Weidewonne Zukunftsnetzwerk für Schäferinnen und Schäfer in Thüringen
Projektdurchführung
Naturstiftung David
Trommsdorffstr. 5
99084 Erfurt
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Landschaftspflege mit Schafen und Ziegen ist für die Erhaltung vieler naturschutzfachlich wertvoller Lebensraumtypen des Offenlandes, wie z. B. Trocken- oder Halbtrockenrasen, Steppenrasen und Streuobstwiesen, essentiell. Dem gegenüber steht vielerorts die seit Jahren permanent sinkende Zahl von Schäferinnen und Schäfern und damit auch ein abnehmender Bestand an Schafen und Ziegen. Die Ursachen hierfür sind vielfältig: Fehlender Nachwuchs, demografischer Wandel und die finanziell nicht auskömmliche Vermarktung der Primärproduktionsgüter Fleisch und Wolle begründen schlechte Rahmenbedingungen für Schäfereibetriebe. Die staatlich geförderte Landschaftspflege ist inzwischen für viele Betriebe die Haupteinnahmequelle, stellt sie aber auch vor bürokratische Hürden, insbesondere bei der Durchführung der Antragstellung. Die immer weiter sinkende Anzahl an Schäfereibetrieben verhindert zudem eine wirksame Lobbyarbeit in der Landwirtschafts- und Naturschutzpolitik.
Folgende Zielsetzungen sollten im Rahmen des Vorhabens präzisiert und operationalisiert werden, um sie im Hauptvorhaben erfolgreich umzusetzen:
- Entwicklung und Umsetzung von tragfähigen Modellen zur Steigerung der Wertschöpfung von Lammfleisch und Schafwolle,
- Etablierung mindestens einer Landschaftspflegeherde in einem der Großschutzgebiete in Thüringen und/oder einer Natura-2000-Station, inklusive deren mittelfristiger finanzieller Absicherung,
- Verbesserung der Ausbildungsangebote für Schäfer*innen in Thüringen,
- Stärkung des politischen Engagements für die Schäfereibetriebe in Thüringen und in Deutschland,
- Entwicklung eines Rückhalts für Schäfereibetriebe in der Bevölkerung durch Kommunikation,
- stärkere Verantwortungsübernahme durch den Schafzuchtverband in Thüringen und/oder einer (noch zu etablierenden) landesweiten Interessenvertretung für Landschaftspflegeschäfer*innen,
- Einführung einer bundesweit wirksamen, aus der ersten Säule der gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) finanzierten Weidetierprämie für Schafe und Ziegen,
- finanziell gut auskömmliche Förderprogramme für die Beweidung mit Schafen und Ziegen.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenFolgende Arbeitspakete wurden zur Zielerreichung definiert und umgesetzt:
AP 1 Etablierung von marktwirtschaftlich tragfähigen Ansätzen zur Nutzung von Schaffleisch und -wolle
AP 2 Thüringenweite Beratungsstelle und Beratungsnetzwerk
AP 3 Aus- und Weiterbildung für das Schäfereihandwerk
AP 4 Etablierung einer Landschaftspflegeherde
AP 5 Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Ergebnisse und Diskussion
AP1:
Nutzung von Lammfleisch in der Direktvermarktung (Weidewonne - B2C)
- Potenzialanalyse verschiedener Regionen, Schlachtstätten und vorhandener Vermarktungslinien
- Entwicklung und Abstimmung Weidewonne-Kriterienkatalog
- weitere Etablierung und Ausbau der Online-Vermarktung
- Mitwirkung AG Hofnahe Schlachtung
Nutzung von Lammfleisch im Großkundenbereich (Weidewonne - B2B)
- Aufbau Kooperation Thüringer Regional Regal
- Kontaktaufnahme zu Land- und Agrargenossenschaften sowie Großhändlern
Vermarktung der Schafwolle (Weidewolle)
- Verhandlung über Preise mit Abnehmer Baur Vliesstoffe GmbH
- Durchführung erster Wolle-Abnahmen bei Weidwonne-Schäfereien
- Recherche Eckpunkte Woll-Zertifizierung
AP2 - Beratungsstelle und Beratungsnetzwerk (Weidewonne-Netzwerk)
- Kontaktaufnahme mit Betriebsberater*innen für Schäfereibetriebe
- Vorstellung Weidewonne bei Schafzuchtverband, Natura-2000-Stationen und Behörden sowie anderen Projekten (SchafLAND17 (Hotspot 17), Südharzer Zechsteingürtel, Kyffhäuser und Hainleite (Hotspot 18)
- individuelle Beratung von 98 Schäfereibetrieben
AP3 - Aus- und Weiterbildung von Schäfer*innen (Aus- und Weiterbildung)
- Zusammenstellung der Ausbildungsinhalte der Schäfereiausbildung
- Überblick über die Fortbildungsmöglichkeiten in anderen Bundesländern
- Recherche nach Fördermöglichkeiten in Form von Bildungsgutscheinen
AP4 - Landschaftspflegeherde und mechanische Nachpflege
- Infoveranstaltung zum Thema Landschaftspflegeherde Natura-2000-Stationen sowie Interessensabfrage für die Etablierung einer Herde bei Natura-2000-Stationen/Schutzgebietsverwaltungen
- Recherche Mietherden als weitere Alternative für Sicherung der Landschaftspflege
- Vorplanung der Etablierung einer Landschaftspflegeherde mit der Natura-2000-Station Gotha-Ilm-Kreis
- Recherche nach Technik für die mechanische Nachpflege und nach tatsächlichem Bedarf bei Schäfereibetrieben
AP5 - Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit und Marketing
- Zielgruppenanalyse für Lammfleisch- und Wollprodukte B2C und B2B
- Benennung von Kommunikationsinstrumenten sowie Erstellung eines Kommunikationsplans für das erste Jahr des Hauptvorhabens
- Relaunch von Weidewonne auf Facebook und Instagram
- Durchführung diverser Kampagnen: Online-Adventskalender, Fotowettbewerb, saisonale Kampagnen zu Lammfleisch
- Crowdfunding-Kampagne zur Vorbereitung eines Patenschaftsprogramms
- Pressearbeit, Veröffentlichungen in Fachzeitschriften und Zeitungen, Beiträge in Radio und Fernsehen, Newsletter
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
- siehe Ergebnisse Arbeitspaket 5
Fazit
Alle im Projektantrag dargestellten Arbeitspakete konnten erfolgreich bearbeitet und das damit verbundene Ziel der Vorbereitung des Hauptvorhabens erreicht werden. Hervorzuheben sind hierbei:
- der erfolgreiche Ausbau des Online-Shops mit einer deutlichen Steigerung der Nutzerzahlen,
- der erste Wollverkauf von Landschaftspflegeschafen aus Thüringen,
- eine vergrößerte Reichweite in der Öffentlichkeit durch medienwirksame Aktionen,
- die sichergestellte Etablierung der ersten thüringischen Landschaftspflegeherde und
- die Konzeption von Schafpatenschaften
Das Label Weidewonne konnte weiter ausgebaut und die notwendigen Grundlagen geschaffen werden, um im Hauptvorhaben zeitnah erste Umsetzungsmaßnahmen realisieren zu können.
Fördersumme
67.476,00 €
Förderzeitraum
01.08.2020 - 31.10.2021
Bundesland
Thüringen
Schlagwörter
Landnutzung
Naturschutz
Umweltkommunikation