Entwicklung und Umsetzung einer neuen Dauerausstellung: Osnabrücks Karbonwald Die Vergangenheit erforschen, die Gegenwart verstehen, für eine nachhaltige Zukunft lernen“
Projektdurchführung
Museum am Schölerberg
Umweltbildungszentrum Osnabrück
Klaus-Strick-Weg 10
49082 Osnabrück
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Im Rahmen des Projektes entsteht eine Ausstellung, die Erlebnisse aus der Erdgeschichte anbietet, um daraus Schlüsse für eine nachhaltige Lebensweise zu erzielen. Sie ist zentraler Teil und Highlight der neuen Dauerausstellung des Museums am Schölerberg.
Geplant ist die Errichtung eines raumgreifenden, naturnahen und begehbaren Dioramas, das einen Wald in der Karbonzeit nachbildet. Ein solcher Wald wuchs nachweislich vor ca. 300 Millionen Jahren. Auf dem heutigen Osnabrücker Piesberg können heute dazu spektakuläre paläontologische Funde gemacht werden.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDer Karbonwald wird im Zentrum des Museums in Szene gesetzt. Das Gebäude ist der spiralartigen Form eines Ammoniten nachempfunden. Der zentrale Bereich der Spindel ist der Bereich, der den besonderen Charakter des Hauses prägt und der bereits beim Eintritt in das Haus auf Gäste wirkt. Hier entsteht die Rekonstruktion des Karbonwaldes.
Nachbildungen verschiedener karbonzeitlicher Bäume, Sträucher und Kräuter vermitteln ein möglichst reales Bild der damaligen Welt. Die Pflanzennachbildungen beeindrucken besonders durch ihre Höhe und Detailgenauigkeit. Aber auch Pflanzen der Strauch- und Krautschicht werden gezeigt. Nachbildungen von Tieren wie Riesenlibellen, Skorpionen, Riesentausendfüßlern, Urnetzflüglern usw. runden das Bild ab. Augmented Reality Stationen erwecken die Tierwelt zum Leben, verschiedenen Hands-On-Stationen laden zum Mitmachen ein.
Die neue Ausstellung ist in vielfältiger Hinsicht mit ausstellungsbegleitenden Maßnahmen (Führungen, Umweltbildung für Kinder und Familien, Fachvorträge, u.a.) verknüpft. Viele Synergien ergeben sich aus der Funktion des Hauses als BNE-Standort und Umweltbildungszentrum. Das Projekt wird von einer umfassenden Öffentlichkeitsarbeit begleitet.
Ergebnisse und Diskussion
Im Rahmen des Projektes ist ein raumgreifendes, naturnahes Diorama entstanden, das einen Wald aus der Karbonzeit nachbildet. Das Diorama ist das zentrale Highlight der neuen Dauerausstellung des Museums am Schölerberg. Es vermittelt sowohl erdgeschichtliche Erkenntnisse als auch zukunftsrelevante Themen.
Die Wälder des Karbons verschwanden einst aufgrund eines Klimawandels von der Erde (Carboniferous Rainforest Collapse). Auf den Zusammenbruch der Karbonwälder und ihrer Funktion als Kohlenstoffsenken folgt eine 264 Millionen Jahre lange Phase des Treibhausklimas.
Innerhalb der Ausstellung steht das Karbonwalddiorama daher als Beispiel für die Auswirkungen eines Klimawandels auf globale Ökosysteme und für die Bedeutung der Dekarbonisierung. Er verweist auch auf die Vulnerabilität rezenter Wälder hinsichtlich des aktuellen, menschengemachten Klimawandels.
Im Zentrum des Dioramas steht die Siegelbaumwurzel. Sie ist ein ca. 308 Millionen Jahre altes
3,9 Tonnen schweres Fossil mit einem Durchmesser von etwa 6,5 Metern. Sie wurde 1886 im Piesberg in Osnabrück gefunden und gehört weltweit zu den größten Pflanzenfossilien. Sie steht im Fokus der Vermittlung und dient als Ausgangspunkt, um Fragen zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufzuwerfen.
Die Wurzel ist eingebettet in ein Diorama, das von detaillierten Rekonstruktionen der karbonzeitlichen Flora und Fauna gebildet wird. Ein aufwändig gemaltes Panorama ergänzt die Inszenierung. Alle Rekonstruktionen und das Panorama basieren auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Die Inszenierung des Karbonwaldes wird begleitet von der Präsentation vieler Originalfossilien. Verschiedenen Augmented-Reality Stationen und ein Halt für Kinder runden das Angebot ab.
Verschiedene Stationen, die sich an das Diorama angliedern bzw. auf die weiteren Ausstellungsbereiche verteilt sind, erläutern die Mechanismen des Klimawandels und die Bedeutung der globalen Wälder. Es werden Zusammenhänge verdeutlicht und unsere aktuelle Lebensweise kritisch hinterfragt.
Die neue Ausstellung wurde am 23. April 2023 unter großer Beteiligung der Öffentlichkeit eröffnet
Insgesamt betrachtet wurde das Projekt in Umfang und Inhalten wie geplant umgesetzt. Konzeptionell und strategisch haben sich im Projektverlauf keine bzw. nur sehr geringfügige Änderungen ergeben.
Die äußeren Rahmenbedingungen erschwerten das Projekt jedoch über den gesamten Zeitraum. Kaum war die Ausschreibung für den Ausstellungsplaner erfolgreich abgeschlossen und der Vertrag unterschrieben, traf die Corona-Pandemie das Land mit voller Wucht.
Kontaktverbote und Lockdowns führten dazu, dass nahezu alle Treffen zwischen Planer und Museumsteam 2020/2021 nur virtuell erfolgen konnten. Homeoffice war noch wenig etabliert und führte oft zu technischen Problemen. Dennoch ist es gelungen mit dem Team der Schiel Planungsgesellschaft mbH eine vertrauensvolle und effektive Zusammenarbeit aufzubauen.
Auch die Zusammenarbeit mit dem Projektbeirat war von der Corona-Krise betroffen. Beiratstreffen fanden zum Teil ebenfalls nur digital statt.
Lieferengpässe und Schwierigkeiten, Bieter zu finden, führten bei nahezu allen Ausschreibungen zu Problemen und Verzögerungen.
2022 folgte dann der Ukraine-Krieg mit weiteren Schwierigkeiten, wie den Russlandsanktionen und Lieferengpässe für bestimmte Produkte. In der Folge stiegen die Preise rasant an. Ausschreibungen mussten zum Teil mehrmals wiederholt werden. Dies führte zu weiteren Verzögerungen. Der Projektzeitraum musste schließlich verlängert werden. Dennoch konnten schlussendlich alle Gewerke vergeben und umgesetzt werden. Insgesamt gestaltete sich die Zusammenarbeit mit den beteiligten Firmen positiv und zielführend.
Um das Gesamtbudget nicht zu überschreiten, waren jedoch an vielen Stellen Einsparungen nötig. Im Karbonwald traf dies insbesondere die tierischen Modelle. Hier musste die gewünschte Artenliste deutlich eingekürzt werden. Stattdessen wurden diese Tierarten in die Stationen der Augmented-Reality integriert.
Trotz schwieriger Rahmenbedingungen ist es gelungen, das Projekt erfolgreich zu beenden.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Als Teil der neuen Dauerausstellung des Museums am Schölerberg wird das Projekt dauerhaft weitergeführt. Der Zweckbindungszeitraum beginnt am Tag nach der letzten Abschlusszahlung und beträgt mindestens 12 Jahre. Während der Zweckbindungsfrist ist die dauerhafte Nutzungsfähigkeit des Projekts gewährleistet. Dies beinhaltet Kosten für die laufende Betreuung, regelmäßige Reinigung, Instandhaltung und ggf. Erneuerung.
Ergänzend zum Angebot in der Ausstellung wurden verschiedene Vermittlungsangebote für Lerngruppen entwickelt. Auch diese wurden dauerhaft in das Portfolio des Hauses integriert.
Das Projekt wurde durchgehend von einer umfangreichen Öffentlichkeitsarbeit begleitet. Pressetermine haben zu verschiedenen Anlässen stattgefunden (z.B. zum Transport der Sigillaria zu ihrem neuen Standort, Fertigstellung des Karbonwaldes usw.). Die Inhalte wurden weit gestreut und auch von der überregionalen Presse aufgegriffen.
Die Social Media Kanäle und die Website des Museums wurden laufend bedient.
Zu Eröffnung der neuen Ausstellung wurde eine umfangreiche Medienkampagne durchgeführt und das gesamte Corporate Design des Hauses überarbeitet. Es wurden verschiedene Flyer zur Ausstellung und den begleitenden Vermittlungsangeboten erstellt.
Alle Inhalte wurden zudem auf einer Internetseite für den Karbonwald zusammengefasst und sind so dauerhaft und zusammenhängend abrufbar (s. www.museum-am-schoelerberg.de/karbonwald/).
Die Öffentlichkeitsarbeit und die Sicherung der Projektergebnisse im Internet erfolgten in enger Absprache mit der DBU.
Als weitere Maßnahme und auf Anregung und in Absprache mit der DBU hat sich das Museum am Schölerberg mit der neuen Ausstellung zudem als UNESCO BNE 2030-Projekt beworben. Die Bewerbung wurde im Dezember 2023 eingereicht. Eine Entscheidung steht aktuell noch aus.
Fazit
Trotz schwieriger Umstände (Corona-Pandemie, Ukraine-Krise) ist es gelungen, das Projekt innerhalb des gesetzten Zeitrahmens (bis 31.12.2023) abzuschließen. Die Eröffnung hat am 23. April 2023 stattgefunden. Kostensteigerungen konnten jedoch nicht vermieden werden. Die Mehrkosten wurden seitens der Stadt Osnabrück getragen.
Das Haus hat durch das Projekt regional und überregional eine neue Strahlkraft erhalten. Neue
(Zukunfts-) Themen ermöglichen es dem zum Haus gehörigen Umweltbildungszentrum und Planetarium neue Schwerpunkte zu setzen und das Angebot zu erneuern und auszuweiten.
Insgesamt ist das Feedback der Besuchenden auf die neue Ausstellung sehr positiv. Die bisherigen Besuchendenzahlen (49.779 Gäste in 2023) und die Resonanz machen deutlich, daraufhin, dass die Ausstellung sehr gut angenommen wird.
Ohne die Förderung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen.
Fördersumme
300.000,00 €
Förderzeitraum
14.06.2021 - 31.12.2023
Bundesland
Niedersachsen
Schlagwörter
Landnutzung
Naturschutz
Umweltkommunikation