Der aktuelle Klimawandel mit global anhaltend steigenden Temperaturen ist wissenschaftlich zweifelsfrei nachgewiesen, wobei maßgebliche anthropogene Einflüsse nicht mehr bestritten werden können. Während wissenschaftlich außer Frage steht, dass nur durch schnelle und massive Veränderungen im menschlichen Handeln katastrophale globale Folgen der Klimaveränderung eingedämmt werden können, behindern die Notwendigkeit zu persönlichen Einschränkungen und mangelnde Aufklärung über die Ursachen und Folgen des Klimawandels die erforderlichen umfassenden Gegenmaßnahmen.
Das Projekt „Der Norden taucht ab“ dient der Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse zum Klimawandel, seinen Ursachen, Folgen und möglichen Gegenmaßnahmen. Dabei wird die Verantwortung jedes Einzelnen in das Bewusstsein gerufen. Kernziel des Projektes sind positive Veränderungen in persönlichen Einstellungen im Sinne eines verbesserten Umweltbewusstseins und die Erhöhung der Bereitschaft zu einem aktiven, persönlichen Engagement gegen den Klimawandel. Zielgruppen sind vor allem Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe, sowie Lehramtsstudentinnen und -studenten im Fach Biologie. Letzteren kommt als potenziellen Multiplikatoren eine besondere Bedeutung für die nachhaltige Verbreitung der Projektideen zu. Das Projekt findet in Norddeutschland statt, wo die Konsequenzen des Klimawandels besonders bedrohlich erscheinen. Die Projektergebnisse lassen sich direkt oder als Modell auch auf andere Regionen übertragen.
Maßnahmen
Hauptelement des Projektes ist eine partizipative Wanderausstellung zum Klimawandel. Eine Kernausstellung aus 20 leicht transportierbaren Informationstafeln wurde durch die am Projekt beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter Mitarbeit von Lehramtsstudentinnen und -studenten konzipiert. Ihr Fokus liegt auf den grundsätzlichen und global relevanten Erkenntnissen zum Klimawandel, seinen Ursachen und Folgen sowie möglichen Gegenmaßnahmen.
Den partizipativen Charakter erhält die Ausstellung durch wechselnde Ergänzungsausstellungen, vor allem aus Schauobjekten und interaktiven Stationen, die von Schülerinnen und Schülern begleitet durch Lehrkräfte und Mitglieder des Projektteams erstellt wurden. Hierbei bilden regionale norddeutsche Aspekte und persönliche Handlungsmöglichkeiten zur Eindämmung des Klimawandels die Schwerpunkte.
Die Ergänzungsausstellungen werden durch ein Begleitprogramm unterstützt, um Schülerinnen und Schüler mit wesentlichen Inhalten des Themas vertraut zu machen, sie bei eigenen wissenschaftlichen Recherchen zu unterstützen, ihre Bewertungskompetenz insbesondere hinsichtlich online verfügbarer Inhalte zu steigern und sie durch die Vermittlung von Techniken der Wissenschaftskommunikation in die Lage zu versetzen, ihre Erkenntnisse öffentlich zu präsentieren. Für das Begleitprogramm wurden Unterrichtskonzepte und themenbezogene Materialien für den Unterrichtseinsatz entwickelt.
Arbeitsschritte
Das Projekt war für eine Zeitspanne von 2 Jahren konzipiert worden. Aufgrund der Covid-19 Pandemie musste die Projektzeit verlängert werden, um die vorgesehene Beteiligung von Schülerinnen und Schülern zu ermöglichen.
Das Projekt begann mit inhaltlichen Recherchen und Absprachen mit Schulen und anderen Kooperationspartnern. Es folgte die Konzeption und Fertigstellung der Kernausstellung. Parallel dazu wurde mit der Entwicklung der Begleitprogramme begonnen. Anschließend wurden die Kooperationsschulen gestaffelt eingebunden. Die Ausstellung wurde über einen längeren Zeitraum an verschiedenen Orten präsentiert. Dabei wurde entweder die Kernausstellung allein oder gemeinsam mit ergänzenden Ausstellungen von Kooperationsschulen gezeigt. Das Projekt wurde begleitend wissenschaftlich evaluiert.
Die Covid-19 Pandemie hatte durch Einschränkungen von öffentlichen Ausstellungen und von Präsenzunterricht in Schulen einen erheblichen Einfluss auf das Projekt. Vor allem die Zusammenarbeit mit den Schulen war zunächst nur sehr eingeschränkt möglich. Auf diese Probleme wurde durch eine kostenneutrale Verlängerung der Laufzeit um insgesamt ein Jahr und durch Anpassungen der Aktivitätsschwerpunkte reagiert. Insgesamt konnten die Projektziele erreicht und teilweise sogar übertroffen werden, ohne den geplanten Kostenrahmen zu übersteigen.
Die Kernausstellung wurde wie geplant an der Europa-Universität Flensburg, der Phänomenta Flensburg und im Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum in Tönning gezeigt. Über die ursprünglichen Pläne hinaus entschied sich mit der Seehundstation Friedrichskoog eine weitere hochfrequentierte und renommierte Institution zur öffentlichen Präsentation der Ausstellung. Außerdem wurde sie an mehreren Kooperationsschulen gezeigt.
Ursprünglich hatten fünf Schulen ihre Teilnahme am Projekt fest zugesagt und zwei weitere Schulen diese in Aussicht gestellt. Es war bei der Entwicklung von Ergänzungsausstellungen daher mit 5-7 teilnehmenden Schulen gerechnet worden. Wegen der Covid-19 Pandemie nahmen 3 Schulen aus diesem Kreis nicht teil. Dafür konnten zwei andere Schulen als neue Kooperationspartner gewonnen werden, sodass der anvisierte Umfang mit einer Beteiligung von 6 Schulen schließlich erreicht wurde. Die an den Kooperationsschulen entwickelten Ergänzungsausstellungen wurden wie geplant gemeinsam mit der Kernausstellung in den Schulen selbst oder in der Phänomenta Flensburg, im Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum und in der Seehundstation Friedrichskoog gezeigt.
Als Reaktion auf die Corona-Pandemie wurde die Einbindung von Lehramtsstudentinnen und -studenten in das Projekt erheblich ausgeweitet, da Aktivitäten an und mit Schulen lange Zeit nicht möglich waren. Diese Verlagerung der Aktivitäten erwies sich als äußerst fruchtbar. Die Studentinnen und Studenten widmeten sich mit großem Engagement dem Projekt.
Die Ergebnisse der Begleitforschung zu Schülerinnen und Schülern weisen auf einen positiven Effekt des Projekts auf das Interesse an der Klimaproblematik und auf die Motivation, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, hin. Dabei zeigt sich, dass es sinnvoll war, regionalen Aspekte eine besondere Beachtung zu schenken. Bei den Studentinnen und Studenten zeigen Befragungen sehr hohe Werte für die Selbstwirksamkeitserwartung im Zusammenhang mit dem Projekt und weisen deutlich auf eine anhaltende Motivation hin, sich auch weiterhin mit der Thematik im Unterricht zu befassen. Somit konnte das Ziel, über die Projektzeit hinaus wirkungsvolle Multiplikatoren für das Anliegen des Projektes zu gewinnen, erreicht werden.
Eine Veröffentlichung der Informationstafeln der Wanderausstellung und eine Verbreitung von Begleitmaterialien erfolgt in Form einer eigenen Projektseite auf der Homepage der Abteilung Biologie der Europa-Universität Flensburg, die auch nach dem Ende der Projektlaufzeit weiter gepflegt und ergänzt werden soll.
Die illustrierte Projektdokumentation In Buchform (Der Norden taucht ab: Die Klimakrise als gesellschaftliche Herausforderung, Herausgeber: Anna-Lena Schimmelpfennig, Nicole Heuken und Andreas Christian; Oekom Verlag, 2023) ist als gedrucktes Buch und als Open-Access-eBook (PDF) erhältlich und somit der Öffentlichkeit frei zugänglich. Es wird im Rahmen von Lehrveranstaltungen und der Betreuung von Abschlussarbeiten weiterhin zum Einsatz kommen.
Außerdem ist davon auszugehen, dass die vielen am Projekt beteiligten Studentinnen und Studenten in ihrer späteren Tätigkeit an Schulen weiterhin auf das Material direkt oder als Anregung für Weiterentwicklungen zugreifen werden, wie es jetzt bereits geschieht. Die vielen am Projekt beteiligten angehenden Lehrerinnen und Lehrer werden nachhaltige Multiplikatoren für das Anliegen und die Ergebnisse des Projekts sein.
Das Thema des Projektes „Der Norden taucht ab“, der anthropogene Klimawandel mit seinen globalen und regionalen Auswirkungen und möglichen Gegenmaßnahmen, ist für viele junge Menschen von großer Wichtigkeit. Bei Lehramtsstudentinnen und -studenten der Biologie fand das Projekt entsprechend großen Anklang. Auch Schülerinnen und Schüler nahmen bereitwillig teil.
Die Covid-19 Pandemie behinderte die Arbeiten am Projekt zunächst erheblich, verhinderte allerdings nicht, dass die wesentlichen Ziele erreicht werden konnten. Die Bewilligung einer kostenneutralen Verlängerung der Projektlaufzeit durch die DBU und die große Resonanz des Projektes bei den Lehramtsstudentinnen- und -studenten ermöglichten es sogar, in einigen Kernbereichen die Projektziele zu übertreffen. Das gilt insbesondere bei der Verzahnung des Projektes mit der universitären Lehre.
Die Hauptmaßnahme, die Entwicklung einer partizipativen Wanderausstellung aus einer professionell konzipierten Kernausstellung mit wechselnden ergänzenden Ausstellungen durch fachlich und didaktisch begleitete Schülerinnen und Schüler, ließ sich sehr gut realisieren. Sämtliche direkt beteiligte Personengruppen nahmen ihre Aufgaben mit großem Engagement an. Neben der hohen Bedeutung des Themas waren das kooperative Arbeiten in sozialen Gruppen, das eigene Kompetenzerleben und der hohe Grad an Selbstbestimmung bedeutsame Faktoren für die hohe Motivation. Die Möglichkeit der öffentlichen Präsentation der eigenen Arbeiten, zum Teil in renommierten und hoch frequentierten Institutionen, war dabei ein zusätzlicher Motivationsschub.
An der Europa-Universität Flensburg nahmen zahlreiche Lehramtsstudentinnen und -studenten der Biologie mit Beiträgen zu Lehrveranstaltungen, Entwicklungsarbeiten oder dem Einsatz und der Erprobung von Begleitprogrammen und -materialien engagiert und manchmal geradezu leidenschaftlich am Projekt teil. Die äußerst positive Resonanz bei den Studentinnen und Studenten lässt erwarten, dass sie die Thematik als Multiplikatoren bei ihrer späteren Tätigkeit als Lehrkräfte aufgreifen werden und somit eine nachhaltige Verbreitung der Projektideen und -ergebnisse sicherstellen werden.
Ein ansprechend illustriertes Buch zum Projekt, das als eBook frei erhältlich ist, und eine weiterhin gepflegte Projektseite auf der Homepage der Europa-Universität Flensburg ermöglichen auch nach dem Ende der Projektlaufzeit einen Zugriff auf wesentliche Projektergebnisse.
Kernziel des Projektes war es, bei der Zielgruppe eine positive Veränderung in persönlichen Einstellungen im Sinne eines verbesserten Umweltbewusstseins verbunden mit einer erhöhten Bereitschaft zu einem aktiven, persönlichen Engagement gegen den Klimawandel zu bewirken. Ob dieses Ziel nachhaltig erreicht wurde, lässt sich im Rahmen des Projektes nicht nachweisen. Es deutet aber alles darauf hin, dass zumindest ein Beitrag hierzu geleistet wurde.