Projekt 35600/96

ESD for 2030: SDG Transformation SPACE

Projektdurchführung

Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden
Hetzenrichter Weg 15
92637 Weiden

Zielsetzung

Ziel des SDG Transformation SPACE war es, Studierende der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Amberg-Weiden und der Westböhmischen Universität (WBU) Pilsen zu befähigen, Nachhaltigkeitsdilemmata zu (er-)kennen, zu analysieren, zu bewerten sowie kooperativ und kollaborativ an Lösungsansätzen mitzuwirken. Die Grundlage, auf die sich das Projekt dabei bezog, waren die 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen (Agenda 2030). Im Fokus des SDG Transformation SPACE standen Nachhaltigkeitsdilemmata und Zielkonflikte sowohl innerhalb und zwischen einzelnen SDGs als auch bezogen auf ethische Herausforderungen, welche sich bei der Erfüllung der SDGs ergeben können.
Der fächer-, hochschul- und grenzübergreifende Ansatz des Vorhabens, Lehrinhalte zu Nachhaltigkeitsdilemmata in bestehende Lehrveranstaltungen („built-in“) zwei Hochschulen einzubringen und die didaktische Verknüpfung von Präsenzveranstaltungen (Open Space) sowie virtuellem Lernen ermöglichten eine interdisziplinäre und internationale Erschließung von Lehrenden und Studierenden auf breiter Basis. Durch das im SDG Transformation SPACE praktizierte fächerübergreifende Team-Teaching war es möglich, ein breites Wissen für die zusammenhängenden Herausforderungen der Nachhaltigkeitsdilemmata einzubeziehen. So konnten Wissensinhalte aus verschiedenen Fächern und kulturellen Kontexten vernetzt und erweitert werden.
Eine Transformation erfordert es, auf vielen Ebenen der Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt zur gleichen Zeit tiefgreifende Veränderungsprozesse einzuführen, die das Leben und Arbeiten für nahezu alle Akteure/innen langfristig prägen (Umweltbundesamt, 2019). Dabei kommt es zwangsläufig zu Konflikten, Wechselwirkungen und auch Dilemmata, die es zu adressieren und so gut wie möglich zu lösen gilt, um eine erfolgreiche Transformation zu realisieren. Diese spielen sich bei der aktuell dringend erforderlichen ökologischen Transformation im Rahmen der Erfüllung der Sustainable Development Goals im Wesentlichen auf drei verschiedenen Ebenen ab:
1. Innerhalb einzelner SDGs kann es zu Dilemmata kommen.
2. Zwischen einzelnen SDGs kann es zu Dilemmata kommen.
3. Ethische Herausforderungen können sich bei der Erfüllung der SDGs ergeben.
Am Projekt SDG TGransfortmation SPACE haben zwei Hochschule grenzüberschreitend teilgenommen: Ostbayerische Hochschule Amberg-Weiden (D) und Westböhmische Universität Pilsen (CZ).

Arbeitsschritte

Zur Beschäftigung mit den Nachhaltigkeitsdilemmata im Rahmen der Lehre wurde ein didaktisch innovativer Ansatz gewählt, der bewusst offengehalten war und viel Raum für Partizipation sowie Dialog bot. Dies war angesichts der unsicheren und sich stetig wandelnden Bedingungen, unter denen sich die Dilemmata manifestieren und gelöst werden müssen, ein passender Rahmen, um kreative Lösungsfindungen anzuregen und möglicherweise bestehenden Zweifeln und Unsicherheiten hinsichtlich der eigenen Lösungswirksamkeit vorzubeugen. Das auf der Methode des „Open Space“ basierende didaktische Konzept sah verschiedene Phasen vor, die für eine hohe Beteiligung und wirksame Problemlösung sowohl eine digitale Lehr-Lern-Umgebung als auch Präsenzformate einsetzten. Entscheidend für eine effektive Bearbeitung von Dilemmata waren Rahmenbedingungen, die es den Studierenden ermöglichten, kreative Diskussionen zu führen und ihre Verantwortung und Motivation für ein bestimmtes Thema eigenständig zu erkennen und wahrzunehmen. Dieser konstruktive Rahmen wurde mittels der Open Space-Methode und der zugehörigen Regeln sichergestellt.

Zusammengefasst unter dem Dach des „SDG Transformation SPACE“ verfolgte das Konzept die folgen- den Phasen jeweils in einem Semesterlauf, die gemeinsam zur Umsetzung der oben genannten Ziele beitrugen:
1. Lead-In: Kommunikation zum Start der SDG Transformation SPACEs sowie Sensibilisieren der Lehrenden im jeweiligen Modul für mögliche Nachhaltigkeitsdilemmata im Kontext des Fachs und Einführung in die didaktische Methode des „Open Space“
2. Virtual Space I (Intro): Einführung in Nachhaltigkeitsdilemmata im Rahmen der SDGs durch Videos und Lernangebote (wissenschaftliche Beiträge, Case Studies, etc.) auf virtueller Plattform sowie Sammlung konkreter Fragestellungen und Interessen der Studierenden
3. On-Site Space: Modulübergreifende, interdisziplinäre Durchführung eines „Open Space“ zur Diskussion von Nachhaltigkeitsdilemmata (begleitet durch SDG Transformation Space Coach)
4. Virtual Space II (Wrap-Up): Angeleitetes Reflektieren sowie Abschluss und Dokumentation der Ergebnisse im Rahmen eines Online-Meetings unter Verwendung eines kollaborativen Tools
5. Follow-Up: Motivation zur Weiterbehandlung eines Nachhaltigkeitsdilemmas sowie einer konkreten Lösungsstrategie durch Studierende im Rahmen einer Projektarbeit oder Bachelor /Master-Thesis

Ergebnisse

Für den Pilotlauf wurde z.B. das Ziel 12 „Nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion“ ausgewählt. Im Rahmen der Open-Space-Methode haben sich 17 deutsche und 7 tschechische Studierende in 2 Online-Räumen parallel in Slots von 30 Minuten zu Fragen ausgetauscht, die sie selbst definiert haben und wo sie mit anderen Interessenten die Lösungsansätze gesucht haben. Jedes Team hat seine Frage vorgestellt, die Hintergründe, die sie zu dieser Frage geführt haben, beleuchtet und auch drei Best- Practice-Beispiele und drei Worst-Practice-Beispiele aus dem Unternehmensbereich präsentiert.
„I want to thank you very much for this event, I got new perspectives on the matter and most of all I think more about these things. And I think that is very important, because sustainability is and will be an increasingly important issue in our lives. I liked how each of us had to think deeply about a given topic, and thus reminded ourselves of how important this topic really is,“ meint Teilnehmerin der Westböhmischen Universität Do Hai Yen.
Beim zweiten Open-Space-Workshop haben sich 24 deutsche und 4 tschechische TeilnehmerInnen (Studierende, Professoren/innen und wissenschaftliche Mitarbeiter/innen) über Fragen ausgetauscht, die sie selbst definiert und dafür anschließend in Gruppen Lösungsansätze entwickelt haben.“For me, the greatest knowledge gained at the workshop is the importance of personal contact and the transfer of real information and experience. The workshop was attended by students from Bangladesh, India and Pakistan. In their questions, these students referred to the real situation in their countries. They brought real stories and knowledge of the local environment into the discussion, where only financial assistance from Western states is not the solution. I really liked the lively discussion environment and the fact that the students had elaborate questions and tried to find a solution. They were also not afraid to express a critical opinion or to oppose their colleague,” sagt über das Projekt Mitarbeiterin vom International Office der Westböhmischen Universität, der das Thema der Nachhaltigen Entwicklung sehr am Herzen liegt.
Beim dritten gemeinsamen tschechisch-deutschen Workshop haben sich 12 deutsche und 14 tschechische TeilnehmerInnen (Studierende, ProfessorenInnen) interessante Lösungsansätze zu folgenden Zielen entwickelt.
Beim letzten Workshop haben 19 deutsche und 5 tschechische TeilnehmerInnen teilgenommen.

Öffentlichkeitsarbeit

Das Projekt wird auf der Homepage der OTH Amberg-Weiden präsentiert https://www.oth-aw.de/forschung/forschungseinrichtungen/institute/in-institute/institut-nachhaltigkeit-ethik/sdg-transformation-space/.
Youtube-Präsentation (2021, das erste Open-Space-Treffen durch COVID-19-Maßnahmen online): https://youtu.be/dkCB6sLD5qw
Über die vier Open-Space-Treffen veröffentlichten beide Hochschulen jeweils einen Pressebericht und die Veranstaltungen wurden auch über soziale Medien kommuniziert
Zusätzlich:
WBU 2021 – Zeitschrift zum Thema Nachhaltigkeit: S. 8 https://dspace5.zcu.cz/bitstream/11025/46531/1/04_Z%2B-%2Bzima%2B2021-5-6.pdf
Forschungsbericht 2023 OTH Amberg-Weiden: S. 130-134 https://www.oth-aw.de/files/oth-aw/Aktuelles/Veroeffentlichungen/Forschungsbericht/OTH_Forschungsbericht_2023.pdf
Rainer-Markgraf-Preis - Bewerbung 07/2023 eingereicht
Die Projektergebnisse und Projektkonzept werden auch in der Zukunft als Best-Practice-Beispiel auf beiden Seiten der Grenze vorgestellt

Fazit

Über das Format SDG Transformation SPACE werden nicht nur die in den jeweiligen Fachdisziplinen möglichen Nachhaltigkeitsdilemmata systematisch identifiziert, sondern ebenfalls die im Grenzraum zu Mittel- Ost-Europa relevanten ethischen Herausforderungen im Rahmen einer Nachhaltigkeitstransformation adressiert werden (z.B. unterschiedliches Problembewusstsein oder Wirtschaftlichkeitsüberlegungen). Durch die Multiplikatoren/innen-Wirkung beider Hochschulen kann das Bewusstsein für Fragen der Nachhaltigkeit in der gesamten Hochschulregion und über die Grenze hinaus geschärft werden. Durch die Ausbildung von Leistungs-, Entscheidungs- und Verantwortungsträger/innen für die regionale, aber auch grenzüberschreitende Wirtschaft können diese als Wissensmultiplikator/innen in den Unternehmen wirken, um erforderliche Anpassungsmaßnahmen zu initiieren, zu entwickeln und umzusetzen.
In einem für Bayern und ganz Deutschland einmaligen Projekt wurde die Expertise beider Hochschulen zusammengeführt. Der fächer-, hochschul- und grenzübergreifende Ansatz des Projektes, Lehrinhalte zu Nachhaltigkeitsdilemmata in bestehende Lehrveranstaltungen („built-in“) beider Hochschulen einzubringen und die didaktische Verknüpfung von Präsenzveranstaltungen (Open Space) sowie virtuellem Lernen ermöglichten eine interdisziplinäre und internationale Erschließung von Lehrenden und Studierenden auf breiter Basis. Dieses Konzept werden wir weiter als ein Best-Practice-Beispiel präsentieren.

Übersicht

Fördersumme

81.114,00 €

Förderzeitraum

01.07.2021 - 30.06.2023

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Umweltkommunikation