Projekt 34918/01

Weschnitz Dialog Kommunikation und Beteiligung beim Management von Renaturierungsmaßnahmen entlang der Weschnitz

Projektdurchführung

Gewässerverband Bergstraße
An der Weschnitz 1
64653 Lorsch

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das anwendungsorientierten Projekt Weschnitz Dialog hat das vom Gewässerverband Bergstraße getragene Vorhaben der Deichsanierung und Renaturierung an der Weschnitz zwischen Biblis und Einhausen zwei Jahre begleitet. Übergeordnetes Ziel war es, die Renaturierung der Weschnitz durch breite Akteursbeteiligung in der Ausgestaltung der Deichsanierung und Bürgerbeteiligung im begleitenden Monitoring nachhaltig zu gestalten und langfristig zu sichern. Maßnahmenplanung und -umsetzung sollten für die Öffentlichkeit transparenter und verständlicher vermittelt werden, um eine höhere Akzeptanz für Maßnahmen der EU-WRRL in der Bevölkerung zu erreichen, Hemmnisse bei der Maßnahmenumsetzung
zu bearbeiten und somit den Umsetzungsprozess zu beschleunigen. Dies erfolgte durch die Anwendung
lokal angepasster Informations- und Beteiligungsstrategien in projekteigenen Veranstaltungen und Dialogformaten. Zielgruppe der geplanten Kommunikations- und Beteiligungsstrategien waren die allgemeine Öffentlichkeit, insbesondere Anwohner*innen und wichtige Akteursgruppen (insbesondere aus den Bereichen Landwirtschaft und Naturschutz) im Einzugsgebiet, die von Hochwasserschutz- und Gewässerentwicklungsprojekten betroffen sind.
Aufbauend auf einer Erweiterung und Evaluation von Instrumenten und Methoden für Dialogformate, wurde ein überarbeiteter Instrumentenkatalog zur Kommunikation und Beteiligung für zukünftige Projekte bereitgestellt.



Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Arbeitsschritte und angewandten Methoden im Rahmen von Weschnitz Dialog waren in zwei Module untergliedert an denen alle drei Projektpartner beteiligt waren:
• In Modul A („Deichdialoge“) wurden anhand einer sozial-ökologischen Konfliktanalyse zunächst relevante
Akteure, ihre Ziele, Kommunikationsstrategien und Konflikte mit anderen Akteuren identifiziert und analysiert. Semistrukturierte Interviews und Textanalysen (Diskursanalyse/ Argumentenanalyse) von Medienberichterstattungen bildeten dabei den methodischen Schwerpunkt. Die Konflikttypen (Interessenskonflikte,
Wertekonflikte, Wissenskonflikte, Beziehungskonflikte, Verfahrenskonflikte), welche die tieferliegenden Motivationen der Interessensgruppen in Bezug auf den Konfliktgegenstand
zusammenfassen wurden analysiert. Aus den Ergebnissen wurde abgeleitet, welche Akteure für eine Teilnahme in welchen Dialogformaten wichtig sind und welche Ziele durch eine Beteiligung erreicht werden sollen. Darauf aufbauend wurden geeignete Kommunikations- und Beteiligungsformate identifiziert und umgesetzt. Mit einer Online-Informations- und Beteiligungsplattform wurde die Möglichkeit geschaffen, über die Webseite Kontakt zwischen Bürger*innen, Wissenschaftler*innen, Behörden etc. herzustellen, sich über Belange des Gewässerschutzes zu informieren und Entscheidungsvorgänge transparenter zu machen. Beobachtungen interessierter Bürger*innen an der Weschnitz zu Natur und Nutzung sowie Ausgestaltungsvorschläge zu Maßnahmen aus den Dialogen wurden im Projektverlauf über die Online-Beteiligungsplattform zugänglich gemacht und diskutiert.
• In Modul B („Citizen Science“) wurde ein partizipatives Monitoring des Zustands der Weschnitz (insbesondere
der Wiederansiedlungserfolge mit Fischen) entwickelt, das durch Schülergruppen unter Anleitung des Gewässerverbands mit Ausrüstung des beantragten Naturforscherlabors und unter Einbeziehung umweltpädagogischer Aktivitäten des Geo-Naturparks durchgeführt wurde. Damit wurde die bereits vom Geo-Naturpark unterstützte Naturparkschule um ein weiteres kontinuierliches Angebot ergänzt. Das Monitoring bedient den Bedarf des Gewässerverbandes nach Information zu den Wirkungen der bisher durchgeführten Maßnahmen und wurde von Aktionstagen und Online Veranstaltungen der Projektpartner an der Naturparkschule begleitet.



Ergebnisse und Diskussion

Modul A:
Die Ergebnisse der Konfliktanalyse zeigten auf, dass eine Angleichung der unterschiedlichen Wissensbestände
der beteiligten Parteien und die Vertiefung des gegenseitigen Verständnisses von Konflikten durch eine Gegenüberstellung der unterschiedlichen Betroffenheit, Interessen und Ansprüche, eine zentrale Rolle bei der Konfliktbearbeitung einnimmt. Basierend auf diesen Ergebnissen wurden geeignete Dialogformate für eine zielgruppen- und problemorientierte Konfliktbearbeitung identifiziert, sowie Themen, zu denen die beteiligten Akteur*innen eine ausreichende Offenheit mitbrachten, um gemeinsam
nach Lösungen zu suchen. Insgesamt wurden während der Projektlaufzeit fünf Dialogveranstaltungen durchgeführt, darunter zwei größere Öffentlichkeitsveranstaltungen und drei Stakeholder-Workshops. Der Fokus hierbei lag auf Wissens- und Verfahrenskonflikte um naturschutzfachliche Belange. Neben der Umweltbildung zielten die Veranstaltungen darauf ab, das Wissen der unterschiedlichen beteiligte Akteure anzugleichen, das gegenseitige Verständnis von Konflikten zu vertiefen und schließlich die Konfliktbearbeitung anzustoßen. Um Bürger*innen über Belange des Gewässerschutzes zu informieren und
Entscheidungsvorgänge transparenter zu machen, wurde eine interaktive Informations- und Beteiligungsplattform
erstellt. Die Online-Plattform ist unter www.weschnitz-dialog.de verfügbar, ergänzt durch eine Android App, welche die mobile Erfassung von Beobachtungen registrierter Nutzer*innen ermöglicht. Auf der Webseite werden wissenswerte Informationen über die Weschnitz (Geschichte, Renaturierung, Flora, Fauna, Monitoring) gesammelt und Zusammenhänge zwischen Umwelt und Gesellschaft
vermittelt. Registrierte Nutzer*innen können eigene Beobachtungen am Fluss direkt auf der Webseite oder über die App eintragen (z.B. Tierbeobachtungen, Pflanzen, Umweltbelastungen) und sich mit Anderen darüber austauschen. Die Webseite liefert Hintergrundinformationen über die Deichsanierung und Renaturierungsmaßnahmen entlang der Weschnitz zwischen Biblis und Einhausen.
Modul B:
Die Naturparkschule Rimbach beteiligte sich mit einem langjährig angelegten Gewässermonitoring der Weschnitz am Projekt. Die Entwicklung des Konzeptes für das partizipative Monitoring erfolgte in enger Abstimmung mit den Projektpartnern von Weschnitz Dialog und der Naturparkschule. Die regelmäßigen Untersuchungen werden mit AGs und Kursen durchgeführt, die Ergebnisse auf der interaktiven Informations- und Beteiligungsplattform eingestellt und für die Öffentlichkeit über ein Dashboard verfügbar gemacht. Seit Sommer 2021 werden regelmäßig Proben genommen, aus denen wichtige hydrochemische,
aber auch biologische Parameter zur Gewässergüte- bestimmung bestimmt werden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

• Flyer und Poster: Um die wichtigsten Informationen bezüglich des Projekts kurz und kompakt zusammenzufassen
und der Öffentlichkeit näher zu bringen, wurden zwei Projektflyer und ein Projektposter
erstellt.
• Webseite & App: Im Rahmen des Forschungsprojekts Weschnitz Dialog entstand die gleichnamige
interaktive Informations- und Beteiligungsplattform: www.weschnitz-dialog.de (s. Zwischenbericht).
• Pressemeldungen: Während der Projektlaufzeit gab es insgesamt 12 Pressemeldungen und eine
Radio-Meldung im Zusammenhang mit dem Projekt Weschnitz Dialog sowie zwei Pressemitteilungen.
• Öffentlichkeitsveranstaltungen: Informationsveranstaltung für Bürger*innen zur geplanten Maßnahme
am 02.03.2020; Abschlussveranstaltung „Diskussionsabend: Zurück zur Natur? Wie die Renaturierung
unserer Gewässer sozial-ökologisch gestaltet werden kann“ am 15.06.2021; Veranstaltung
am Hessischen Tag der Nachhaltigkeit „Unsere Weschnitz: Exkursion mit Dialog und Aktion“ am
10.09.2020.
• Veröffentlichungen: Frick-Trzebitzky, Fanny/Katja Brinkmann/Katharina Koböck/Stefan Liehr/Thomas
Fickel (2021): Sozial-ökologische Konfliktanalyse zur Deichsanierung entlang der Weschnitz zwischen
Biblis und Einhausen. ISOE-Materialien Soziale Ökologie, 64. Frankfurt am Main: ISOE - Institut für
sozial-ökologische Forschung



Fazit

Erweiterte und zielgerichtete Kommunikations- und Beteiligungsformate können einen wesentlichen Beitrag
zu einer schnelleren Umsetzung von geplanten Maßnahmen leisten. Der im Projekt Weschnitz Dialog
ausgearbeitete Instrumentenkatalog für die Kommunikation und Beteiligung liefert hierfür Empfehlungen
und Beispiele. Für die Anwendung dieses Instrumentariums ist jedoch die Bereitstellung von finanziellen
und fachlichen Ressourcen erforderlich, um die Prozessverantwortlichen bei der Umsetzung der
EU-WRRL zu unterstützen. Schulungen zur Umsetzung moderner Beteiligungsformate für Behördenmitarbeiter
erleichtern die Umsetzung und erhöhen die Effizienz der Maßnahmen.

Übersicht

Fördersumme

124.312,00 €

Förderzeitraum

24.04.2019 - 24.06.2021

Bundesland

Hessen

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik