Projekt 35728/01

Klima-Bewusstsein im Hammbachgebiet (NRW): Nachhaltiges Wassermanagement für Landwirtschaft, Landschaft und Wasserversorgung (KlimaBeHageN)

Projektdurchführung

Lippeverband 23-WW Grundwasserbewirtschaftung
Kronprinzenstr. 24
45128 Essen

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Projektgebiet liegt in Dorsten/NRW im südwestlichen Münsterland und Übergang zum nördlichen Ruhrgebiet. Vielfältige Nutzungsansprüche an das Grundwasser überschneiden sich und in Jahren mit Niederschlagsmangel fallen oberirdische Gewässer heute schon zeitweise trocken. Im Zusammenhang mit dem erwarteten fortschreitenden Klimawandel kann sich diese Situation noch verschärfen.
Der Raum ist für die Trinkwassergewinnung von hoher Bedeutung. Rund 350.000 Menschen werden von hier aus mit Trinkwasser versorgt. Die „Münsterländer Parklandschaft“ ist überdies eine von Mooren und Feuchtgebieten einerseits und intensiver landwirtschaftlicher Nutzung andererseits geprägte Kulturlandschaft. In Trockenjahren ist bereits heute nicht genug Wasser verfügbar, um die vorhandenen landwirtschaftlichen Nutzungen aufrecht zu erhalten. Auch andere Nutzungen im Landschaftsraum sind von Trockenheit betroffen.
Der mittlerweile nicht mehr aktive Steinkohle-Bergbau hat in den zurückliegenden Jahrzehnten zu Oberflächenveränderungen geführt, die auch im Wasserregime als „Ewigkeitslasten“ zu bewirtschaften sind.
Die Aufrechterhaltung des mengenmäßig guten Zustands des Grundwasserkörpers im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie ist von erheblicher umweltpolitischer Relevanz. In der Summe dieser Nutzungs- und Bewirtschaftungsansprüche wird deutlich, dass die Anspruchs- und Akteursgruppen nur gemeinsam zu Lösungen kommen. Die vorliegenden Probleme und Nutzungskonkurrenzen bestehen durchaus auch in anderen Regionen, so dass auch Lösungsansätze im Idealfall übertragbar wären.
Innerhalb des Projektes arbeiteten unterschiedliche Akteure zusammen an diesen Lösungen: Neben dem Projektleiter Lippeverband (als regionaler Wasserwirtschaftsverband für die Gewässerunterhaltung, Regulierung der Bergbaufolgen, Grundwasserbewirtschaftung und Abwasserbeseitigung zuständig) sind als unterstützende Partner die RWW Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft mbH (als regionaler Wasserversorger), der Landwirtschaftliche Kreisverband Recklinghausen und der Wasser- und Bodenverband Rhader Bach/Wienbach sowie die Landwirtschaftskammer NRW beteiligt. Als wissenschaftlich-technische Partner haben die Lippe Wassertechnik GmbH (Ingenieurdienstleistungen), die Universität Kassel mit dem Fachgebiet Agrartechnik und die Fachhochschule Ruhr-West mit dem Fachbereich Wirtschaft, Wasser- und Energieökonomik) am Projekt mitgewirkt. Weitere beteiligte Akteure wie Behörden, Landes- und Kommunalpolitik, Naturschutz und Bürger wurden zum Thema unterstützt, sensibilisiert und „mitgenommen“.
Erarbeitet wurde i.R. des Projektes
• eine Studie zur Umsetzbarkeit technischer Maßnahmen zur Erhöhung des Grundwasserdargebotes mit einer Kostenannahme,
• die konkrete Umsetzung von Maßnahmen zum Wasserrückhalt im Deutener Moor mit Wirkung bis in die benachbarten Feuchtgebiete,
• die Ermittlung eines konkreten landwirtschaftlichen Wasserbedarfs zur Bewässerung in Trockenzeiten sowie sozialökologische Aspekte möglicher Maßnahmen,
• Maßnahmen zur Minimierung des Bewässerungsbedarfs sowie
• Modelle zur Organisation und Finanzierung infrastruktureller Bewässerungsmaßnahmen.
Praktisch hat sich aus der Projektbearbeitung KlimaBeHageN ergeben, dass eine Stabilisierung des Grundwasserkörpers im Interesse aller Nutzungsanforderungen nur mithilfe infrastruktureller Maßnahmen gedeckt werden kann, die jedoch nicht allein von einer Seite finanziert werden können. Der erarbeitete Lösungsvorschlag zur Anreicherung des Grundwassers ist ingenieurtechnisch machbar und aus Sicht der Partnerschaft zur Deckung des erwarteten Wasserbedarfs wünschenswert. Da eine Umsetzung jedoch noch einen erheblichen zeitlichen Vorlauf erfordert (Trägerschaftsstruktur, Finanzierung, ggf. weitere Gutachten z.B. zur Wasserqualität, Planung, Genehmigung, Bau, Inbetriebnahme) und die Problemlage Handeln erfordert, wurden eine Reihe von „no regret“-Maßnahmen identifiziert, mit denen zeitnah begonnen werden könnte:
Dazu gehören Schulungs- und Beratungsangebote für die Landwirtschaft, die Identifikation von Gräben/Drainagen und die Ermittlung von besonders abflusswirksam bewirtschafteten Flächen, um dort Rückhaltemaßnahmen in der Landschaft umzusetzen. Des Weiteren wird die Erarbeitung einer Studie zur Abkopplung befestigter Flächen von der Mischwasserkanalisation (insbesondere in den nordwestlichen Stadtgebieten von Dorsten) als ein weiterer praktischer Schritt gesehen.
Weitere wichtige Aspekte sind die verbesserte Datengrundlage und Steuerungsinstrumente für die Wasserwirtschaftsbehörden und die Entwicklung eines regionalen Wassermanagements. Hier ist die Politik gefordert, Ressourcen bereitzustellen.
Im Ergebnis können bis zur Realisierung einer Grundwasseranreicherung die genannten „no-regret“-Maßnahmen sowie die Entwicklung und schrittweise Umsetzung eines regionalen Wassermanagements zu einer geringeren Belastung des Grundwasserhaushaltes beitragen – die KlimaBeHageN-Partner wollen Lösungen konsequent verfolgen und unterstützen.



Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie „Arbeitsanteile“ der Partner am Gesamtprojekt – neben der Projektleitung durch den Lippeverband – bestanden im Wesentlichen aus drei Kategorien:
1) In sich geschlossene, jedoch aufeinander aufbauende Fachbeiträge, die aus der Expertenperspektive jeweils Teilaspekte der Problematik und damit verbundene Lösungen behandeln: Im Herbst 2020 erfolgte durch die Landwirtschaftskammer mit Unterstützung durch die Universität Kassel die Strukturierung und Vorbereitung einer Befragung der im Projektgebiet gelegenen 380 landwirtschaftlichen Betriebe; der Fragebogen wurde Anfang 2021 verschickt, im Verlauf des Jahres 2021 ausgewertet und mündete in einen Fachbeitrag. In Summe konnten rund ? der landwirtschaftlichen Flächen erfasst und die Bewässerungsmengen somit abgeschätzt bzw. hochgerechnet werden als Grundlage der wasserwirtschaftlichen Analysen und Planungen.
Unter Zuhilfenahme dieser Erkenntnisse wurde durch die Lippe Wassertechnik eine wasserwirtschaftliche Studie entwickelt, die mit Wassermengen, Technik, Standorten, Kosten etc. und in Abstimmung mit den Behörden zu einem realistischen Planungskonzept verdichtet wurde.
Mit den so ermittelten Kosten und organisatorischen Leitplanken konnten im weiteren Projektverlauf durch die Hochschule Ruhr-West Modelle zur „verursachergerechten Wasserpreisbildung“ bearbeitet werden, um sowohl Bau als auch Betrieb und Instandhaltung zu kostendeckenden Preisen und unter Berücksichtigung einer potenziellen Landesförderung abzubilden.
Die ermittelten Sachverhalte wurden auch mit Projektverantwortlichen anderer Bundesländer reflektiert, um politische Rahmenbedingungen, Genehmigungs- und Finanzierungsfragen oder Akzeptanz auf Seiten der Landwirtschaft, Öffentlichkeit oder des Naturschutzes zu berücksichtigen.
Neben der wasserwirtschaftlichen Konzeption wurden für Pilotmaßnahmen mit ausgewählten landwirtschaftlichen Betrieben durch die Universität Kassel Bewässerungsmethoden und die Pflanzenauswahl thematisiert, um Vorschläge für eine dauerhaft ressourcenschonende und betriebswirtschaftlich funktionsfähige Landwirtschaft zu entwickeln.
2) Ein Praxisprojekt mit Nachweis der Wirksamkeit der Verdämmung von Gräben: Zur Verbesserung des Landschaftswasserhaushaltes wurde im Rahmen einer ersten konkreten Umsetzung bereits im Herbst 2020 durch die Lippe Wassertechnik mit den baulichen Rückhaltemaßnahmen im Deutener Moor begonnen, die in den Folgemonaten evaluiert und als erfolgreich bewertet wurden.
3) Die fachliche Begleitung und der Input aller Projektbeteiligten innerhalb der Arbeitspakete und in der Gesamtpartnerschaft: Die inhaltliche Abstimmung in der Gesamtpartnerschaft erfolgte im monatlichen „jour fixe“, der überwiegend digital stattfand. Daneben war ein nach Arbeitsfortschritt einberufener „projektbegleitender Arbeitskreis“ gebildet worden, in dem über den Projektstand informiert und insbesondere genehmigungsrechtliche Sachverhalte diskutiert und abgestimmt wurden. An diesem Arbeitskreis waren rund 30 Externe aus Behörden, Naturschutz, Landwirtschaft, Bergbau, Kommunalverwaltung und als Waldbesitzer der Regionalverband Ruhrgebiet beteiligt; über die Projektlaufzeit wurden dreimal Zwischenergebnisse vorgestellt und diskutiert. Darüber hinaus fanden viele Einzeltermine vor Ort statt.
Die projektbegleitenden Behördengespräche haben jenseits erforderlicher Entscheidungshilfen zum Thema Erlaubnisse/Entnahmerechte offenbart, dass essenzielle Defizite in der Erfassung und Bewertung von projektrelevanten Grundlagendaten bestehen und hier – jenseits von KlimaBeHageN – landesweit und dringend Handlungsbedarf besteht. Während der Projektlaufzeit wurden in der Umweltministerkonferenz der Länder im November 2022 die Erfassungsdefizite und regulatorischen Unterschiede bei der Bewirtschaftung der Grundwasserressourcen in Deutschland auch thematisiert und mündeten in Beschlüsse zu einer Harmonisierung und ressourcenschonenderen Bewirtschaftungspolitik.
Nachbemerkung: Der Projektantrag KlimaBeHageN war – mit Revision – Stand 29.05.2020 eingereicht und am 23.09.2020 förmlich bewilligt worden. Da ein Großteil der Bearbeitungszeit lag in der Zeit der Corona-Pandemie, wodurch Präsenztermine, Events und Austausche den jeweiligen gesetzlichen bzw. arbeitgeberbedingten Beschränkungen unterlagen sowie auch durch Erkrankungen beeinträchtigt wurden. Entsprechend musste zweimal die Verlängerung der Projektlaufzeit beim Fördermittelgeber beantragt werden und wurde in beiden Fällen von der DBU bewilligt. Der ursprünglich Endtermin 30.07.2022 verschob sich damit auf den 28.02.2023.



Ergebnisse und Diskussion

Das Projekt KlimaBeHageN hatte eine politisch-administrative sowie eine praxisorientierte Dimension. Der Praxisteil – Erhöhung des Grundwasserstandes durch Grabenverdämmungen sowie die Machbarkeitsstudie für eine ingenieurtechnische Grundwasseranreicherung – wurden erfolgreich abgeschlossen. Auf der politisch-administrativen Seite wurden Lösungsansätze aufgezeigt, die ungleich schwieriger realisierbar und durch viele Akteure zu unterstützen sind, um in der Gesamtheit Wirkung zu entfalten.
Mit der Förderantragstellung bei der DBU zielte das Projekt auf die Erfüllung der Anforderungen der DBU ab „…nachhaltige Effekte in der Praxis [zu] erzielen, Impulse [zu] geben und eine Multiplikatorwirkung [zu] entfalten.“
Die KlimaBeHageN-Partner haben sehr unterschiedliche Hintergründe und Motivationen, da jeder andere Interessensgruppen repräsentiert. Allen gemeinsam ist die erkannte Handlungsnotwendigkeit einer zukunftsgerichteten Ressourcenbewirtschaftung. Nach nunmehr drei Jahren der Zusammenarbeit stehen die Projektergebnisse als Gemeinschaftswerk auch zur öffentlichen Diskussion über erforderliche weitere Schritte. KlimaBeHageN adressiert mit den Lösungsansätzen sehr aktuelle und zeitnah anzugehende zentrale Herausforderungen des Umweltschutzes.
Das Ansinnen „Impulse [zu] geben und eine Multiplikatorwirkung [zu] entfalten“ ist von KlimaBeHagen erfüllt worden: Das Feedback der landwirtschaftlichen Betriebe im Verlaufe der Befragung und Zusammenarbeit ging deutlich in die Richtung, dass zugunsten des Erhalts der naturräumlichen und wirtschaftlichen Existenzgrundlagen Handlungserfordernisse gesehen und Initiativen begrüßt werden. Die hier gesetzten Impulse und die Bereitschaft zum Umdenken, Zusammenarbeiten und die im Folgenden zu entwickelnden Strukturen sind als Muster für weitere Kooperationsvorhaben beim Grundwassermanagement geeignet.
Die Übertragbarkeit von KlimaBeHageN-Lösungsansätzen auf Regionen mit ähnlichen Herausforderungen ist allerdings wegen oft unterschiedlicher Rahmenbedingungen nicht eins-zu-eins sinnvoll bzw. möglich. Die Lösungsansätze
? Wasser in der Landschaft zurückhalten und Niederschlagsversickerung forcieren,
? Bewirtschaftung umstellen (wie Technik, Bodenbearbeitung, Kulturenauswahl),
? regionales Wassermanagement zur Steuerung und flexiblen Bewirtschaftung des Grundwasserdargebots und
? Stärkung der Grundwasserkörper durch Speisung aus Oberflächengewässern in niederschlagsreicheren Monaten (nur wenn Gewässer mit ausreichendem Abfluss verfügbar)
können jedoch in unterschiedlicher Priorisierung bzw. Intensität auf viele Problemregionen übertragbar sein, denn Wassermangel ist eine wachsende und interdisziplinäre Herausforderung.
Da Baumaßnahmen einen langen Vorlauf haben und zeitverzögert wirken, sind vor allem zeitnahe Bewirtschaftungsumstellungen, lokaler Wasserrückhalt und Niederschlagsmanagement auf allen geeigneten Flächen (unterschiedlicher Eigentümer) eher möglich, durch eine Vielzahl von Akteuren umsetzbar und vor Ort auch unmittelbar spürbar. Dies ist der Schritt vom Projekt in die Praxis.
Auf die „nachhaltigen Effekte in der Praxis“ sind die KlimaBeHageN-Akteure auf Kooperationen und Unterstützung seitens der lokalen Behörden (Bezirksregierung, Untere Wasser- und Untere Naturschutzbehörde) angewiesen, die nicht nur für Genehmigungen konkreter baulicher Eingriffe zuständig sind, sondern auch für das Grundwassermonitoring und die Erteilung der Entnahmerechte. In der Umweltministerkonferenz vom 25.11.2022 wurde bereits die unzureichende Datenlage vieler Behörden bundesweit konstatiert. Eine solide Datenbasis ist jedoch maßgeblich für effektive Verbesserungen im Wasserhaushalt, doch nicht nur in NRW stellt sich diese Datenlage in Behörden als defizitär heraus. Hier besteht Handlungsbedarf auf politisch-administrativer Ebene, an die von der KlimaBeHageN-Partnerschaft nur Appelle gerichtet werden können.
In der Quintessenz hat die Projektpartnerschaft die selbst gesteckten Ziele erreicht. Mit Blick auf die zwingend erforderlich praktische Umsetzung des im Projekt Erarbeiteten offenbaren sich dennoch Vollzugshemmnisse:
Wer ergreift die erforderliche Initiative für den Bau einer grundwasserstützenden Infrastruktur? Wie und in welcher Höhe ist eine öffentliche Förderung möglich und wer „besorgt“ Zuwendungen? Wer organisiert den Prozess einer rechtlich, personell und administrativ arbeitsfähigen neuen Verbandsstruktur? Wer entwickelt mit den Behörden ein regionales Wassermanagement mit den notwendigen Datenerfassungs- und Controllinginstrumenten?
Seitens des Lippeverbandes werden für die „no-regret“-Maßnahmen (siehe „Fazit“) bereits Schritte eingeleitet, um z.B. mit der Stadtverwaltung Dorsten Niederschlagswasserabkopplungen zu veranlassen. Auch weiterführende Gespräche mit dem ehrenamtlichen Naturschutz und Behörden dienen der Umsetzung des Erarbeiteten. Letztlich hängt der Erfolg des Ganzen jedoch auch am „Tropf“ weiterer Entscheidungen der Umweltminister sowie der Förderlandschaft.



Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Öffentlichkeitsarbeit der Projektpartnerschaft, insbesondere die Außenkommunikation, war vom Pandemiegeschehen beeinträchtigt. Durch z.B. ausfallende Termine politischer Gremien, öffentlicher Veranstaltungen und nicht zur Verfügung stehender Räumlichkeiten während der Lockdown-Phasen konnte Kommunikation nur begrenzt stattfinden.
Im September 2020 wurde die Internetseite www.klimabehagen.de als Unterseite des Lippeverbandsauftritts freigeschaltet und eine Basisinformation über das Projekt erstellt. Die Projektpartner haben über die Webseiten ihrer Institutionen ebenfalls Links gesetzt. Insgesamt fünf Newsletter wurden im Projektverlauf publiziert, die Fachbeiträge der Partner sind ebenfalls als Download verfügbar sowie bei Veranstaltungen gezeigte Poster mit einem Überblick über das Vorhaben.
Die Poster auch zu den Partnerbeiträgen wurden zum „Tag der offenen Tür“ am RWW-Wasserwerk Dorsten-Holsterhausen am 08.05.2022 erstellt. KlimaBeHageN war mit einem Infostand auf dem Gelände präsent. Über 800 Besucher des Familienfestes informierten sich hier über Wasserthemen.
Weiterhin wurden in Fachzeitschriften Artikel publiziert und in Fachrunden der Partnerinstitutionen Vorträge über das Projekt gehalten und das Projekt auf der Lippeverbandsversammlung an einem Infostand den kommunalen und gewerblichen Akteuren der Lipperegion präsentiert.
Über eine intensive Prozessbeteiligung des EU-LIFE-Netzwerkvorhabens Evolving Regions haben der LV und die LWK die Arbeitsweise und ersten Erkenntnisse aus KlimaBeHageN über Workshops bereits im Nachbarkreis Coesfeld kommuniziert: Ziele dort sind nachhaltige, klimawandelangepasste Landnutzungsformen insbesondere in der Landwirtschaft, so dass großes Interesse an Ergebnissen aus Dorsten besteht. Der Prozess im Kreis Coesfeld wurde coronabedingt zwar im Wesentlichen auch digital abgewickelt, jedoch mit enger Taktung und professioneller Moderation. Die geknüpften Kontakte werden auch nach beiden Projektenden durch den LV und die LWK weitergeführt.
Während der Befragungsphase der landwirtschaftlichen Betriebe durch die LWK sollte ursprünglich begleitende Pressearbeit stattfinden. Um jedoch Vorbehalten zuvorzukommen, dass die z.T. sensiblen Betriebsdaten publik werden könnten und dadurch Rückmeldungen der Betriebe zu gefährden, hat die Partnerschaft einvernehmlich beschlossen, die Phase zugunsten besserer Befragungsergebnisse ohne Pressearbeit durchzuführen.
Um die betroffenen Landwirte über das Projektvorhaben zu informieren, wurde ein Newsletter an die WLV-Mitglieder versandt.
Das Projekt wurde im Dorstener Umwelt- und Planungsausschuss mit Zwischenständen und abschließend am 28.03.2023 vorgestellt und diskutiert. Die politische Beratung sollte auf Wunsch der Stadtverwaltung auch zu einer grundsätzlichen Zustimmung zu der erarbeiteten infrastrukturellen Lösung wie in der Machbarkeitsstudie priorisiert sowie einem kommunalen Appell an alle Bürger und Betriebe zum sparsamen Umgang mit Wasserressourcen kommen. Hier zeigte sich die Lokalpolitik engagiert und aufgeschlossen gegenüber einer wassersensiblen Stadtentwicklung.
Insgesamt stellte sich Öffentlichkeitsarbeit in diesem Thema als schwierig heraus, dies zeigten auch z.T. kontroverse Diskussionen der Besucher untereinander am Infostand beim o.g. „Tag der offenen Tür“:
Das berechtigte Interesse der Landwirte an Grundwassernutzungen trifft in der öffentlichen Auseinandersetzung auf Unverständnis für sichtbare, großflächige Beregnung, während gleichzeitig Privathaushalten im Sommer bereits Einsparempfehlungen gegeben werden. Diese Diskussion ist – wenngleich auf niedrigem Niveau – ein Zeichen für die potenzielle künftige Auseinandersetzung über Privilegierungen bei der Wasserzuteilung, die ohne gegensteuernde Maßnahmen in Trockenjahren drohen können.
Mit der hybrid veranstalteten Abschlusskonferenz am 27. Februar 2023 ist formal das Projektende erreicht.
Für die KlimaBeHageN-Partner bleibt die Herausforderung, nach Projektabschluss die erzielten Ergebnisse im Sinne einer nachhaltigen Wasserwirtschaft zu kommunizieren und hierbei die unterschiedlichen Interessensgruppen adäquat zu adressieren. Die Stadt Dorsten unterstützt dabei auch nach Projektende die Partner, über die laufenden Dorfentwicklungsprozesse in den Ortsteilen Rhade und Lembeck die Ergebnisse in die bürgerschaftliche Diskussion zu bringen.
Der nächste Schritt – auch mit Blick auf die Öffentlichkeit – ist im Idealfall die Umsetzung der erarbeiteten Lösungsansätze. Dabei kommen im Jahr 2023 sehr konkret auf die Landwirte bzw. die sie betreuenden Institutionen die Fragen der Schulung und Bewusstmachung von Verhaltensänderungen in Richtung nachhaltigem Bewässerungseinsatz oder Kulturenauswahl zu.
Hier sieht die Projektpartnerschaft auch die Landespolitik in NRW in der Pflicht, sowohl in der Kommunikation wie auch bei konkreten (investiven) Maßnahmen unterstützend tätig zu werden.



Fazit

Konkrete Maßnahmen zur dauerhaften Sicherung der Daseinsvorsorge sind nur im Schulterschluss aller Akteure und unter Einbeziehung der Zivilgesellschaft möglich.
Um tragfähige Lösungen für Landwirtschaft, Naturhaushalt und Trinkwasserversorgung zu etablieren bedarf es intensiver Kommunikation sowie transparenter Strukturen und Finanzierungsmodelle. Der Umbau bestehender Strukturen zu einer Bewässerungs-Solidargemeinschaft, an der sich alle Akteure beteiligen, hat eine starke Wirkung auch außerhalb des Gebiets und sendet politische Signale zu verantwortungsbewusstem, nachhaltigem Umgang mit unseren Ressourcen.
Durch die erarbeiteten ingenieurbaulichen Maßnahmen entstehen Kosten, die von den profitierenden Nutzern zu tragen sind (nicht nur [Grund-] Wasserentnehmer, sondern ggf. auch andere Begünstigte von Grundwasserstandserhöhungen).
FAZIT 2
Die Behörden müssen in die Lage versetzt werden, ein regionales Wassermanagement aktiv zu begleiten.
Dazu ist die Bereitstellung entsprechender Ressourcen und Steuerungsinstrumente und die Mitwirkung auch über den administrativen Zuständigkeitsbereich bei „grenzüberschreitenden“ Grundwasserkörpern hinaus notwendig. Zu den Ressourcen und Steuerungsinstrumenten gehören:
• eine deutliche Verbesserung der Datenlage und Werkzeuge zur Prognose des Wasserhaushalts,
• das Monitoring von Wasserentnahmen ,
• eine Synchronisierung des Vorgehens auf Bundes- und Landesebene,
• Leitlinien für den Umgang mit Wasserknappheit,
• einschließlich von Regeln und Kriterien für die Priorisierung sowie Anreize – inklusive preislicher Anreize – und Mindeststandards für eine effiziente Wassernutzung nach einem noch zu entwickelnden Stand der Technik zu schaffen.
Das Ziel muss sein: Bei einem knappen Gut Wasser sollten alle Stellschrauben genutzt werden, das vorhandene Wasserdargebot effizient zu nutzen.
FAZIT 3
Die Umsetzbarkeit der technischen Maßnahmen zur Erhöhung des Grundwasserdargebotes wurde mit der durchgeführten Machbarkeitsstudie bestätigt. Der Bau einer Versickerungsanlage ist ein wichtiger Bestandteil eines mehrschichtigen Maßnahmenkonzeptes zur nachhaltigen Grundwasserbewirtschaftung. Der Grundwasserkörper eignet sich besonders als Wasserspeicher, denn es herrschen kaum Verdunstungsverluste und er bietet eine hohe Flexibilität für alle Nutzer und Nutzungsarten. Zur zeitnahen Verbesserung des Grundwasserdargebots sind darüber hinaus weitere Maßnahmen wichtig wie: Beratungsangebote für die Landwirtschaft, die Prüfung der Notwendigkeit vorhandener Gräben und Dränagen sowie die Ermittlung von besonders abflusswirksam bewirtschafteten Flächen, um dort Rückhaltemaßnahmen umzusetzen. Des Weiteren ist Regenwasserversickerung ein wichtiger Beitrag zur Stärkung des Grundwasserdargebots.
FAZIT 4
Flächeneigentümer und öffentlich-rechtliche Institutionen müssen alle abflusswirksamen Maßnahmen auf den Prüfstand stellen und den Rückhalt in der Fläche konsequent umsetzen.
Zeitnahes Handeln erfordert eine Reihe von „no-regret“-Maßnahmen in den jeweiligen Zuständigkeitsbereichen. Die Gründung einer neuen öffentlich-rechtlichen Struktur auf Grundlage eines finanziellen Commitments, die genehmigungs- und umsetzungsreife Planung einer neuen Infrastruktur und deren bauliche Realisierung mit anschließend (verzögert wirksamer) Infiltration – bis zur faktischen Wirksamkeit von Maßnahmen wird es auch bei größter Anstrengung und Unterstützung aller Akteure mehrere Jahre dauern.
Für landwirtschaftliche Betriebe ist die aktuelle Bewässerungspraxis (sowohl in Bezug auf die Bewässerungsmenge als auch auf die verwendete Infrastruktur) nicht zukunftsträchtig. Über Schulungen und Anschauungsmaterial (innovative Bewässerungstechnik, Nutzung digitaler Services, etc.) können kurz- und mittelfristig betriebswirtschaftliche Effekte generiert werden, die den Wasserverbrauch optimieren.
Zudem ist die Notwendigkeit der verbesserten Datenlage auch Teil der Wissensvermittlung, um über ein digitales Messsystem mit Kommunikation in beide Richtungen z.B. die Entnahmesituation transparent zu machen und (preisliche) Anreizsysteme aufzubauen.
Die praktischen Verdämm-Maßnahmen im Deutener Moor und das nachfolgende Monitoring haben schon frühzeitig gezeigt, dass abflussreduzierende Maßnahmen im nahen Umfeld den Grundwasserspiegel positiv beeinflussen. Insofern ist die logische Konsequenz, im Projektgebiet systematisch zu erfassen, wo Gräben oder Bewirtschaftungsweise eine dränende Wirkung entfalten und hier gemeinsam durch Flächeneigentümer wie auch wasserwirtschaftliche Akteure den Rückhalt in der Landschaft praktisch umzusetzen. Hierzu adressiert die Partnerschaft auch Lokalpolitik und Kommunalverwaltung (Schwerpunkt Planung/Tiefbau), die Weichen für eine geänderte Niederschlags- und Flächenbewirtschaftung zu stellen.

Übersicht

Fördersumme

422.100,00 €

Förderzeitraum

01.06.2020 - 28.02.2023

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Ressourcenschonung
Umwelttechnik