Projekt 35503/24

Ladeinfrastruktur – intelligent und skalierbar

Projektdurchführung

Chargetic GmbH
Rintheimerstr. 31 - 33
76131 Karlsruhe

Zielsetzung

Die Elektromobilität setzt sich nur langsam durch. Dabei gilt der Zugang und die Verfügbarkeit von Ladeinfrastruktur als Haupthindernis für die Mobilitätswende, die Teil der Energiewende ist. Besonders groß sind die Defizite in Mehrparteienhäusern. Zu Beginn des Vorhabens respektive zu Beginn der Förderperiode im August 2021 existierten kaum akzeptable Lösungen für private Ladeinfrastruktur in Wohnimmobilien für mehrere Wohnparteien. Die Mehrheit der verfügbaren Ladestationen sind für das Einfamilienhaus konzipiert. Gleichzeitig sind die Anforderungen an Ladelösungen für Mehrfamilienhäuser ungleich größer und umfassen neben technischen Aspekten auch die rechtliche, organisatorische und wirtschaftliche Dimension. Aus diesen Gründen wird Ladeinfrastruktur in Mehrfamilienhäusern nur selten realisiert und die Bewohner verbleiben bei konventionell betrieben Fahrzeugen, welche gegenüber E-Autos jährlich rund zwei Tonnen CO2 mehr emittieren.

Abgeleitet aus dieser Ausgangssituation ergeben sich folgende spezifischen Aspekte zur Verbesserung der Umweltsituation:
1. Ermöglichung eines einfachen Umstiegs auf die Elektromobilität sowie die Vermeidung der Weiternutzung bzw. Neunschaffung eines konventionell betriebenen Fahrzeugs durch Schaffung praxisnaher Möglichkeiten zum Laden von Elektrofahrzeugen insbesondere im heimischen Umfeld (Transformation ermöglichen: SDG 13)
2. Entwicklung von skalierbaren Ladelösungen, um einer breiten Nutzerzahl das Laden zu ermöglichen (breitenwirksam skalieren: SDG 9)
3. Bereitstellung von Ökostrom zur weiteren Reduktion der Emissionen der Elektromobilität (Emissionen einsparen: SDG 7)

Das Ziel des Vorhabens bestand darin den Bewohnern von Mehrfamilienhäusern den Zugang zur Elektromobilität zu ermöglichen, um so einen Beitrag zur Energiewende und Dekarbonisierung des Individualverkehrs zu leisten. Durch folgende Maßnahmen sollte der Zugang zu Ladestationen vereinfacht, die Grundinvestitionen minimiert und die Ladeinfrastruktur durch skalierbare und zukunftssichere Ansätze zukunftssicherer und skalierbarer werden:
1. Optimierte Ausschöpfung der verfügbaren Hausanschlussleistung durch ein bedarfsorientiertes und datenbasiertes Lastmanagement
2. Bereitstellung und Abrechnung der Ladeinfrastruktur bei Nutzung durch unterschiedliche Personengruppen sowie Untersuchung von Sharing-Ansätzen
3. Entwicklung von Konzepten, welche die dynamische Bedarfsentwicklung auf organisatorischer, wirtschaftlicher und technischer Ebene adressiert

Arbeitsschritte

Die Projektplanung des Vorhabens gliedert sich in vier Phasen, die sich über den Förderzeitraum von August 2021 bis August 2023 verteilen und teilweise zeitlich überschneiden. Diese werden wie folgt definiert:

• Phase 1 MVP: Entwicklung eines Lademanagements zur Verwaltung und Steuerung skalierbarer Ladeinfrastruktur in Wohnimmobilien in seinen grundlegenden Funktionen sowie dessen Erprobung in Feldversuchen.
• Phase 2 Markteintritt: Erstellung von Produkt- und Service begleitenden Kundendokumenten und Vertragsunterlagen sowie Evaluation der rechtlichen Anforderungen und vollständige Umsetzung der ersten Kundenprojekte in verschiedenen Kundengruppen.
• Phase 3 Automatisierung: Optimierung der Arbeitsabläufe, (Vertriebs-) Prozesse, Onlineauftritt durch organisatorische Maßnahmen und digitale Automatisierung sowie Aufbau weiterer Kooperationen und Lieferantenbeziehungen.
• Phase 4 Multiplikatoren: Ausweitung des Produkt- und Serviceportfolios und des Kundensegments sowie Gewinnung von Multiplikatoren (u.a. Hausverwaltungen, Bauträger) zur mittelfristigen Steigerung der Auftragslage.

Während das Produkt sowie die Produkt begleitenden Unterlagen in Phasen 1 und 2 in ihren Grundzügen entwickelt wurden, dienten die Phasen 3 und 4 stärker der Vorbereitung und Umsetzung erster Kundenprojekte. Dabei wurden die Markterkenntnisse laufend in die Weiterentwicklung der Ladelösung einbezogen, sodass auf die Immobilien- und Wohnungswirtschaft zugeschnittene Angebote geschaffen werden konnten.

Die Kombination aus technischer Integration von herstellerneutraler Hardware, skalierbaren Installationskonzepten sowie einem digitalen Lademanagement, das bereits die Planung von Ladeinfrastruktur aufgreift und einem begleitenden Full-Service-Ansatz geht über den Stand der Technik hinaus. Damit Ladeinfrastruktur in Wohnimmobilien erfolgreich und zeitnah umgesetzt wird, muss die Grundinvestition niedrig sein und die Konzepte auf der technischen, wirtschaftlichen und organisatorischen Ebene skalierbar gestaltet sein. Jedes durchschnittliche Mehrparteienhaus à 30 Stellplätze das mit Ladeinfrastruktur ausgestattet wird, ermöglicht es jährlich bis zu 60 Tonnen CO2 einzusparen.
Neben dem direkten Impact durch die Umstellung auf E-Autos und den Einsatz von Ökostrom, zeigt die Praxis, dass auch eine konkrete und vorurteilsfreie Auseinandersetzung mit der Option und den Vorteilen der Elektromobilität, den gesellschaftlichen Wandel bestärkt.

Ergebnisse

Die Entwicklung einer intelligent skalierbaren Ladelösung für E-Autos in Wohnimmobilien hat neben Anforderungen auf diversen technischen Ebenen ausgezeigt, dass ebenfalls rechtliche und organisatorische Anforderungen eine entscheidende Rolle spielen. Im Gegensatz zu der zunächst angenommenen Herausforderung, ein möglichst effizientes Lastmanagement zu implementieren, dass neben der verfügbaren elektrischen Leistung auch den Ladebedarf bzw. das Ladeverhalten des Nutzerkreises berücksichtigt, hat der Projektverlauf gezeigt, dass einfache Umsetzungskonzepte sowie die Abrechnung und ein stabiler Betrieb der Ladeinfrastruktur von deutlich höherer Bedeutung und Wahrnehmung sind. Daher wurden zwei unterschiedliche Abrechnungsvarianten implementiert – der Kostennachweis zur Abrechnung über ein existierendes Haushaltskonto oder sonstige Buchführung sowie eine direkte Abrechnung mit den Nutzern. Die Qualität des Lastmanagements ist auch angesichts der verhältnismäßig noch geringen E-Autoquote von ca. 15 – 25 % eher mittelfristig von Relevanz.

Ein Betriebsmodell bei dem Chargetic sowohl die Strombeschaffung als auch die direkte Abrechnung gegenüber dem Endnutzer übernimmt bietet Vorteile. Die Abrechnung wird dadurch vollständig an den Betreiber ausgelagert und kann unabhängig von der Art der Nutzergruppen sowie deren internen Beziehungen bspw. zu einer Hausverwaltung geschlossen und durchgeführt werden. Außerdem kann Chargetic dadurch den Einsatz von Ökostrom gewährleisten und durch Großkundenverträge günstige Tarife an die Nutzer weitergeben.

Der Erfolg der Verbreitung von Ladeinfrastruktur ist maßgeblich auch davon abhängig, inwiefern es gelingt die projektbezogenen Kosten zu senken und die Implementierungszyklen zu verkürzen. Daher ist eine Vereinheitlichung des Lösungsangebots, eine Standardisierung der Produkte und eine Automatisierung der Prozesse maßgeblich. Insbesondere die Optimierung der innerbetrieblichen Prozesse, die mit dem Produktvertrieb und der Projektdurchführung verbunden sind, bieten großen Spielraum für Ansätze digitaler Automatisierung, die zu einer Kostenreduktion beitragen. Hauptargumente für Ladeinfrastruktur im betrachteten Markt sind die Kosten, Einfachheit und Skalierbarkeit der Ladeinfrastruktur sowie der damit verbundenen Services und ein solider Projekt- und Betriebsablauf.

ChargeticLademanagement Lademeister

Öffentlichkeitsarbeit

Die Projektergebnisse wurden in diversen Formaten verbreitet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Neben einer Vielzahl von Kundengesprächen und Beratungsformaten sowie den Internetauftritt (www.chargetic.de) und diverse Marketingunterlagen u.a. durch folgende Formate:

• Ausstellung e4 Testival Hockenheimring 10-2022
• Produktvideo Software Lademeister 02-2023
• Online-Webinar „Ladeinfrastruktur in Wohnungseigentum“ mit KLiBa Heidelberg 03-2023
• Vortrag Electrify BW e.V. 03-2023
• Ausstellung i-Mobility Stuttgart 04-2023
• Zeitungsartikel BNN und Kurzbeitrag Baden-TV 07-2023
• Ausstellung e4 Testival Hockenheimring 10-2023
• Diskussionsrunde mit GRÜNE Karlsruhe 11-2023
• Online-Webinar „Ladeinfrastruktur in WEGs“ mit Landratsamt Böblingen 11-2023
• Ausstellung Klimafestival der Bauwende Berlin 11-2023

Fazit

Die Förderperiode war von einer hohen Dynamik geprägt. Sowohl die Anforderungen an eine intelligente und skalierbare Ladelösung haben sich vor dem Hintergrund technischer Entwicklungen und weiterer Marktteilnehmer als auch im Kundendialog schwerpunktmäßig von der Frage nach einem effizienten und bedarfsgeleiteten Lastmanagement hin zu einer Abrechnungs- und Betriebssoftware sowie einem Full-Service-Angebot verschoben. Zusätzlich haben externe globale Krisen den Fokus noch stärker auf die Kostenbetrachtung und das Supply-Chain Management gelenkt.
Trotz dieser Dynamik konnten einige Ergebnisse erzielt und Erkenntnisse gewonnen werden. Auf der Kundenseite ist festzuhalten, dass die gewünschten Produkt- und Serviceumfänge sehr breitbandig sind. Um skalierbare Ladelösungen in Mehrfamilienhäuser zu bringen, genügt es nicht technische Teilprodukte zu liefern. Vielmehr müssen sämtliche Beteiligten durch den Findungs- Entscheidungs- und Umsetzungsprozess hinweg begleitet und die Realisierung von Ladeinfrastruktur aktiv gemanagt werden.
Nachdem das Kundensegment 2023 bereits auf erste Bauträger und Projektentwickler ausgeweitet werden konnte, soll der Vertrieb 2024 weiter ausgebaut und auf weitere Kundensegmente ausgeweitet werden. Mittelfristig soll die Software sowie weitere Teilleistungen zu eigenständigen Produkten weiterentwickelt und vermarktet werden. Dabei ist das Ziel eben diese Komponenten wie die Tools eines Werkzeugkoffers an Drittunternehmen zu verkaufen.

Übersicht

Fördersumme

125.000,00 €

Förderzeitraum

03.08.2021 - 03.08.2023

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik