Meetings, Tagungen und Kongresse sind Plattformen für den Austausch von Erfahrungen und Ideen. Sie fördern Innovation und Wissenstransfer sowie die Aus-, Fort- und Weiterbildung. Sie dienen der internationalen Völkerverständigung und sind Impulsgeber für politische, wirtschaftliche, wissenschaftliche und soziale Prozesse. In all diesen Funktionen ist die Relevanz von Business Events ungebrochen – in einem immer komplexer werdenden Umfeld mit globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel und einer Pandemie erscheint ihre Rolle heute sogar wichtiger denn je. Das Ökosystem von Veranstaltungen wandelt sich derzeit jedoch massiv.
Bereits 2013 belegte die im Auftrag des GCB durch das IZT (Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung Berlin) erstellte Studie „Tagung und Kongress der Zukunft“, dass Nachhaltigkeit und Technologie zu den Top 5 Megatrends bis zum Jahr 2030 in der Tagungs- und Kongressindustrie gehören werden. Die digitale Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft, die bereits vor einigen Jahren begann, wurde durch die Anfang 2020 einsetzende Corona-Pandemie zusätzlich beschleunigt. Gleichzeitig verdeutlicht der voranschreitende Klimawandel mit all seinen ökologischen, sozialen und ökonomischen Folgen, dass sich Nachhaltigkeit als drängendes und dauerhaftes Thema verankern wird.
Das bedeutet, dass nachhaltige Entwicklung und Digitalisierung auch für Veranstaltungen jedweder Art zu einem immer wichtigeren Kriterium und Qualitätsmerkmal geworden sind und weiterhin bleiben werden. Insbesondere in den letzten zwei Jahren wurde durch die erheblich verringerte beruflich motivierte Reiseaktivität – resultierend aus der Corona-Pandemie – deutlich, dass sich durch die digitale Erweiterung von Veranstaltungen nicht nur höhere Reichweiten, sondern auch signifikante CO2-Einsparungen erzielen lassen.
Betrachtet man die beiden Megatrends Nachhaltigkeit und Digitalisierung also nicht isoliert voneinander, so lässt sich erkennen, dass Digitalisierung eine wichtige und unterstützende Rolle bei der Entwicklung einer nachhaltigen Gesellschaft spielt. Allerdings lässt sich nicht wirklich voraussehen, wie sich die digitale Transformation auf den Verbrauch der natürlichen Ressourcen und das nachhaltige Wirtschaften im Allgemeinen auswirkt. Empfehlung 2 des Rats für nachhaltige Entwicklung an die Bundesregierung vom 19. Dezember 2018 empfiehlt daher „praxisbezogene Forschungsformate, die Probehandeln ermöglichen, sowie eine langfristige systematische Erforschung der Digitalisierung im Hinblick auf die Nachhaltigkeitsziele“.
Angesichts dieses dynamischen Wandels hat sich das GCB gemeinsam mit weiteren Partnern zur Umsetzung eines praxisbezogenen Forschungsformates und Testlabors entschieden: Der hybride, räumlich-verteilte Kongress „BOCOM – Experience Borderless Communication“ fand am 3. September 2020 statt. Ursprünglich für den 23. April 2020 geplant, wurde die Veranstaltung pandemiebedingt verschoben und fand unter Einhaltung umfangreicher Sicherheits- und Hygienemaßnahmen statt.
Die Idee zu „BOCOM“ geht zurück auf Forschungsergebnisse des Innovationsverbundes Future Meeting Space, 2015 initiiert vom GCB und dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO. Das Projekt analysiert und systematisiert aktuelle Entwicklungen im Bereich Business Events und hat in seiner ersten Forschungsphase das Modell „räumlich-verteilter Kongress“ als eines von mehreren Zukunftsszenarien für beruflich motivierte Veranstaltungen identifiziert. Aus dieser wissenschaftlich fundierten Untersuchung leiteten die Initiatoren die praktische Umsetzung des Formats als hybriden, räumlich-verteilten Kongress ab.
Anhand dieser Veranstaltung sollte die Nachhaltigkeitsperformance eines hybriden, räumlich-verteilten Kongresses mit einem herkömmlichen, standortgebundenen Kongress gleicher Größe verglichen werden.
Die durch eine profunde Datenlage gewonnenen Erkenntnisse über die Umweltauswirkungen globaler, digitaler Kongresse im Vergleich zu standortgebundenen Kongressen mit physisch anwesenden Teilnehmer*innen ermöglichten die Entwicklung von Handlungsempfehlungen. Diese sollen Veranstalter*innen und Organisator*innen eine Entscheidungshilfe hinsichtlich der Durchführungsart eines Kongresses an die Hand geben. Gleichzeitig wurde untersucht, welche Auswirkungen digital vernetzte Veranstaltungen auf den Wissenstransfer und das Teilnehmer*innenverhalten haben. Die Forschungsergebnisse befähigen Veranstaltungsplaner*innen dazu, das passende Format zu wählen, um die vorab definierten Ziele ihrer Veranstaltung bestmöglich zu erreichen.
Zielsetzung des Projekts war es, mit den Handlungsempfehlungen eine Möglichkeit zu entwickeln, sowohl die Umweltbelastungen als auch die sozialen Auswirkungen unterschiedlicher Veranstaltungstypen zu lenken, womit die nachhaltige Rolle Deutschlands weiter gestärkt und ausgebaut werden kann.
BOCOM fand am 3. September 2020 parallel in unterschiedlichen Zeitzonen statt. Ausgehend von der zentralen Location in Berlin wurde die Veranstaltung an drei weiteren europäischen Standorten (Wien, Amsterdam, Essen) durchgeführt. Darüber hinaus wurden Referent*innen aus Madrid, New York City, Paris, Shanghai und Tel Aviv zugeschaltet. Insgesamt nahmen rund 200 Personen vor Ort sowie rund 240 digitale Teilnehmer*innen aus aller Welt an BOCOM teil. Die begleitende Forschung des Projekts bestand aus zwei verschiedenen Ansätzen, die in dieser Form bereits vor Beginn der Pandemie konzeptioniert wurden. Die Pandemie erforderte eine Reduzierung der Vor-Ort-Teilnehmer*innen sowie ein umfangreiches Sicherheits- und Hygienekonzept, das inhaltliche Forschungsdesign konnte jedoch wie geplant umgesetzt werden.
Der erste Forschungsansatz befasste sich mit den Umweltauswirkungen des Projekts. Dabei mussten zahlreiche Handlungsfelder und Emissionstreiber beachtet werden, darunter das über alle Standorte verteilte technische Equipment, die Technik zur bloßen Nutzung der jeweiligen Räumlichkeiten, die ggf. nötige Anlieferung der Technik, die Anfahrten der Teilnehmer*innen zum Austragungsort etc. Die Erfassung und Auswertung der o.g. Daten wurden durch einen externen Dienstleister durchgeführt.
Um alle Teilnehmer*innengruppen im zentralen Hub in Berlin, in den dezentralen Hubs in Wien, Essen und Amsterdam sowie die Remote-Teilnehmer*innen zu erreichen, wurden die Daten in Form eines digitalen Fragebogens über die Veranstaltungsapp bzw. die Eventplattform erhoben. Dabei wurden direkt die notwendigen Daten für beide Forschungsstränge abgefragt, sodass es für die Teilnehmer*innen mit dem geringstmöglichen Aufwand verbunden war. Zudem wurde die Datenerhebung aktiv in das Programm der Veranstaltung eingebaut, sodass die Teilnehmer*innen ausreichend Zeit zum Ausfüllen des Fragebogens hatten, ohne Inhalte der Veranstaltung zu verpassen.
Die Projektpartner, die emissionstreibende Leistungen zur Verfügung stellten (Locations, Catering, Technik etc.), wurden vor der Veranstaltung über die zu erhebenden Daten informiert und konnten diese im Nachgang zur Verfügung stellen.
Um die Ergebnisse in Relation zu einer „herkömmlichen“ Veranstaltung mit gleichen Parametern (Anzahl Teilnehmer*innen, Zusammensetzung der geographischen Teilnehmer*innenstruktur, Dauer der Veranstaltung, Anzahl der benötigten Räume, benötigte technische Infrastruktur, Abfallaufkommen etc.) zu setzen und relevante Aussagen zur Nachhaltigkeitsperformance treffen zu können, wurden entsprechende Referenzdaten benötigt. Diese wurden ebenso vom entsprechenden externen Dienstleister zur Verfügung gestellt, der bereits eine Vielzahl von Veranstaltungen hinsichtlich ihrer Umweltauswirkungen begleitet und evaluiert hat und somit realistische Durchschnittswerte für eine solche Vergleichsveranstaltung definieren konnte. Aus der Gegenüberstellung der Ergebnisse beider Veranstaltungsformate (BOCOM und "Szenario") wurden Aussagen hinsichtlich der größten Emissionstreiber und zum Optimierungspotenzial getroffen und Handlungsempfehlungen zur Wahl des richtigen Formates abgeleitet.
Da die Wahl des Formates jedoch nicht allein auf den CO2-Emissionen des Veranstaltungsformats basieren kann und sollte, schloss sich an dieser Stelle der zweite Forschungsansatz an. Um Aussagen über edukative und soziale Aspekte sowie die Akzeptanz einer dezentralen Veranstaltung treffen zu können, wurde durch den Projektpartner Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO eine umfassende empirische Erhebung konzipiert.
Im Zuge dessen wurden die sozialen Auswirkungen, der unterschiedliche Einfluss auf die virtuell und physisch Teilnehmenden sowie die Akzeptanz und Wirkung von räumlich-verteilten Formaten analysiert und hinsichtlich der Erfolgsfaktoren Zufriedenheit, Wissensvermittlung, Netzwerken und Disruption in den einzelnen Standorten miteinander verglichen. Die Erfolgsfaktoren basieren auf den Resultaten der zweiten Forschungsphase von Future Meeting Space und fanden in der empirischen Begleitung der BOCOM besondere Beachtung. Das Ziel der Befragung war u. a. die Beantwortung der Fragen, ob im hybriden, verteilten Raum ein nachhaltig wirkendes Erlebnis erzeugt werden kann, das die Teilnehmer*innen überzeugt, und welche Technologien hierbei zu einem ganzheitlichen Erfolg verhelfen können.
Aufbauend auf den Auswertungen der Erfolgsfaktoren und der ergänzenden Fragen zur Akzeptanz eines solchen Formates wurden entsprechende Handlungsempfehlungen formuliert. Die Zielsetzung für die Zukunft ist es dabei, eine höchstmögliche Bewertung der Erfolgsfaktoren zu erreichen. Die einzelnen Formate sollen möglichst nachhaltig Wissen vermitteln, den Besuchenden ein einmaliges Erlebnis bieten und sie in das Geschehen einbinden sowie zum Ausbau des eigenen Netzwerkes beitragen, um letztlich eine ganzheitliche Zufriedenheit bei den Besuchenden erreichen zu können.
Mit dem Ziel, den ökologischen Impact, vor allem die Klimawirkung der BOCOM zu ermitteln und zu bewerten, konnten zusammengefasst folgende Ergebnisse erzielt werden:
Im ersten Schritt wurden veranstaltungsspezifische Handlungsfelder sowie die entsprechenden Indikatoren für die BOCOM definiert. Im Anschluss wurde anhand der Handlungsfelder und der im Vorlauf erhobenen Daten die Klimawirkung der Veranstaltung ermittelt. Demnach hat die BOCOM insgesamt Treibhausgasemissionen in Höhe von 12,028 t CO2e verursacht. Zum Vergleich wurde ein herkömmliches Veranstaltungsformat als Szenario modelliert und bilanziert, mit Treibhausgasemissionen in Höhe von 19,066 t CO2e. In beiden Formaten stellen Mobilität (BOCOM: 60,91%; Szenario: 68,11%) und Übernachtungen (BOCOM: 17,81%; Szenario: 18,87%) die wesentlichen Emissionsquellen dar. Die vergleichende Betrachtung zeigt, dass die Klimawirkung der BOCOM um 7,038 t CO2e bzw. 36,92% unter der des Szenarios liegt. Bei einem projizierten Anstieg der Teilnehmer*innenzahl von 217 (Szenario) auf 432 (BOCOM) ist dieses Ergebnis gleichbedeutend mit einer relativen Reduktion von 60,02 kg CO2e pro Teilnehmer*in (68,31%).
Die vergleichende Bewertung der Klimawirkung auf der Ebene der Handlungsfelder belegte, dass die Emissionstreiber Mobilität und Übernachtungen mit 7,115 t CO2e insgesamt auch für den wesentlichen Teil der Einsparungen verantwortlich waren. Hauptgründe für diese Reduktionen waren die dezentrale sowie digitale Durchführung der Veranstaltung. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass Hybridität eine enorme Vergrößerung der Reichweite bei nur minimaler Erhöhung der durch den Energieverbrauch verursachten Emissionen ermöglicht.
Die Ergebnisse der empirischen Analyse der sozialen Auswirkungen des BOCOM-Kongresses, seiner unterschiedlichen Einflüsse auf die virtuell und physisch Teilnehmenden sowie die Wirkung im Hinblick auf die zuvor definierten Erfolgsfaktoren Networking, Disruption, Wissensvermittlung und Zufriedenheit, lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Die Wissensvermittlung funktionierte für die Teilnehmer*innen am zentralen Hub in Berlin am besten: sowohl das Interesse an den Inhalten als auch das Verständnis für das Thema der Veranstaltung sowie das Wissen der Teilnehmenden konnte dort am stärksten gesteigert werden. Die Veranstaltung im Central Hub konnte mit einem Durchschnittswert von 4,1 (auf einer Skala von 1-5, wobei 5 die höchste Zustimmung beschreibt) die Teilnehmenden stärker zu neuen Ideen animieren als die Remote-Teilnehmenden (Wert: 3,7) oder die Teilnehmer*innen der dezentralen Hubs (Wert: 3,6).
Beim Erfolgsfaktor Netzwerken zeigen sich signifikante Unterschiede je nach Teilnahmeart – mit einer Bewertung von 2,2 bei den virtuellen gegenüber 3,3 bei den Hub-Teilnehmer*innen. Das bedeutet: Die größte Herausforderung liegt in der Konzeption einer Veranstaltung, die den virtuellen Teilnehmer*innen „zu Hause vorm Bildschirm“ Interaktions- und Netzwerkmöglichkeiten bietet.
Der Erfolgsfaktor Disruption zeigt, dass die Faszination, der Überraschungseffekt sowie ein starkes Gemeinschaftsbewusstsein und eine starke Veränderung des Teilnehmenden selbst in der Central Hub-Veranstaltung mit einem Wert von 3,4 am stärksten ausgeprägt waren. Dieses Ergebnis ist nicht ausschließlich auf die Hybridität des Events zurückzuführen, sondern vielmehr auf die enorme Vielfältigkeit der dargebotenen Formate. In den dezentralen Hubs lag der Wert bei 3,0 und für die virtuelle Teilnahme bei 2,9.
Bei der ganzheitlichen Betrachtung des Faktors Zufriedenheit sind starke Unterschiede in Bezug auf eine durchgängige Motivation zu erkennen. Diese war im Central Hub am stärksten vorhanden, wohingegen die Teilnehmenden in den dezentralen Hubs nur schwer durchgängig motiviert werden konnten. Auch die Erwartungen an die Veranstaltung konnten im Central Hub am besten erfüllt werden, gefolgt von den Remote-Teilnehmenden und den Hub-Teilnehmenden. Insgesamt gaben die Berlin-Teilnehmer*innen mit 3,8 die beste Bewertung ab, in den dezentralen Hubs und für die virtuelle Teilnahme wurden jeweils 3,5 erreicht.
In der Gesamtbetrachtung wird deutlich, dass der Faktor Networking bei allen Arten von Teilnehmer*innen die niedrigsten Werte erzielte. Die hohe Bewertung für den Disruptionsfaktor am zentralen Hub zeigt dagegen, dass die BOCOM-Angebote in ihrer Vielfalt und Ausgestaltung dort am stärksten punkten konnten, was für die Intensität des Live-Erlebnisses spricht. Die Tatsache, dass die Bewertung der Zufriedenheit bei den verschiedenen Teilnahme-Gruppen jedoch nicht so große Unterschiede aufweist wie andere Erfolgsfaktoren, lässt die Rückfrage zu, ob diese jeweils mit unterschiedlichen Erwartungen an die Veranstaltung herangehen. Zukünftige Forschung sollte daher untersuchen, ob digitale Teilnehmer*innen überhaupt den Anspruch haben, auf der Veranstaltung zu netzwerken oder ob dies kein vordergründiges Ziel ist und sie sich deshalb erst für die digitale Teilnahme entschieden haben.
Der hybride, räumlich-verteilte Kongress BOCOM und seine durch die DBU geförderte Begleitforschung wurde durch umfangreiche Kommunikationsmaßnahmen begleitet. Darunter:
Highlight-Videoclip:
https://vimeo.com/user143627037
Blogartikel auf der Website des GCB:
https://www.gcb.de/de/germany-meetings-magazin/lets-talk-gcb/testlab-bocom-was-wir-gelernt-haben-1/
https://www.gcb.de/de/germany-meetings-magazin/lets-talk-gcb/testlab-bocom-2/
Mehrere Pressemitteilungen (deutsch- und englischsprachig), Artikel und Interviews in Fachmedien, Newsletter-Veröffentlichungen und ausführliche Social-Media-Kommunikation (LinkedIn, Twitter, Instagram, Facebook) im gesamten Projektzeitraum.
Vorträge und Präsentationen zu BOCOM (digital und analog):
XING Events Webinar, April 2020
AIPC Annual Conference, September 2020
Kongressinitiative Nürnberg, Oktober 2020
Planet IMEX, October 2020
ICCA Congress, November 2020
FIEXPO, November 2020
GBTA Convention, November 2020
Chemnitz Marketing Club, November 2020
PharMed Ideenwerkstatt, Januar 2021
MCI Germany, Januar 2021
SITE Global Conference, Februar 2021
Keenes International Management Summit, Februar 2021
Workshop-Reihe mit VR Business Club, Februar 2021
VCH Hotels Präsentation, Februar 2021
Cvent Germany Webinar, März 2021
HSMA Regionaltagung, März 2021
ITB, März 2021
VerPra, März 2021
Intergastra, März 2021
Helms Briscoe Destination Update, April 2021
Tourism of Tomorrow, April 2021
Netzwerktreffen Osnabrück, Mai 2021
DWIF Jahrestagung, Mai 2021
Kundenworkshop Karlsruhe Convention Bureau, Mai 2021
Branchentag Dresden, Mai 2021
AIPC, Juni 2021
8. MICE Tagungstreff Schleswig Holstein, Juni 2021
MICE TIC-Day, Juni 2021
Tagungspool Harz, Juni 2021
Deutsche Messe, Juni 2021
GCB Learning Lab, Juli 2021
Meet Hybrid Münster, Juli 2021
Travel Innovation Club, Juli 2021
Hessen MICE Net, Juli 2021
PCMA EduCon, Juli 2021
Conference Direct, Juli 2021
Eröffnung HCC, September 2021
Jahreshauptversammlung Ringhotels, September 2021
IHG Hackathon, Oktober 2021
FH Westküste, Oktober 2021
Netzwerktreffen Rostock, Oktober 2021
Greenmeetings & events Konferenz, 28. Oktober 2021
Konferenz Eventforschung, TU Chemnitz, 29. Oktober 2021 , inkl. Konferenzband
Ignite Conference London, November 2021
DenkZeitEvent, November 2021
Präsentation Design Offices, November 2021
Czech Tourism Conference, November 2021
General Manager Insights, November 2021
IWH Heidelberg, Dezember 2021
Vortrag Hochschule Worms, Dezember 2021
Die vergleichende Bewertung der beiden Eventformate räumlich-verteilt und analog ergibt, dass eine dezentrale und digitale Durchführung die Treibhausgasemissionen signifikant reduzieren kann. Besonders positive Effekte sind dabei in den Bereichen Mobilität und Übernachtungen zu erzielen, die durch die physische Anreise bzw. Anwesenheit der Teilnehmer*innen bei rein analogen Veranstaltungen sonst eher zu den emissionsintensiven Bausteinen zählen. Auch zeigt sich, dass der Energieverbrauch (insgesamt 0,39 Tonnen CO2e) bei der hybriden Organisation nur geringfügig steigt und der notwendige umfassende Technikeinsatz diesen nicht, wie man es erwarten könnte, massiv nach oben treibt. Damit ermöglicht Hybridität durch die virtuelle Teilnahme eine enorme Reichweitenerhöhung bei vergleichsweise geringem zusätzlichem Energiebedarf.
Mit dem isolierten Blick auf den Aspekt ökologischer Nachhaltigkeit allein ist es allerdings nicht getan, wenn es Ziel sein soll, eine erfolgreiche Veranstaltung zu organisieren, die alle Teilnehmer*innen inspiriert. Die BOCOM-spezifische Analyse der Erfolgsfaktoren für Veranstaltungen hat gezeigt, dass die reine Wissensvermittlung auch im virtuellen Umfeld und damit in einem hybriden Veranstaltungsformat gut funktioniert. Mehr Nachhaltigkeit, wie sie mit hybriden Events erreicht werden kann, steht erfolgreichen Veranstaltungen aus Perspektive der Wissensvermittlung also nicht im Wege. Das bei Events so entscheidende Networking genau wie die positive Disruption des Alltags funktionieren allerdings nach wie vor besser in einem physischen Umfeld. Für Veranstalter bedeutet das: Die Maxime der Nachhaltigkeit muss sorgfältig mit den Veranstaltungszielen abgewogen werden. Gleichzeitig können Veranstalter bei physischen Veranstaltungen, wenn Austausch und Vernetzung im Mittelpunkt stehen sollen, über die genaue Prüfung von Location und Partnern hinsichtlich der Energieeffizienz Einfluss auf die Nachhaltigkeit nehmen.
Grundsätzlich gilt, dass das gewählte Veranstaltungsformat immer von der Zielsetzung – dem „Purpose“ – der Veranstaltung abhängt. Oftmals lässt sich eine optimale Nachhaltigkeitsperformance kombiniert mit einer optimalen Zielerreichung nicht in ein und demselben Format abbilden. Hier liegt es stets im Ermessen des Veranstalters, worauf der Fokus gelegt werden soll. In jedem Fall ist es unumgänglich, im Vorfeld alle Maßnahmen zu ergreifen, um die erzeugten Treibhausgasemissionen jeder Veranstaltung so gering wie möglich zu halten und die nicht vermeidbaren durch zertifizierte Klimaschutzprojekte zu kompensieren. Verfolgt der Veranstalter die Maxime der maximalen Nachhaltigkeit als vorrangiges Ziel, kann ein räumlich-verteiler, hybrider Kongress durchaus eine sinnvolle Wahl sein. Jedoch müssen dann „Einbußen“ bei eventuellen anderen Zielen wie bspw. dem Netzwerken oder der Disruption akzeptiert werden. Umgekehrt müssen höhere CO2-Emissionen akzeptiert werden, wenn der Purpose der Veranstaltung das Netzwerken in den Fokus stellt. Beide Ansprüche können nicht gleichzeitig gleichwertig bedient werden und müssen daher durch den Veranstalter priorisiert werden.
Der Ansatz, eine dezentrale Veranstaltung hinsichtlich ökologischer, sozialer, edukativer und ökonomischer Aspekte zu untersuchen und sie daraufhin mit einer zentralen Veranstaltung zu vergleichen, um daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten, ist für die deutsche und internationale Tagungs- und Kongresswirtschaft disruptiv und dadurch neu und innovativ. Dadurch wird den Megatrends Nachhaltigkeit und Digitalisierung Rechnung getragen und das Ziel des GCB, Deutschland als innovativen und nachhaltigen Tagungs- und Kongressstandort auch zukünftig international an der Spitze zu positionieren, aktiv vorangetrieben.
Weitere Forschungsansätze ergeben sich aus den sich stetig weiter entwickelnden Technologien. So könnte in Zukunft beispielsweise untersucht werden, inwieweit hybride Formate durch neue Technologien wie AR, VR, Avatare, Hologramme etc. noch erweitert werden können, um den Teilnehmenden neue Erlebnisse zu bieten und damit weniger positiv bewertete Erfolgsfaktoren wie Disruption und Netzwerken zu optimieren. Neben der Wirkung dieser Technologien auf die Teilnehmenden, sollten zukünftige Forschungsprojekte sich auch damit auseinandersetzen, wie die Tagungs- und Kongressbranche und ihre Akteure – mittels neuer Formate, Technologien oder anderer Ansätze – dazu beitragen können, dass die Emissionen so weit reduziert werden können, dass das „1,5-Grad-Ziel“ erreicht werden kann.