Projekt 35120/01

Nachhaltige Quartiersentwicklung im Wohnviertel idlochovice (Tschechien)

Projektdurchführung

Passivhauszentrum e. V. Centrum pasivního domu, z.s.
Údolní 33
CZ-60200 Brno

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Vision des Projektes ist der Bau eines intelligenten, zukunftsorientierten Stadtviertels, welches zum Klimaschutz beiträgt und den Bewohnern das Leben im Einklang mit den Nachhaltigkeitsprinzipien mit einem minimalen Ressourcenverbrauch und gleichzeitig mit der Einhaltung des Lebensniveaus bietet. Die Planung eines solchen Stadtviertels muss mit der bewussten Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsprinzipien und einer komplexer Nutzung von innovativen Prozessen / Methoden / Technologien (wie z.B. integrierte Planung, partizipative Planung, Auswertung des Lebenszyklus, offener internationaler Architekturwettbewerb), intelligenten Lösungen (wie z.B. Minimierung des Energieverbrauches beim Betrieb, Klimaanpassung – Vermeidung von Wärmeinseln, Senkung von CO2 – Emissionen und weiterer Schadstoffe, effizientes Wassermanagement, erneuerbare Energien und Smart Grids) und moderne Technologien (wie z.B. digitale Steuerung von intelligenten Netzen, Nanotechnologie zur Wasser- und Luftreinigung, Internet of things, Zusammenstellung von Angaben für ihre weitere Nutzung bei der Planung und Steuerung mit Hilfe der künstlichen Intelligenz, sich entwickelnde digitale Modelle Blockchain u.a.).
Das Hauptziel des Projektes besteht in der modellhaften Entwicklung eines innovativen Konzeptes für den Bau eines neuen Wohnviertels mit der begleitenden Infrastruktur, welches energie- und ressourceneffizient unter Berücksichtigung sozialer Auswirkungen und Partizipation der Bürger ist.
Der Gegenstand des Projektes besteht in der Entwicklung einer optimalen Lösung für die Nutzung des Interessengebietes / des Standortes (mit der Fläche von 3,4 ha) im Norden der tschechischen Stadt Židlochovice (3.803 Einwohner, 25 km südlich von Brno, Bezirk Südmähren, Tschechische Republik).



Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt wurde in zwei aufeinander folgenden Phasen durchgeführt: Vorbereitung / Zusammenstellung von Grundlagen und architektonische und städtebauliche Lösung (Bebauungskonzept).
In der ersten Phase wurde der Projektplan in einer partizipativen Sitzung den Bürgern vorgestellt. In der Folge wurde eine Arbeitsgruppe mit Experten aus den Bereichen Soziologie, Energie, Wasserwirtschaft, blau-grüne Infrastruktur, Verkehr und intelligente Städte eingesetzt. Diese Gruppe legte für jeden Fachbereich Teilziele fest und beschrieb dann detailliert die möglichen Lösungsoptionen sowie empfohlene Lösungen für den Standort Smart Lichy. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe wurden kontinuierlich mit Klaus Siegl aus Freiburg abgestimmt. In der ersten Phase fand eine Exkursion nach Freiburg statt, an der Vertreter der Stadt, einige Experten und Architekten teilnahmen. Die daraus resultierende Machbarkeitsstudie wurde beim zweiten partizipativen Treffen mit den Bürgern von Židlochovice vorgestellt, bei dem die größte Diskussion über die Verkehrslösung geführt wurde. Die Machbarkeitsstudie diente als Grundlage für die Vergabe eines öffentlichen Auftrags zur Auswahl eines Architekten, der die städtebauliche Lösung (Bebauungskonzept) erarbeiten sollte.
Die zweite Phase bestand in der Auswahl eines Architekten im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung. Die Ausschreibung wurde in zwei Phasen durchgeführt. In der ersten Phase, an der 22 Bewerber teilnahmen, wählte die Jury fünf Bewerber aus, die auf der Grundlage des vorgelegten Portfolios in die zweite Phase kamen. Gegenstand der zweiten Phase war die Ausarbeitung der städtebaulichen Lösungsvorschläge. Die endgültigen Lösungsvorschläge wurden der Jury präsentiert, welche dem Stadtrat empfahl, den Vertrag über die Erstellung des Bebauungskonzeptes mit dem Architektenbüro Pel?ák und Partner abzuschließen. Während der Erstellung des Bebauungskonzeptes fanden zwei Treffen mit Bürgervertretern statt, die zu teilweisen Änderungen führten.

Das Bebauungskonzept wird dem Stadtrat und dem Stadtparlament vorgelegt und dem Auftragnehmer Eintragung in das Register von Bebauungskonzepten übergeben. Anschließend wird eine Änderung des Bebauungsplanes für die Stadt Židlochovice vorgenommen.



Ergebnisse und Diskussion

In der ersten Phase wurde die Machbarkeitsstudie mit folgenden Zielen erstellt:
- funktionale Nutzung des Standortes - insbesondere Wohnen mit 80-120 Wohneinheiten, wobei unterschiedliche Formen (EFH, MFH) und Eigentumsformen (Eigenheim und Miete) vertreten sind
- gemeinsame Lösungen zur Förderung eines umweltfreundlichen Lebensstils zu ermöglichen
- flexible Lösungen, die die Umwandlung von Dienstleistungs- in Wohnräumen und umgekehrt ermöglichen
- Erreichen der Kohlenstoffneutralität im Energieverbrauch für den Gebäudebetrieb
- Einsparungen von 50 % des am Standort verbrauchten Trinkwassers und 50 % des vom Standort abgeleiteten Abwassers, wodurch ein lokaler Wasserkreislauf entsteht
- Erhaltung eines günstigen Mikroklimas und Förderung der Artenvielfalt
- Maßnahmen zur Vermeidung des Verkehrsaufkommens, Begrenzung der Anzahl der eigenen Fahrzeuge und der Verkehrsflächen, Gestaltung des öffentlichen Raums vorrangig für den nicht motorisierten Verkehr
In der Machbarkeitsstudie wurden mögliche Lösungen zur Erreichung der einzelnen Ziele aufgezeigt.
In der zweiten Phase wurde das Architektenbüro Pel?ák und Partner im Rahmen eines öffentlichen Ausschreibungsverfahrens ausgewählt, um einen Bebauungskonzept zu erstellen, die die vorgeschlagenen Ziele berücksichtigt.



Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Während des gesamten Projekts fanden 2 partizipative Treffen mit Bürgern und 2 Treffen mit Vertretern von Bürgern statt. Insgesamt wurden mindestens 280 Artikel über das Projekt mit einem GRP-Wert von über 150 veröffentlicht. Das Projekt wurde auf 15 Veranstaltungen vorgestellt, darunter auf 3 Veranstaltungen mit internationalem Publikum. Das Projekt gewann den 2. Platz im E.ON Energy Globe Wettbewerb, den 2. Platz im Smart Cities Wettbewerb und war einer der 8 Finalisten des SDGs 2021 Award.
Das Projekt ist zu einem der inspirierenden Projekte für andere kommunale Vertreter geworden.
Die CzechInvest-Agentur wird das Projekt als Beispiel für gute Praxis vorstellen und das gesammelte Know-how weiter verbreiten und andere Kommunen zu nachhaltigen und intelligenten Lösungen inspirieren. Es fanden auch Gespräche mit Vertretern der Gemeinde Trojanovice und der Stadt ?eská Kamenice statt, die ein ähnliches Projekt vorbereiten und an einem Austausch unserer Erfahrungen interessiert sind.



Fazit

Das Projekt verlief mit geringfügigen Änderungen, die hauptsächlich auf die COVID-19-Pandemie zurückzuführen waren, wie geplant, und die erwarteten Ergebnisse wurden erreicht. Die Einzigartigkeit des Projekts in der Tschechischen Republik wird durch das große Medieninteresse belegt. Auch dank des Projekts ist die Stadt Židlochovice dem Konvent der Bürgermeister für Klima und Energie beigetreten.

Übersicht

Fördersumme

116.990,00 €

Förderzeitraum

29.10.2019 - 30.10.2021

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Umweltkommunikation