Projekt 36066/01

Das Labor Zukunft – Modellprojekt zur partizipativen Entwicklung eines nachhaltigen Quartiers am Beispiel des Porzer Südens in Köln

Projektdurchführung

EPS GmbH
Entwicklung Porz Süd
Eupener Str. 57
50933 Köln



Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Im Porzer Süden (Köln) soll auf einer mehr als 50 Hektar großen Fläche in enger Anbindung an die umgebenden Stadtteile überwiegend Wohnungsbau entstehen. Die angrenzenden Stadtteile sind zumeist dörflich strukturiert und die Fläche ist landwirtschaftlich geprägt. Daher spielen Klimafaktoren, Flächenversiegelung, Alternative für die Landwirtschaft und Naturerhalt neben den grundsätzlichen Themen ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit eine herausgehobene Rolle. Hier bietet sich eine in dieser Größenordnung seltene Möglichkeit zu einer modellhaften, partizipativ gestalteten und an Nachhaltigkeitszielen orientierten Quartiersentwicklung.

Ziele des Labors sind:

- Ansprache der Bevölkerung über eine kleine Gruppe speziell Interessierter hinaus.
- Einbezug der großen Gruppe der Wohnungssuchenden und deren Bedarfe als neues Element von Bürgerbeteiligung
- Entwicklung von Zukunftsvisionen, ohne Illusionen zu schaffen oder über zu enge Grenzen Motivation zu verhindern.
- Überlagerung der Zukunftsgestaltung durch aktuelle oder langjährige Probleme.
- Die „klassischen“ analogen Formate werden um digitale und künstlerisch-kreative Formate ergänzt, ein digitaler Zwilling und „Mitmach-Aktionen“ sollen eine größere Reichweite bzw. erweiterte Zielgruppenansprache gewährleisten.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden1. Vorbereitungsphase, September 2021 - Oktober 2021 und April 2023 - Juni 2023

- Status-Quo-Analyse: Auswertung des Agglomerationskonzept der Region Köln-Bonn, der „Kölner Perspektiven 2030+“, der Planentwurf des Regionalplans sowie der Flächennutzungsplan und vorhandene Bebauungsplanverfahren. Auf der Basis dieser Auswertung entsteht eine für den Beteiligungsprozess einsetzbare Aufbereitung, die den Rahmen für die Beteiligung setzt.
- Auswertung der bereits vorliegenden Gutachten der Entwickler
- Ausführungsplanung der Veranstaltungen
- Installierung des wissenschaftlichen Beirats und anderer Gremien
- Kommunikationskonzept, CI
- Entwicklung der digitalen Formate (Homepage, Blog, Podcast etc.)
- Einbindung der Bevölkerung vor Ort

2. Durchführungsphase, Juli 2023 - September 2024

Der Leitbildprozess in Verbindung mit den Aktivitäten des Bürgerlabors besteht aus einer Kick-off Ver-anstaltung zur Information über den Gesamtprozess, aus drei jeweils zwei- bis dreimonatigen Phasen zu den Themen Mensch, Natur und Verkehr. Jede Phase gliedert sich in vier partizipative Formate und wird von zwei Konfestivals am Anfang und Ende gerahmt. Am Ende jeder Phase werden die Ergebnisse evaluiert. Ziel des gesamten Prozesses ist die Erarbeitung eines Kriterienkatalogs für ein sozial und ökologisch nachhaltiges Quartier.

3. Auswertungsphase und Ergebnissicherung, September 2023 - November 2023

- Erarbeitung und Herstellung eines Kriterienkatalogs:
Der bis zur Abschlussveranstaltung zusammengestellte und dort ergänzte Kriterienkatalog wird aufbereitet und um die Einzelergebnisse sowie um Unterlagen und Dokumente erweitert, die vorgelegt bzw. erarbeitet wurden. Der Katalog wird sowohl als Broschüre als auch in einer digitalen Form gestaltet und an die Beteiligten und interessierte Dritte weitergeleitet. Über eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit wird das Ergebnis vorgestellt, sichtbar und zugänglich gemacht.
- Erarbeitung und Herstellung eines Prozess-Handbuchs:
Für das Handbuch werden die Erfahrungen der Durchführungsphase und die systematische Evaluation ausgewertet. In nachvollziehbaren Schritten wird die Vorgehensweise dargestellt sowie auf Probleme und Erfolgsfaktoren aufmerksam gemacht. Auch dieses Produkt wird der Öffentlichkeit gezielt zur Verfügung gestellt, um Teilhabe am Wissens- und Erkenntnisgewinns über das Bürgerlabor hinaus zu ermöglichen.


Ergebnisse und Diskussion

Wichtiges Ergebnis ist die Aufmerksamkeit der Bevölkerung und wichtiger Multiplikatoren für die Themen der nachhaltigen Entwicklung. Die Zufriedenheit mit dem intensiven, transparent und zielgruppennah geführten Beteiligungsprozess bewirkt zudem eine erhöhte Motivation, sich mit Nachhaltigkeitsthemen in partizipativen Prozessen zu beschäftigen.

Als zwei wesentliche Ergebnisse, die auch für die weitere Arbeit von nachhaltiger Bedeutung sind, gehen hauptsächlich der Kriterienkatalog und das Prozesshandbuch aus dem Projekt PorzPlant! hervor. Damit ist das Ziel erreicht, einerseits ein städtebauliches Werkzeug für die Entwicklung nachhaltigerer Quartiere und andererseits einen wissenschaftlichen Leitfaden für die Durchführung von Beteiligungsprojekten zu schaffen. Eine frühzeitig angesetzte Beteiligung der Bevölkerung konnte erfolgen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Bereits während der Durchführung des Projekts wurde großer Wert darauf gelegt, das Projekt ausreichend zu verbreiten und zu bewerben. Dies erfolgte durch Werbung über soziale Medien und Webseiten, Online-Newsletter, Artikel in verschiedenen Zeitungen, das Verteilen und Aushängen von Flyern und durch direkte Kontaktaufnahme mit Pressevertreterinnen und -vertretern sowie lokalen Vereinen und Initiativen. So wurden diverse Bürgervereine, Sport- und Karnevalsvereine, Familien, Senioren Institutionen, caritative Verbände etc. angesprochen und das Projekt beispielsweise auf Veranstaltungen dieser Gruppen präsentiert und zum mit machen angeregt.

Auch die Ergebnisse des Projekts wurden und werden ausreichend verbreitet. Die Vorstellung des Kriterienkatalogs und des Prozesshandbuchs erfolgte durch eine Veranstaltung, für die im Voraus umfangreich geworben wurde. Darauffolgend wurde der Katalog der Verwaltung vorgestellt, um diese über die Möglichkeit der Nutzung des Kriterienkatalogs für Planungsvorhaben in Kenntnis zu setzen. Der Kontakt zu Politik und Verwaltung bleibt auch nach Abschluss des Projekts bestehen, sodass die Nutzung des Kriterienkatalogs und somit die Implementierung von Klima- und Umweltmaßnahmen weiter angeregt werden kann.

Ebenso wird fortlaufend der Kontakt zu den Teilnehmenden aufrechterhalten. Es wird dafür gesorgt, dass sie über Online-Newsletter und weitere Zusammentreffen (z .B. Stammtisch) in größeren Zeitabständen über die Zukunft des Kriterienkatalogs sowie der betreffenden Fläche in Wahn-West informiert werden.

Der Kriterienkatalog ist weiterhin auf der Webseite der BauData Gruppe und auf der PorzPlant!-Seite als Download erhältlich und wird weiterhin beworben, sodass auch Investorinnen und Investoren und Unternehmen darüber in Kenntnis gesetzt werden und dazu angeregt werden, ihn in Planungsvorhaben einzubeziehen.



Fazit

Zusammenfassend zeigt sich, dass der Beteiligungsprozess in vielen Bereichen positive Ergebnisse erzielte, aber auch Herausforderungen hinsichtlich der Repräsentativität, der Ressourcenzuteilung und der digitalen Ansprache bestehen. Um die Repräsentativität weiter zu erhöhen, sollte ein noch stärkerer Fokus auf die Ansprache und Beteiligung gerade auch migrantischer Milieus gelegt werden. Die Motivation zur Beteiligung stieg deutlich mit der persönlichen Ansprache und der Konkretheit der Vorhaben. Die digitale Ansprache- und Beteiligungsformate waren hilfreich, erzielten aber nicht die anvisierte Breitenwirkung.

Das Interesse für Nachhaltigkeit und den Schutz von Natur und Klima konnte aufgegriffen und der positive Mehrwert von Maßnahmen herausgestellt werden. Die Wahrnehmung der Teilnehmenden war insgesamt positiv, insbesondere hinsichtlich der zielgruppenspezifischen Aufbereitung der Inhalte. Die Teilnehmenden gaben an, sich gehört zu fühlen und dass ihre Perspektiven im Prozess berücksichtigt wurden. Das Vertrauen in den Prozess wuchs nachweislich im Verlauf des Projekts und bildet eine stabile Grundlage für weitere Beteiligungsprozesse.

Insbesondere über den erarbeiteten Kriterienkatalog wurde eine Verbindlichkeit im Umgang mit den Ergebnissen erreicht. Diese wird durch eine weitergeführte Kommunikation über die Website und den Newsletter aufrechterhalten. Auch der Dialog mit den Entscheidungsebenen aus Politik und Verwaltung wird im Hinblick auf nachhaltige Entwicklungsziele fortgeführt.

Bezüglich des Erreichens der weiteren Ziele können zu diesem Zeitpunkt noch keine Schlüsse gezogen werden, da der Umfang der Einflussnahme des Kriterienkatalogs auf die mögliche Entwicklung der Fläche in Wahn-West sowie auf andere Entwicklungsflächen noch nicht abzuschätzen ist. Fakt ist, dass eine Grundlage dafür geschaffen werden konnte, dass die Verwaltung sowie potenzielle Entwicklerinnen und Entwickler auf einen Leitfaden zurückgreifen können, welcher zur Implementierung klima- und umweltschonender und -entlastender Maßnahmen anregt. Diese Maßnahmen gehen zum Teil über gesetzliche Vorgaben hinaus, z. B. eine Vielfalt von Pflanzenarten, die die Mindestartenanzahl der Umweltbehörde um mindestens 20% übersteigt, Photovoltaik über die gesetzlichen Anforderungen hinaus oder Fassadenbegrünung auf mindestens 20% der Fassadenfläche. Weitere Beispiele sind im Kriterienkatalog zu finden.

Übersicht

Fördersumme

242.540,00 €

Förderzeitraum

01.09.2021 - 31.10.2024

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter