Ökologische Probleme und ihre Auswirkungen häufen sich mit beängstigender Geschwindigkeit und entziehen Menschen und Natur den Lebensraum. Auch soziale Ungleichheiten und Spannungen werden größer und bedrohen zunehmend den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Gleichzeitig wird vielen Menschen schmerzlich bewusst, dass Unternehmen wie ihr eigenes als zentrale Akteure zu diesen Entwicklungen beitragen. Doch Veränderung fällt schwer, denn neben Ressourcen und Know-how fehlt es vor allem an einem positiven, konstruktiven Gegenentwurf zu den etablierten wirtschaftlichen Verhaltensweisen und einem praktikablen Weg dorthin.
Hier setzt das Vorhaben an, um Unternehmen bei der Transformation hin zu ökologisch und sozial nachhaltigem Wirtschaften zu unterstützen. Die fachliche Grundlage bildet dabei die Gemeinwohl-Bilanz, die die sozialen und ökologischen Auswirkungen des unternehmerischen Handelns anstelle einer reinen Gewinn- und Effizienzmaximierung bewertet. Dazu gehören beispielsweise:
- Menschenwürde am Arbeitsplatz: faire Behandlung und Entlohnung von Mitarbeitenden, angemessene Arbeitsbedingungen, inklusives und respektvolles Arbeitsumfeld
- Ethisches Lieferkettenmanagement: Auswahl und Entwicklung von Lieferant*innen nach ethischen und sozialen Kriterien
- Ökologische Nachhaltigkeit der Produkte und Dienstleistungen: Einsatz umweltfreundlicher Materialien, ressourcenschonende Herstellung, Förderung von Kreislaufwirtschaft, Minimierung von Emissionen
- Soziale Gerechtigkeit: Adressierung sozialer und wirtschaftlicher Ungleichheiten, Förderung von Bildung und Demokratieverständnis, soziale Initiativen
- Transparenz und Mitbestimmung: Offene Kommunikation, partizipative Entscheidungsprozesse, Partnerschaften auf Augenhöhe
Solch eine Bilanz hilft als Status-Quo-Analyse und -Bewertung genauso wie als Instrument zur Organisationsentwicklung und Kommunikation gegenüber internen und externen Stakeholdern. Sie ist jedoch anspruchsvoll, umfangreich und aufwändig zu erstellen. Um dies zu adressieren, wurde im Rahmen des Vorhabens die digitale Software “goodbalancer” für Nachhaltigkeits-Reporting und -Management entwickelt. Sie sollte den Aufwand für eine Gemeinwohl-Bilanzierung minimieren, den Zugang vereinfachen und dadurch die Sichtbarkeit und Verbreitung der Gemeinwohl-Ökonomie erhöhen. Ziel ist es, ein konstruktives und positives Zukunftsbild für ein neues “Normal” wirtschaftlichen Verhaltens zu stärken.
Im Vorhaben wurde von Beginn an nach Methoden der agilen Software-Entwicklung vorgegangen. Dazu wurden bereits in frühen Entwicklungsstadien erste Prototypen mit bestehenden und potenziellen Kund*innen getestet und die Entwürfe entsprechend des Feedbacks angepasst, um eng an den Bedürfnissen der tatsächlichen Nutzer*innen zu bleiben. Der enge Austausch mit bestehenden und potenziellen Kund*innen und Nachhaltigkeits-Berater*innen bildete einen der wichtigsten Maßstäbe für die kontinuierliche Entwicklung der Plattform. Die so gewonnenen Erkenntnisse wurden zusammen mit strategischen Überlegungen sukzessive abgearbeitet und kontinuierlich, nach entsprechender Qualitätssicherung, in die bestehende Lösung integriert.
Neben der Plattformentwicklung war der Geschäftsaufbau ein zentraler Bestandteil des Vorhabens. Dazu zählten insbesondere
- Teamaufbau und -entwicklung, um schrittweise die notwendigen Kompetenzen zu erweitern
- Kund*innen-Gewinnung durch Kommunikationskampagnen und Präsentation auf diversen Veranstaltungen, um die Bekanntheit der Lösung zu steigern
- Vernetzung innerhalb der Nachhaltigkeits-Szene, um Sichtbarkeit zu schaffen und potenzielle Kooperationspartnerschaften aufzubauen
- Sicherstellung zusätzlicher Finanzierung ohne Aufnahme von Fremdkapital, um die langfristige Überlebensfähigkeit des Unternehmens zu sichern
Die Gemeinwohl-Bilanz dient nicht nur zur Status-Quo-Dokumentation, sondern ist auch ein wichtiges Instrument für Organisationsentwicklung. Das spiegelt sich in den ca. 10.000 bisher durch Kund*innen erfassten Verbesserungsmaßnahmen. Davon beziehen sich 30% auf eigene Mitarbeitende, je weitere 20% adressieren Lieferant*innen und Kund*innen. Neben ökologischen Themen betreffen Maßnahmen den Bereich der Menschenwürde (soziale Faktoren). Besonders häufig genannt werden die interne Verankerung des Gemeinwohl-Gedanken, die Kommunikation des Themas Nachhaltigkeit an Kund*innen, Partner*innen und Lieferant*innen sowie die Verstärkung entsprechender Marketingaktivitäten. Damit steht die Weiterverbreitung der Gemeinwohl-Idee klar im Fokus der Nachhaltigkeitsaktivitäten bilanzierender Unternehmen. Viele Maßnahmen beziehen sich auch auf den Beziehungsaufbau zu verschiedenen Stakeholdern und legen nahe, dass Beziehungspflege ein entscheidender Teil nachhaltigen Wirtschaftens ist.
Eine Aufwandsreduktion von bis zu 40%, vereinfachte Erfassung der Inhalte, mehr Übersichtlichkeit und Beherrschbarkeit des langen Berichtsprozesses – diese Punkte heben Kund*innen als Vorteile von goodbalancer hervor. Dadurch hat sich die Software zu einem professionellen Werkzeug entwickelt, das bisher von rund 200 Unternehmen eingesetzt wurde. Dazu gehören auch Großunternehmen mit bis zu 2.500 Mitarbeitenden, die besonders Effizienzgewinne durch die Prozessunterstützung und Kollaborations-Möglichkeiten im Team schätzen. Zahlreiche KMU mit bis zu 500 Mitarbeitenden haben sich durch goodbalancer überhaupt erst für den Schritt zur Gemeinwohl-Bilanzierung entschieden. Ergebnisse werden auf der offiziellen GWÖ-Plattform https://audit.ecogood.org/firmenauskunft-fvz/ veröffentlicht.
16 Gemeinwohl-bilanzierte Unternehmen stehen im Finale des Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2024, darunter drei goodbalancer-Kund*innen, u.a. WEtell und der Caritasverband Köln. Das beweist, dass sich nachhaltiges Wirtschaften lohnt und auch in klassischen Strukturen zunehmend an Anerkennung gewinnt.
Im Rahmen des Vorhabens konnte das Team wie geplant aufgebaut, die Vernetzung in der Nachhaltigkeits-Szene gesteigert und zusätzliche Finanzierung sichergestellt werden. silberzebra hat sich damit zu einem seriösen Software-Anbieter entwickelt – mit begeisterten Kund*innen und dem Wissen, als Unternehmen einen Beitrag zum Wandel in Richtung einer ganzheitlich nachhaltigen und verantwortungsbewussten Wirtschaft zu leisten.
goodbalancer als kommerzielles Angebot ist online für jedes Unternehmen nutzbar und niedrigschwellig anzuwenden. Auf www.goodbalancer.org kann man innerhalb weniger Minuten mit der eigenen Gemeinwohl-Bilanz und Steuerung von Nachhaltigkeits-Initiativen im Unternehmen loslegen – ohne Installation, Verkaufsverhandlung oder notwendige Schulungen für Nutzer*innen. Die Preise werden transparent auf der Website kommuniziert und sind gestaffelt nach Unternehmensgröße, um möglichst vielen Unternehmen den Zugang zu ermöglichen.
Erfahrungsberichte von Kund*innen verschiedener Größen und Branchen stehen auf der Website zur Verfügung: https://www.goodbalancer.org/erfolgsgeschichten. Zu den goodbalancer-Kund*innen zählen u.a. der Gemeinwohl-Ökonomie Bayern e.V., Bioland und mehrere große Sozialverbände.
goodbalancer wird auf verschiedenen Kanälen aktiv beworben, was zur weiteren Verbreitung der Projektergebnisse beiträgt. Dazu zählen neben dem eigenen Newsletter und LinkedIn insbesondere die Teilnahme an relevanten Netzwerk-Veranstaltungen sowie die Zusammenarbeit mit der Gemeinwohl-Ökonomie, die goodbalancer als Anbieter auf der eigenen Website aufführt (bspw. auf https://germany.econgood.org/umsetzung/unternehmen/erstinfo-bilanzierung).
Angesichts zunehmender ökologischer und sozialer Herausforderungen sind Lösungsansätze dringend notwendig. Das Vorhaben wurde initiiert, um Unternehmen bei der Transformation zu unterstützen und damit nachhaltiges Wirtschaften zu fördern, um diesen Problemen effektiv begegnen zu können. Das Feedback der Kund*innen ist überwältigend positiv und legt nahe, dass die Gemeinwohl-Bilanz durch das Vorhaben eine wichtige Aufwertung erfahren hat. Durch die digitale Unterstützung konnte der Aufwand für die Erstellung der Gemeinwohl-Bilanz um bis zu 40% reduziert und der Prozess übersichtlicher gestaltet werden. So konnten über 200 Unternehmen die Gemeinwohl-Bilanzierung erfolgreich anwenden. Die Gemeinwohl-Bilanzierung ist nicht nur zugänglicher und beherrschbarer geworden, sondern goodbalancer hat auch ein Zeichen gesetzt, dass es sich bei der Gemeinwohl-Bilanz um ein ernsthaftes, durch Business-Software unterstütztes Konzept zur Organisationsentwicklung handelt. Im Ergebnis steht damit ein wichtiger Beitrag zur Verbreitung der Gemeinwohl-Ökonomie und Förderung von nachhaltigen Wirtschaftsweisen. Im Rahmen des Vorhabens konnte sich goodbalancer als ein seriöser Software-Anbieter bewähren und bildet einen bedeutenden Meilenstein bei der Etablierung der Gemeinwohl-Ökonomie als Standard für nachhaltiges Wirtschaften.