieren und Bestellen für interne Zwecke über einen standardisierten Prozesse – ähnlich wie bei Amazon oder eBay – möglich ist und so die Auswahl von gebrauchten Werkzeugen deutlich erleichtert.

Öffentlichkeitsarbeit

Die Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt wurden in den nachfolgenden Fachmedien veröffentlicht, um die Sichtbarkeit des Forschungsprojekts zu erhöhen und die erarbeiteten Inhalte zu verbreiten:
- Wiese, J.; Brinkmann, M.; Härtel, B.; Calchera, R.: Tool2Share, in: Forschungsbericht der WBA Aachener Werkzeugbau Akademie GmbH, Ausgabe Oktober 2022, S. 68-71.
- Boos, W.; Lukas, G.; Ochel, T.; Kenfenheuer, J.: Tool2Share – A B2B Platform for the Re-use of Tools and Tool Components, in: The mold & die journal, Ausgabe 5 Mai 2022, S. 6-9.
- Wiese, J.; Brinkmann, M.; Härtel, B.; Calchera, R.; T. Martens: Tool2Share, in: Forschungsbericht der WBA Aachener Werkzeugbau Akademie GmbH, Ausgabe November 2023.
- Wiese, J.; Härtel, B.; Bücker, M.: Kreislaufwirtschaft im Werkzeugbau. ReUse-Plattform „Tool2Share“ für die Wiederverwendung von Werkzeug(komponent)en, in: Kunststoffe 4/2024, S. 48-51.

Es fand zudem ein Beitrag auf der SocialMedia-Präsenz des Unternehmens i2solutions (LinkedIN) mit einer Weiterverlinkung zur Website und zur DBU statt. Darüber hinaus wurde das Projekt Tool2Share bei den Messeauftritten im Recruitingbereich als repräsentatives Beispiel einer Forschungstätigkeit der i2solutions angeführt.

Forschung_WBA

Fazit

Der Leitgedanke des Projekts – eine Kreislaufwirtschaft für den Werkzeugbau –, kann nur umgesetzt werden, wenn das Konzept einer ReUse-Plattform für die Wiederverwendung von Werkzeugen und Werkzeugkomponenten im Detail ausgearbeitet ist. Und der ReUse-Gedanke kann in der Branche Werkzeugbau nur Anklang finden, wenn die bisherigen klassischen Produktionsfaktoren Zeit, (Herstellungs-)Kosten und Qualität nicht negativ beeinflusst werden. Die Berücksichtigung dieser Faktoren wirft Fragestellungen auf – sowohl für Werkzeugbauer als auch für das Projektkonsortium –, die vorerst nicht direkt mit dem Thema ReUse und Kreislaufwirtschaft in Verbindung gebracht werden: Wie kann dem Kunden (Werkzeugbauer) die beschriebene Produktqualität von gebrauchten Komponenten auch für die physische Komponente zugesichert werden? Wie wird der Know-how-Schutz, beispielsweise beim Austausch von CAD-Daten, gewährleistet? Wie hoch ist der Wert von gebrauchten Komponenten und welche Faktoren sind für die Bildung des Gebrauchtwerts maßgeblich prägend? Ist eine gebrauchte Komponente durch einen ReUse als CO2-neutral bzw. mit null Emissionen zu bewerten? Wie bereits genannt, ist eine Entwicklung einer solchen ReUse-Platfform unter Berücksichtigung dieser Fragestellungen unerlässlich, sofern sich der ReUse-Ansatz und die Kreislaufwirtschaft in der Branche durchsetzen soll?
Aber auch der ReUse-Ansatz trägt bereits zu einer Steigerung der Öko-Effektivität durch die Wiederverwendung von Werkzeugen und Komponenten bei.

Übersicht

Fördersumme

284.876,00 €

Förderzeitraum

18.10.2021 - 31.12.2023

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter