Das Projekt The Blue Planet entwickelte entlang der Sustainable Development Goals (SDGs) 13-15 der Vereinten Nationen digitale Lehr-/Lerneinheiten für das bilinguale Umwelt- und Nachhaltigkeitslernen. Fokussiert auf den Themenschwerpunkt „Artenschutz“ richten sich diese jahrgangsübergreifend an die Sekundarstufen I und II.
The Blue Planet umfasst sowohl modellhafte Materialien für den Regel- und Projektunterricht als auch eine zugehörige Lehrkräftefortbildung zur Umsetzung des bilingualen Nachhaltigkeitslernens. Dies schließt u.a. digital und analog verwendbare zwei- und mehrsprachige Aufgabendossiers, Best Practice-Beispiele, multimodale Texte und Erklärvideos sowie Reflexions- und Auswertungsübungen mit ein.
The Blue Planet reagiert damit zum einen auf die akute Nachfrage im Bereich schulischer Digitalisierung, zum anderen auf den Mangel an tragfähigen (Online)-Lehrkonzepten zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) im englischsprachigen (Sachfach-)Unterricht. Derartige Unterrichtskonzepte und -materialien nutzen die bereits vorhandene Vielsprachigkeit der Schüler*innen und entwickeln diese – im Sinne globaler Problemlösungs- und Kommunikationskompetenzen – zielgerichtet weiter. In der Praxis stellen sie allerdings ein Desiderat dar.
Das Projekt wurde von einem interdisziplinären Team an der Goethe-Universität Frankfurt am Main über einen Zeitraum von 1,5 Jahren (April 2021 – September 2022) durchgeführt. Dies umfasst die inhaltliche Konzeption, die digitale Umsetzung sowie die praktische Implementierung der Lehr-/Lerneinheiten (a) in einer Lehrkräftefortbildung, (b) im Regelunterricht von ausgewählten Projektklassen sowie (c) in einem beispielhaften, schul- und klassenübergreifenden Online-Projekttag. Die entwickelten Lehr-/Lerneinheiten stehen als Open Educational Resources (OER) dauerhaft für den bilingualen Schulunterricht auf der projekteigenen Lernplattform (www.theblueplanetlessons.de) zur Verfügung.
Im 1,5-jährigen Förderzeitraum (01.04.2021 bis 30.09.2022) folgte The Blue Planet einem mehrstufigen Arbeitsplan. Dieser sah zur Erstellung der Lehrmaterialien drei aufeinander aufbauende Entwicklungsphasen vor, die von zwei Review-Segmenten (extern und intern) flankiert wurden.
In der Konzeptionsphase des Projektes (04-09/2021) erarbeitete das Projektteam aus Sprach-, Sozial- und Naturwissenschaftler*innen den Materialkorpus von The Blue Planet. Dieser bildete die Grundlage für die digitalen Lehr-/Lerneinheiten sowie für die zugehörige Lehrkräftefortbildung. Das Projektteam wählte hierzu zunächst den thematischen Fokus aus, definierte Umfang und Zuschnitt der einzelnen Unterrichtsmodule und legte die jeweiligen Lernziele sowie den didaktischen Zugang fest. Der Materialkorpus wurde am Ende der Konzeptionsphase einem externen Review durch die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und den Palmengarten der Stadt Frankfurt am Main unterzogen.
Im Rahmen der Gestaltungs- und Testungsphase (10/2021-03/2022) erfolgte die visuelle und technische Aufbereitung der Lerneinheiten. Hierzu kooperierte The Blue Planet einerseits mit einer externen Illustratorin, die die Lehrmaterialien in beiden Sprachen zeichnerisch gestaltete und sie in ein professionelles Layout für die Unterrichtsnutzung überführte. Sie entwarf auch das grafische Konzept für die bilinguale Lernplattform, die die Unterrichtseinheiten als Open Educational Resources bündelt. Der Prototyp wurde im Frühjahr 2022 in einer teiloffenen Online-Befragung von Lehramtsstudierenden evaluiert.
In der abschließenden Implementierungs- und Assessmentphase (04-09/2022) stand die praktische Erprobung der Projektmaterialien im Vordergrund. Dies umfasste zwei Komponenten: (a) den Einsatz der Lerneinheiten im regulären Sachfachunterricht sowie (b) die Durchführung eines bundesweiten Online-Projekttages mit Schulklassen der Stufen 8-13 einschließlich einer begleitenden Lehrkräftefortbildung. Sowohl der Unterrichtstest als auch der Online-Projekttag waren von einer eigenen Evaluation begleitet.
Das Projekt The Blue Planet schloss planmäßig zum 30.09.2022. Die entstandenen Lehrmaterialien sind über den Förderzeitraum hinaus als Open Educational Resources auf der projekteigenen Lernplattform verfügbar.
Die Arbeitsergebnisse von The Blue Planet lassen sich in drei Kategorien zusammenfassen: Diese beinhalten: (1) den umfangreichen Korpus der erstellten bilingualen Lehr- und Lernmaterialien, (2) die projekteigene Lernplattform, die die Unterrichtseinheiten samt digitaler Begleitangebote für Lehrkräfte und Schüler*innen bündelt sowie (3) den bundesweiten Online-Projekttag mit Schulklassen der Stufen 8-13, der die Einsatzmöglichkeiten der entwickelten Lehrmaterialien verdeutlichte. Letzterer war mit einer Lehrkräftefortbildung zur schulischen Nachhaltigkeitsbildung verbunden. Für alle drei Bereiche (Lehrmaterialien, Lernplattform, Online-Projekttag) liegen empirisch-quantitative Evaluationsergebnisse aus der Implementierungs- und Assessmentphase vor.
(1) Bilinguale Lehr- und Lernmaterialien
Zur Entwicklung der Lehrmaterialien konzentrierte sich das Projektteam auf den Themenschwerpunkt „Artenschutz“. Dieser verbindet exemplarisch die drei Umwelt-SDGs 13-15 miteinander (Maßnahmen zum Klimaschutz, Leben unter Wasser, Leben an Land). Die Lehrmaterialien gliedern sich in insgesamt sechs Themenfelder, die arbeitsteilig im Team erstellt wurden (Kernbegriffe und Konzepte, Gefährdete Arten, Bedrohungen, Argumente des Artenschutzes, Akteure des Artenschutzes, Instrumente). Sie lassen sich im Unterricht der Sekundarstufen I und II wahlweise einzeln oder konsekutiv einsetzen. Der Korpus der entwickelten Lehrmaterialien umfasst pro Sprachvariante mehr als 300 Seiten. Diese wurden von einer Illustratorin in ein einheitliches Layout überführt. Jedes Themenfeld folgt derselben didaktischen Grundstruktur, die sich auch auf der zugehörigen Lernplattform wiederfindet. Dies umfasst didaktisch-methodische Kommentare für Lehrkräfte, Einführungstexte für Schüler*innen, Arbeitsblätter samt Musterlösungen, externe Video- und Textbeiträge zur Vertiefung, Quellensammlungen, Konzepte für komplette Unterrichtseinheiten, zweisprachige Glossare und digitale Lernspiele. Alle Elemente liegen in Deutsch und Englisch vor und wurden in beiden Varianten sprachdidaktisch aufbereitet. Dies beinhaltet zusätzliche Aufgabenstellungen, Unterrichtsanregungen oder Lehrhinweise, um in der Vermittlung der sozial- oder naturwissenschaftlichen Sachverhalte parallel die kommunikativen Fertigkeiten der Schüler*innen zu stärken.
(2) Lernplattform
Zur Verbreitung der bilingualen Lehrmaterialien hat sich The Blue Planet für die Einrichtung einer projekteigenen Lernplattform entschieden. Diese ermöglicht es, die umfangreichen Lerneinheiten zentral, übersichtlich und aktualisierbar für Lehrkräfte und Schüler*innen bereitzustellen und sie mit digitalen und multimedialen Zusatzangeboten zu versehen. Auf diese Weise kann die Lernplattform selbst als didaktisches Element im Unterricht eingesetzt werden. Das entsprechende Webangebot wurde unter www.theblueplanetlessons.de eingerichtet und entstand in Zusammenarbeit mit der bereits für die Lehrmaterialien tätigen Illustratorin. Es greift das einheitliche Design der Lerneinheiten sowie ihren zeichnerischen Stil auf und führt diesen in der visuellen Repräsentation der Lehrinhalte fort. Die Lernplattform wurde als Ressource für Lehrkräfte und Schüler*innen in diversen Online-Sammlungen eingetragen. Hierzu zählen u.a. www.bildungsserver.de und verschiedene Fachportale für bilingualen Unterricht.
(3) Online-Projekttag und Lehrkräftefortbildung
Der Online-Projekttag fand am 24. Juni 2022 über das DSGVO-konforme Videokonferenzsystem BigBlueButton statt. Unter dem Titel #savetheblueplanet simulierten mehr als 350 Schüler*innen aus Hessen, Niedersachsen und dem Saarland eine internationale Artenschutzkonferenz zum Lebensraum Meer. Die Konferenz sah insgesamt 22 Akteursrollen aus den Bereichen Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft vor, die klassenweise von den beteiligten Schüler*innen übernommen wurden. Im Planspiel traten die Akteur*innen wechselweise in deutscher oder englischer Sprache miteinander in eine moderierte Diskussion, die vier Problemfelder zur marinen Artenvielfalt behandelte (Überfischung, Klimawandel und Erwärmung, Verschmutzung und Schiffsverkehr). Die Schüler*innen erhielten so einen umfassenden Überblick über die zentralen Bedrohungen der marinen Artenvielfalt, ihre Ursachen und die vielfältigen Interessenskonflikte, die den Schutz des Lebensraumes Meer erschweren. Der Projekttag war von einer zweiteiligen Lehrkräftefortbildung begleitet, die von der hessischen Lehrkräfteakademie akkreditiert wurde. Im Mittelpunkt der Fortbildung stand das didaktische Konzept von The Blue Planet sowie die Frage, wie bilinguales Lernen konkret in der schulischen Nachhaltigkeitsbildung umgesetzt werden kann. #savetheblueplanet diente hier als praktisches Anwendungsbeispiel und Reflexionsmodell.
The Blue Planet hatte zu Beginn der Förderphase drei relevante Zielgruppen definiert. Diese umfassen (1) bilingual orientierte Lehrkräfte und Schüler*innen der Sekundarstufen I und II; (2) Entscheidungsträger*innen der Schul- bzw. Bildungspolitik (u.a. Hessisches Kultusministerium und dessen Lehrkräfteakademie) sowie (3) Didaktiker*innen, Bildungs- und Sprachwissenschaftler*innen im Bereich digitales Lernen und Umwelterziehung. Während der 1,5-jährigen Laufzeit wurden die Zielgruppen kontinuierlich über die Aktivitäten und Arbeitsergebnisse des Projektes unterrichtet, um die öffentliche Reichweite und Resonanz von The Blue Planet zu steigern. Hierzu nutzte das Projekt vier Transfermaßnahmen:
(1) Online-Kanäle
Bereits im Mai 2021 wurde eine eigene Projekt-Website unter www.theblueplanetproject.de eingerichtet. Diese informiert die (Fach-)Öffentlichkeit über Gegenstand und Zielsetzung von The Blue Planet, über das verantwortliche Projektteam sowie über aktuelle Publikationen, Vorträge und Veranstaltungen. Zugleich war die Website die zentrale Anlaufstelle für Lehrkräfte und Schüler*innen, um sich für den Online-Projekttag anzumelden und sich mithilfe der dort hinterlegten Konferenzunterlagen inhaltlich vorzubereiten. Die Projekt-Website wurde im August 2022 nach der Veröffentlichung der digitalen Lernplattform mit dieser verlinkt und wird bis Mai 2023 online verfügbar sein. Danach soll www.theblueplanetlessons.de als alleinige Internetpräsenz des Projektes fortbestehen.
(2) Pressearbeit
The Blue Planet nutzte klassische Elemente der Presse- und PR-Arbeit, um die (Fach-)Öffentlichkeit über die Projekttätigkeiten zu informieren. So erstellte das Team Pressemitteilungen, Kurzberichte und Teaser, um auf The Blue Planet, die Lernplattform und den Online-Projekttag aufmerksam zu machen. Diese wurden über die News-Sektion der Projekt-Website, die Presse- und Kommunikationsabteilung der Goethe-Universität Frankfurt, über die Newsletter des Palmengartens, der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und der Goethe-Lehrkräfteakademie, über Mailinglisten einschlägiger Fachgesellschaften sowie bundesweit über Kultusministerien, Schulämter und Landesinstitute für Lehrkräfteaus- und -weiterbildung verbreitet.
(3) Vorträge und Workshops
In der Förderlaufzeit wurde The Blue Planet in insgesamt zehn wissenschaftlichen Fachvorträgen sowie in fünf Workshops des Projektteams in deutscher und englischer Sprache vorgestellt. Das Spektrum reichte hier von nationalen und internationalen Fachtagungen der Bildungsforschung über breitenwirksame Wissenschafts- und Nachhaltigkeitskongresse (z.B. KISS, Wild Spaces Festival) zu Präsentationen an Schulen, vor (angehenden) Lehrkräften (z.B. Fachtag Englisch der Goethe-Universität, International Summer School der Universität zu Köln) sowie vor Bildungspraktiker*innen (z.B. Bündnis „Demokratie nachhaltig gestalten“) und Wirtschaftsvertreter*innen (Stiftung der deutschen Wirtschaft). Mit Publikumsgrößen von bis zu 150 Personen unterrichteten die Impulsvorträge, Podiumsdiskussionen und mehrstündigen Workshops über die Arbeit des Projektteams. Je nach Zielgruppe standen hierbei die didaktische Konzeption von The Blue Planet, die Lernplattform samt Lehrportfolio oder konkrete Anwendungsbeispiele, wie der durchgeführte Online-Projekttag, im Vordergrund. Die Präsentation von The Blue Planet in diesen Fachkontexten löste Multiplikationseffekte aus, indem über neu erschlossene Kontakte, persönliche Empfehlungen und eine erweiterte Anschlusskommunikation in sozialen Medien (z.B. über Twitter) The Blue Planet einem größeren Adressat*innenkreis bekannt wurde.
(4) Fachpublikationen
Zur Verbreitung von The Blue Planet im fachwissenschaftlichen Diskurs wurden im Förderzeitraum insgesamt fünf Publikationen angefertigt (zu den bibliografischen Angaben vgl. Abschnitt 5.4 des Abschlussberichtes). Dabei handelt es sich um einen internationalen Peer Review-Artikel, um drei Sammelbandaufsätze und einen Blogbeitrag für sowi-online, ein ehrenamtliches Portal für sozialwissenschaftliche Fachdidaktiken, das sich u.a. an Referendar*innen, Lehrkräfte, Ausbilder*innen und Bildungspolitiker*innen richtet . Allen Beiträgen ist gemein, dass sie die konzeptionellen Grundlagen und Herausforderungen der schulischen Nachhaltigkeitsbildung reflektieren und dabei The Blue Planet als exemplarischen Anwendungsfall herausgreifen.
The Blue Planet kann nach Abschluss der Förderphase auf eine äußerst produktive Bilanz zurückblicken: fünf Workshops, zehn Vorträge vor Fach- und Laienpublikum, ein bundesweiter Online-Projekttag mit über 350 Schüler*innen einschließlich Lehrkräftefortbildung, fünf Fachpublikationen, ein bilingualer Lehrkorpus zum Thema „Artenschutz“ mit über 300 Seiten pro Sprachfassung sowie eine interaktive und multimediale Lernplattform in Deutsch und Englisch (www.theblueplanetlessons.de), die das umfangreiche Angebot an Unterrichtsmaterialien mit digitalen Lernspielen zur Nachhaltigkeitsbildung erweitert. Die Lernplattform ist über diverse Newsletter, Fachgesellschaften und Bildungsserver verbreitet worden und hat bereits in den ersten Monaten nach Veröffentlichung eine positive Resonanz unter Didaktiker*innen und Lehrkräften erhalten.
The Blue Planet konnte damit alle zuvor definierten Projektziele planmäßig in der zur Verfügung stehenden Laufzeit von 1,5 Jahren einlösen. Dabei haben sich im Rückblick fünf Faktoren als besonders förderlich erwiesen:
(a) ein arbeitsteiliger und interdisziplinärer Ansatz, der Sprach-, Sozial- und Naturwissenschaften verbindet, um die überfachliche und bilinguale Nachhaltigkeitsbildung im Schulkontext zu stärken;
(b) ein heterogenes Projektteam aus etablierten Wissenschaftler*innen, Doktorand*innen und Praktiker*innen, das mit unterschiedlichen Kompetenz- und Erfahrungsbereichen vielseitige Lehrmaterialien mit hoher Anschlussfähigkeit für den Schulalltag konzipiert;
(c) ein mehrstufiges Review-Verfahren, das zur externen Qualitätssicherung u.a. renommierte Institutionen der Biodiversitätsforschung heranzieht;
(d) die Zusammenarbeit mit einer didaktisch versierten Illustratorin, die die Lehrmaterialien und die Lernplattform mit einem professionellen Layout versieht;
(e) die Einbindung von Lehramtsstudierenden bei der Lernspielproduktion und der Durchführung des Online-Projekttages, um einerseits Fähigkeiten und Perspektiven der jüngeren Generation zu integrieren und diese andererseits an die praktische Unterrichts- und Materialgestaltung heranzuführen.
Eine Fortsetzung von The Blue Planet ist derzeit nicht vorgesehen. Die Lehrmaterialien samt Lernplattform sollen jedoch wie geplant als Open Educational Resources fortbestehen und unter der Führung des Instituts für England- und Amerikastudien kontinuierlich aktualisiert werden. Die dortige Abteilung Sprachlehrforschung und Didaktik betreut das Online-Angebot weiter und fungiert ebenso als Ansprechpartner des Projektes.