Projekt 35500/87

Der globale Marktplatz für recycelte Kunststoffe

Projektdurchführung

cirplus GmbH
Betahaus Eifflerstr. 43
22769 Hamburg

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Bei der Reduktion von schädlichen Umwelteinflüssen und CO2 Emissionen spielt die Rückgewinnung von Kunststoffen eine wichtige Rolle. Das Problem: Der Markt für Kunststoffrezyklate ist derzeit durch Intransparenz, fehlende Standards und schwankende Qualitäten gekennzeichnet. Neuware ist demgegenüber günstig im Einkauf, einfach in der Verarbeitung und verlässlich in den verfügbaren Mengen. Dies macht den Einsatz von Rezyklaten vergleichsweise unattraktiv. cirplus setzt genau dort an. Der B2B-Marktplatz für den digitalen Handel von recycelten Kunststoffen und Kunststoffabfällen Kunststoff richtet sich an Unternehmen an der Schnittstelle der Kunststoff- und Recyclingwirtschaft. Die Software vereinfacht dabei komplexe, größtenteils offline getätigte Transaktionen und bringt globale Nachfrage und Angebot auf einer B2B-Plattform zusammen. Durch die Verknüpfung fragmentierter und intransparenter Märkte ist cirplus das entscheidende digitale Bindeglied, um Kunststoffabfälle wieder in eine wertvolle Ressource zu verwandeln.

Ziel dieses Vorhabens war es daher, cirplus modular weiterzuentwickeln - mit Features wie der Echtzeit-Nachrichtenfunktion, online Musteranfragen und Quotierungen, Benutzerverifizierung, Materialdatenerfassung, als auch Vorbereitung der Integration von Prüfdienstleistungen, Logistik, Vertragsmanagement, und Monetarisierung. Das Zusammenspiel dieser Features soll cirplus zur zentralen Anlaufstelle für den Handel mit Kunststoffabfällen und Rezyklaten machen und wirtschaftliche Anreize setzen, Rezyklate statt Neuware einzusetzen und so Kunststoffabfälle wieder in eine wertvolle Ressource zu verwandeln.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenZur marktgerechten Einführung der cirplus Beschaffungssoftware sind wir dreistufig vorgegangen:

? April 2019 bis September 2019: Ein erster Prototyp der Plattform war über www.cirplus.com erreichbar. Hier sammelten wir Angebote und Nachfrage ein und vermittelten Handelsgeschäfte manuell. Ziel war es zu verstehen, wo der Markt ineffizient ist und an welcher Stelle der Transaktion die Software den meisten Nutzen stiften kann. Auf diesen Erfahrungen aufbauend haben wir das Pilotprogramm ins Leben gerufen.

? Oktober 2019 bis März 2020: In dieser Phase haben wir Unternehmen aus der Wertschöpfungskette für die Unterstützung beim Aufbau der Plattform gewinnen können. Während wir den Unternehmen Digitalisierungskompetenz brachten, erhielten wir vertiefte Einblicke in die Herausforderungen auf dem Rezyklatmarkt und insbesondere in die unternehmensinternen Schritte der Beschaffung.

? Seit April 2020: Nach erfolgter Pilotierung mit ausgewählten Kunden haben wir die zwischenzeitlich entwickelte Plattform als live-beta-Version für die Öffentlichkeit freigeschaltet. Seitdem entwickeln wir die Plattform modular weiter, das heißt wir konzentrieren uns auf einzelne Bereiche der Beschaffung, digitalisieren diese, und ermöglichen es so Einkäufern und Verkäufern weltweit verlässlich und transparent Kunststoffrezyklate zu beschaffen. Zudem hat cirplus begonnen eine wichtige Rolle im Rahmen der Standardisierung einzunehmen. Zusammen mit dem Deutsche Institut für Normung, initiierte und entwickelte cirplus (DIN) DIN SPEC 91446 - den ersten Standard für recycelte Kunststoffe - und arbeitet nun an der Überführung in europäische und internationale Normen und Standards.


Ergebnisse und Diskussion

Die cirplus GmbH entwickelt im Rahmen des Vorhabens einen globalen Marktplatz für Kunststoffabfälle und Rezyklate und macht deren industriellen Einsatz dadurch einfach, kosteneffizient und transparent. Seit März 2020 befindet sich die Plattform im Livebetrieb und hat seitdem über 2000 Firmen von 100+ Ländern akquiriert und mehr als 500K Tonnen Material im Wert von über € 200M aggregiert. Die Plattform wurde modular weiterentwickelt - mit Features wie der Echtzeit-Nachrichtenfunktion, online Musteranfragen und Quotierungen, Benutzerverifizierung, Materialdatenerfassung, als auch Vorbereitung der Integration von Prüfdienstleistungen, Logistik, Vertragsmanagement, und Monetarisierung. Durch das Zusammenspiel aller dieser Features schafft cirplus so erfolgreich wirtschaftliche Anreize für die Wertschöpfungskette, Rezyklate statt Neuware einzusetzen.

Zudem initiierten und veröffentlichten cirplus und das Deutsche Institute für Normung (DIN) DIN SPEC 91446 - den ersten Standard für hochwertiges Kunststoffrecycling jenseits des PET-Kreislaufes - und arbeiten nun an der Überführung des Standards in europäische und internationale Normen; Hierfür ist Christian Schiller als DIN-Mitglied in das Gremium “Recycling von Kunststoffen” im Technischen Kommittee 249/WG11 der europäischen Normungsinstitution CEN / CENELEC als deutscher Experte entsandt.

Insgesamt wächst so aus einem “nützlichen Preis- und Mengentool“ eine voll integrierte Software, die es Einkäufern und Verkäufern weltweit überhaupt erst ermöglicht, verlässlich und transparent Kunststoffrezyklate zu beschaffen. Mittel- bis langfristig (ab 2023/24) werden sukzessive weitere Funktionalitäten hinzutreten: von der Logistik und Kreditbürgschaften, über Preisindizes und Zahlungsabwicklung bis hin zu KI-optimierten Einkaufsentscheidungen in volatilen Märkten.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die cirplus GmbH wurde für ihr Engagement um Nachhaltigkeit und Digitalisierung mit verschiedenen Auszeichnungen geehrt, zuletzt dem Deutschen Award für Nachhaltigkeit (2021), dem Digital Green Tech Award (2022) und mit der Auswahl zur Teilnahme am RESPONDE Accelerator (2022).

cirplus war zudem in nationaler und internationaler Presse vertreten:

03/08/2022
Hamburger Wirtschaft
Nachhaltigkeit: Ein Konzept mit Potenzial

25/07/2022
GreenBiz
These startups seek to close the supply-and-demand gap for recycled plastics

24/07/2022
Handelsblatt
Online-Börse für den Kunststoff – Cirplus will die Plastikabfall-Krise lösen

20/06/2022
EU-Startups
10 European startups fueling the transition to a circular economy

01/05/2022
DIN Institut
Aus der Normungspraxis: Die cirplus GmbH



Fazit

Das Thema Kunststoffrecycling nimmt im Rahmen der Umsetzung des EU-Green Deal immer weiter an Fahrt auf - die Anzahl und Summe an Investitionen nimmt stetig zu. Beides ist auch erforderlich, will man allein die hochgesteckten Ziele der Circular Plastics Alliance auf EU-Ebene erfüllen, mit mehr als 10 Millionen Tonnen Rezyklateinsatz im Jahr 2025.

Der Grad der Digitalisierung hinkt in den beiden Branchen Kunststoff und Recycling dabei weiter dramatisch hinterher. Die cirplus GmbH befindet sich aufgrund des frühen Einstiegs in die Thematik in der Pole-Position bei dem nun einsetzenden Wettbewerb um die digitalen Handelsplattformen. Unserer Marktführerschaft kommt dabei insbesondere die Investition in die Erarbeitung der DIN SPEC 91446 zugute, die sowohl auf die Standardisierung von Rezyklaten als auch Marktakzeptanz der Handelsplattform einzahlt.

Größte Herausforderungen für die cirplus GmbH bleiben die Finanzierung/Zugang zu Risikokapital und der Vertrieb der Software in konservativen Industrien, die bis dato kaum digitale Tools in Ihrem Einkauf- oder Vertriebsprozessen einsetzen. Die Akquise von herausragenden Talenten bei oftmals limitierten finanziellen Möglichkeiten ist für die interne Unternehmensentwicklung ebenfalls eine große Herausforderung.

Die Aussichten sind weiterhin sehr gut, denn das Thema Digitalisierung + Nachhaltigkeit im Kunststoffbereich trifft einen Nerv, der uns in die Lage versetzt, das Unternehmen weiterhin im Sinne eines “Activist Entrepreneurships” klar nach ökologischen Kriterien aufzubauen.

Übersicht

Fördersumme

125.000,00 €

Förderzeitraum

01.06.2020 - 31.05.2022

Bundesland

Hamburg

Schlagwörter

Ressourcenschonung
Umwelttechnik