Die DEUTSCHE AKADEMIE FÜR FERNSEHEN e.V., kurz DAfF, ist ein eingetragener, gemeinnütziger Verein und wurde im Jahr 2010 gegründet. Der Verein vergibt seit 2013 jährlich Auszeichnungen für herausragende und kreative Einzelleistungen in TV- und Streaming Produktionen, die im Rahmen der Tage der Akademie im Herbst verliehen werden.
Rund um die Verleihung veranstaltet die DAfF jährlich ein Rahmenprogramm und beteiligt sich dabei am politischen Diskurs zu inhaltlichen und wirtschaftlichen Aspekten der Weiterentwicklung des deutschen Fernsehens.
Im Jahr 2020 waren „Nachhaltigkeit“ und „grünes Drehen“ die Hauptthemen der Tage der Akademie. Ziel war es den Fernsehschaffenden einen Einblick in das „grüne Drehen“ zu geben, Aufzuzeigen welche Handlungsoptionen es gibt und einen Praxis-Austausch anzubieten und die Kollegen von den Vorzügen einer nachhaltigen Arbeitsweise zu überzeugen, aber auch die Herausforderungen darzustellen, die „grünes Drehen“ mit sich bringt.
Die Tage der Akademie 2020 standen ganz im Fokus der Nachhaltigkeit und dem „grünen“ Produzieren. Vom19.11.-20.11.20 fand unser digitaler Nachhaltigkeitskongress statt.
Ziel beim nachhaltigen Produzieren ist es, die CO2-Emissionen und den Müll bei der Herstellung von Fernsehproduktionen zu reduzieren. In Grundlagenseminaren und speziellen Seminaren für einzelne Gewerke wurden den Fernsehschaffenden der verschiedenen Gewerke vermittelt, welche Handlungsoptionen und Technologien sinnvoll und verfügbar sind, um die Klimabilanz zu verbessern, CO2 einzusparen und Müll zu vermeiden.
Unter Hinzuziehung der nationalen Experten: Korina Gutsche, Fabian Linder und Philip Gassmann waren die Seminare konzipiert, einzelne Gewerke direkt angesprochen und in einem Best-Practice Seminar ihre Belange thematisiert worden.
Der krönende Abschluß war die Podiumsdiskussion auf der festlich dekorierten Bühne des Babylon Kino in Berlin. Die Moderatorin Prof. Dr. Anabel Ternès von Hattburg konnte live auf der Bühne die Berliner Green Consultant Korina Gutsche begrüssen. Digital zugeschaltet waren der Schauspieler und Dokumentarfilmer Hannes Jaenicke, der Geschäftsführer der Medienförderung Baden-Württemberg Carl Bergengruen, der Green Production Manager von SKY Fabian Klaus, Christiane Dopp als Vertreterin der German Film Commissions und Michael Becker, Herstellungsleiter beim SWR und Vertreter der ARD-Nachhaltigkeitsinitiative und der ARD Arbeitsgruppe „Nachhaltige Medienproduktion“. Engagiert und sachkundig wurde über Chancen, Herausforderungen und Zukunftsvisionen diskutiert.
In den Seminaren wurden viele Praxiserfahrungen ausgetauscht. Vertreter aus Produktion, Szenenbild und Kostümbild diskutierten die Möglichkeiten, nachhaltig zu arbeiten. Welche Stra-tegien haben zum Erfolg geführt und welche neuen Ideen und Maßnahmen haben funktioniert oder mussten revidiert werden?
Fakt ist: Jedes Filmprojekt muss einzeln betrachtet werden. Es gibt kein einheitliches Modell. Was immer wieder zur Sprache kam sind die Faktoren Zeit und Geld. Die Film- und Fernseh-wirtschaft ist sehr schnelllebig, die Vorbereitungszeiten sind eng getaktet und die Budgets las-sen wenig Spielraum. Viele Kollegen wünschen sich mehr Zeit, damit nachhaltiger gearbeitet werden kann. Die Umsetzung der geforderten Kriterien des Arbeitskreises Greenshooting zie-hen zusätzliche Kosten mit sich und viele Fernsehschaffende fragen sich, wer diese zusätzli-chen Kosten angesichts der eng gestrickten Budgets übernimmt.
Stark diskutiert wurde die Frage ob Verpflichtungen wirklich Fortschritte bringen oder ob man nicht lieber auf Freiwilligkeit setzen sollte. Wie kann man es schaffen Strukturen aufzubrechen?
Die Hauptaufgabe sehen alle Beteiligten darin, stärker für Maßnahmen nachhaltigen Arbeitens zu werben. Über Appelle an die Kreativität der Gewerke und deren Eigeninitiative sollen immer mehr Fernsehschaffende ins Boot geholt werden. Insbesondere bei der „älteren Generation“ geht es darum, das Festhalten an bestehenden Strukturen aufzubrechen. Die „jüngere Genera-tion“ hat einen anderen Blick auf das Thema Nachhaltigkeit. Viele „Jungen“ leben auch privat „nachhaltig“ und übersetzen schnell ihre privaten Erfahrungen in die professionelle Arbeit.
Im Bereich Technik gibt es eine Reihe innovativer Geräte oder Anwendungen, die Strom sparen bzw. nachhaltiges Produzieren ermöglichen. Diese sind aber noch nicht in dem Umfang in den Studios bzw. Equipment-Rental-Parks vorhanden, wie sie in der Fernsehwirtschaft gebraucht werden. Im Bereich Szenenbild wiederum ist genau das Gegenteil der Fall, es gibt Materialien aus der Industrie, die sehr nachhaltig produziert wurden und sehr gut wiederverwendet werden können, die aber nur in großen Einheiten verkauft werden, während für die Film und Fernseh-produktion kleine Einheiten benötigt werden.
Die Akademie hat über einen großen Verteiler mit über 15.000 Adressen Kreative, Filmschaffende, Mitglieder, Nominierte sowie Vertreter der Branche eingeladen. Die Veranstaltungen wurden über unsere Partner media.net Berlin-Brandenburg, production.net Berlin-Brandenburg, DWDL, sowie die beteiligten Medienförderungen der Länder (Bayern, Mitteldeutschland und Baden-Württemberg), sowie die regionalen Film-Commissions und deren überregionalen Zusammenschluss beworben. Mit insgesamt über 1900 (Stand 30.08.21: 1911) Registrierungen, Zugriffen auf den Livestream und Abrufen der Aufzeichnungen auf dem YouTube Kanal der Deutschen Akademie für Fernsehen ha-ben wir mit dem Nachhaltigkeitskongress eine enorme Reichweite erzielen können
Wir konnten feststellen, dass es einige sehr engagierte Fernsehschaffende in allen Gewerken gibt, die nach neuen Wegen suchen, um nachhaltig zu arbeiten und die neue Techniken entwickeln, ihre Erfahrungen damit reflektieren und optimieren. Das Bewusstsein in der Branche muss aber weiter geschärft und in die Breite getragen werden, weshalb wir weiter daran festhalten wollen, Umweltwissen zu vermitteln und Möglichkeiten bieten wollen, um Erfahrungen zum Thema „Nachhaltigkeit“ auszutauschen. Den Wertewandel zu einer klimafreundlichen, fairen und ressourcenschonenden Produktionsweise in der Film- und Fernsehbranche schaffen wir nur gemeinsam und damit dieser Wechsel zeitnah und vor allem wirksam umgesetzt werden kann, müssen wir kontinuierlich darüber sprechen, uns weiterentwickeln und austauschen.
Eine der größten Herausforderungen, die es in der schnelllebigen Film-, und Fernsehbranche zu überwinden gilt, ist die finanzielle Ausstattung der Produktionen, sowie der Faktor Zeit, der für die Vorbereitung und die Dreharbeiten zur Verfügung steht. Mehrkosten für eine nachhaltige Produktionsweise und die Anpassung der zeitlichen Prozesse müssen in die Budgetverhandlungen mit den beteiligten Sendern und Auftraggebern einfließen, damit verbindlich nachhaltig produziert werden kann.